Rund 39 Millionen Euro für Sicherung der Kulturvielfalt
- Erschienen am - PresemitteilungKulturministerin Manja Schüle hat heute gemeinsam mit Franziska Siedler, Leiterin des kommunalen Eigenbetriebs Kloster Chorin, und Andreas Walz, Geschäftsführer der Jugendkulturfabrik Brandenburg e.V. und Vorstandsvorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur, das Unterstützungsprogramm für Kultureinrichtungen im Land Brandenburg präsentiert. Für das Programm sind ab sofort Anträge möglich. In der nächsten Woche startet zudem ein Stipendienprogramm für freiberufliche Künstlerinnen und Künstler. Für beide Programme stehen insgesamt bis zu 38,9 Millionen Euro bereit.
Kulturministerin Manja Schüle:
„Die Corona-Krise trifft unsere Kultureinrichtungen hart: Öffentliche Konzerte sind verstummt, Theaterbühnen verwaist, Filmveranstaltungen abgesagt, Bücherlesungen verlegt – und dennoch laufen Kosten für Gehälter, Mieten und Verwaltung weiter. Und auch für freiberufliche Künstlerinnen und Künstler werden die Räume für eine künstlerische Betätigung zunehmend enger. Mit unserem Unterstützungsprogramm für die Kultureinrichtungen wollen wir die gravierendsten Einnahmeausfälle abfedern und die Einrichtungen so stabilisieren, dass sie eigenständig weiterbestehen können. Mit unserem Stipendienprogramm wollen wir die Kulturschaffenden entlasten und ihnen die weitere künstlerische Betätigung ermöglichen. Dafür stellen wir rund 39 Millionen Euro bereit. Damit sichern wir die vielfältige Kulturlandschaft Brandenburgs“, sagte Manja Schüle. „Mit den Landesprogrammen setzen wir unser Engagement zur Unterstützung der Kultur in Zeiten von Corona fort. Bereits im März haben wir beschlossen, sowohl unsere institutionelle Förderung von Kultureinrichtungen wie geplant fortzusetzen als auch bereits beantragte Projektförderung weiter fortzuführen. Und vor einem Monat haben wir die Online-Plattform www.kultur-bb.digital gestartet: Alle mit dem Hashtag #KulturBB markierten Videos, Streams, Podcasts, Audiofiles, Tweets und Nachrichten werden automatisch auf dieser Seite veröffentlicht. Der Vorteil: Kulturschaffende können ihre digitalen Formate auf einem zentralen Portal präsentieren, die Nutzer können gezielt ihr Kulturprogramm auswählen – ohne Ansteckungsgefahr“, so Ministerin Schüle. „Aber: Kultur lebt vom Miteinander. Deswegen mein Aufruf: Jeder kann mit kleinen Taten und Gesten zum Erhalt unserer kulturellen Vielfalt beitragen, mit Spenden, mit dem Kauf von Gutscheinen, mit dem Verzicht auf Erstattung von Tickets für ausgefallene Veranstaltungen. Brandenburg steht für Optimismus, Kreativität und Durchhaltevermögen – lassen Sie uns das gemeinsam beweisen.“
Finanzministerin Katrin Lange:
„Der Mensch lebt bekanntlich nicht vom Brot allein. Und Brandenburg ist ein Land von erfreulich großer kultureller Vielfalt. Das gilt von Wittenberge bis Senftenberg. Corona bringt nun aber auch das kulturelle Leben in unserem Land fast zum Erliegen. Das ist ein ganz bitterer Befund. Vor diesem Hintergrund startet das Land nun ein Hilfsprogramm für Kultureinrichtungen und Künstler. Dass wir hierfür insgesamt knapp 40 Millionen Euro in die Hand nehmen, findet meine ausdrückliche Unterstützung als Finanzministerin. Nicht allein für die Wirtschaft, sondern auch für die Kultur in Brandenburg gilt: Es darf in der Krise nichts kaputtgehen, was Zukunft hat. Wir standen in unserem Land auch in der Kultur noch nie vor einer derartigen Herausforderung wie jetzt – und vor diesem Hintergrund ist die Finanzhilfe nicht nur zu rechtfertigen, sondern klar zu begrüßen. Es gilt grundsätzlich: Man spart nicht gegen die Krise an – und das neue Hilfsprogramm setzt diese richtige Maxime auch für das Kulturleben in Brandenburg um.“
Franziska Siedler, Leiterin des kommunalen Eigenbetriebs Kloster Chorin:
„Das ehemalige Kloster Chorin ist ein sehr lebendiger Ort. Rund 85.500 Gäste besuchten es im vergangenen Jahr. Seit Mitte März ist es deutlich ruhiger in den rund 750 Jahre alten Backsteinmauern – und mit Ausbleiben der Veranstaltungen und Gruppenreisen wird das in dieser Saison so bleiben. Als Landesimmobilie wird das Klostergelände mittels eines Besitzüberlassungsvertrages mit dem Land von der Gemeinde Chorin betrieben. Der kommunale Eigenbetrieb muss alle Personal- und Betriebskosten selbst erwirtschaften. Das gelang in den letzten Jahren durch ein vielseitiges Betriebskonzept aus Vermietung für Veranstaltungen, Konzerten, Theater, Führungen für Gruppenreisen, Museumsarbeit und eigenen Veranstaltungen. Doch wenn – bis auf die Einnahmen der Tagesgäste – alle anderen Einnahmen Corona-bedingt ausfallen, fehlen rund zwei Drittel unserer Gesamteinnahmen. Diesen enormen Ausfall kann die Gemeinde Chorin nicht tragen. Die bisherigen Programme waren nicht wirksam. Das Corona-Hilfsprogramm stabilisiert die fragile Lage des kommunalen Eigenbetriebes hoffentlich und hilft, die guten Grundlagen für eine museale und touristische Nutzung zu erhalten.“
Andreas Walz, Geschäftsführer der Jugendkulturfabrik Brandenburg e.V. und Vorstandsvorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur:
„Für die Soziokultur- und die Festivalszene im Land Brandenburg ist der größte anzunehmende Schaden bereits eingetreten: Konzerte, Theater, Kino und Festivals, einen regulären Veranstaltungsbetrieb, wird es in diesem Sommer nicht mehr geben. Vermutlich werden wir bis zum Jahresende keine komplette Öffnung der Clubs erleben. Das bedeutet einen totalen Einnahmeausfall bei fortlaufenden Kosten. Am Ende dieses für viele kurzen Weges steht oft die Insolvenz. Darüber hinaus entsteht für die Akteur*innen ein Rechtfertigungszwang, weil diese Art von Festival- und Clubkultur, aber eben auch Kinos und Theater, häufig als ‘am ehesten verzichtbar‘ deklariert wird – eine Denkweise, die trotz aller Alternativlosigkeit einen grundsätzlichen Mangel an Anerkennung offenbart. Die Kultur in ihrer Wesensart und Ausprägung ist grundsätzlich unverzichtbarer Gesellschaftskitt. Welche Normalität wäre denn herstellbar ohne diese Livemusikstätten, Kulturanbieter und Festivals?“, so Walz. „Wir begrüßen das Hilfsprogramm des Landes als ernstzunehmende Möglichkeit, die soziokulturelle Club- und Festivallandschaft in Brandenburg zu erhalten. Sowohl die Kurzfristigkeit, als auch der Umfang machen deutlich, dass hier der Anspruch besteht, die gemeinnützigen Kultureinrichtungen des Landes Brandenburg umfassend zu sichern.“
Die Corona-Hilfe für Kultureinrichtungen richtet sich an kommunale Kultureinrichtungen und gemeinnützige kulturelle Vereine sowie Stiftungen und Gesellschaften. Das Land stellt bis zu 35 Millionen Euro aus Mitteln des Corona-Rettungsschirms bereit, um anteilig Einnahmeausfälle bei öffentlichen und privaten gemeinnützigen Kultureinrichtungen und Kulturträgern auszugleichen. In einer ersten Antragsrunde können sich Einrichtungen aus dem Land Brandenburg die Hälfte ihrer Einnahmeausfälle, die zwischen dem 11. März und dem 31. August entstehen, ersetzen lassen. Investitionen und Ausstattungsmaßnahmen sind nicht förderfähig. Die Corona-Hilfen ergänzen die bereits laufenden Hilfsprogramme des Landes und des Bundes. Die entsprechende Richtlinie, das Antragsformular sowie weitere Informationen sind ab sofort online abrufbar.
Für das Stipendienprogramm für freiberufliche Künstlerinnen und Künstler stehen rund 4 Millionen Euro bereit. Die entsprechende Richtlinie, das Antragsformular sowie weitere Informationen werden in der kommenden Woche veröffentlicht.
Das Kultur- und Wissenschaftsministerium stellt alle aktuellen Informationen zu den Auswirkungen der Corona-Krise bereit. Per Twitter werden unter https://twitter.com/mwfkbrb aktuelle Entwicklungen und Entscheidungen kommuniziert.