Rund 1,6 Millionen Euro für sieben neue kulturelle Ankerpunkte
- Erschienen am - PresemitteilungDas Erfolgsprogramm wird ausgeweitet: Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat heute in Reckahn (Landkreis Potsdam-Mittelmark) den ersten Förderbescheid zum Start neuer regionaler kultureller Ankerpunkte an Dr. Silke Siebrecht-Grabig, Leiterin der Reckahner Museen, für das Projekt ‘Transformation des Rochow Kulturensembles Reckahn‘ übergeben. Träger des Projekts ist die Stiftung ‘Der Kinderfreund‘ Victoria D. v. Rochow-Litscher. Das Land finanziert das Projekt in Reckahn von 2024 bis 2026 mit insgesamt 249.000 Euro.
Kulturministerin Manja Schüle:
„Wenn wir über Kultur im ländlichen Raum reden, brauchen wir keine neuen Opernhäuser oder Staatstheater – wir müssen vor allem bestehende Strukturen, Einrichtungen und Akteure vor Ort stärken. Deswegen haben wir 2021 die kulturellen Ankerpunkte erfunden: Zusammenschlüsse von Kultureinrichtungen und lokalen ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren, die wir gezielt stärken, damit sie sichtbarer werden und einen Entwicklungssprung machen können. Übrigens bundesweit einmalig. Und weil das Programm so erfolgreich ist, machen wir natürlich weiter. Ich freue mich sehr, dass wir mit den sieben neuen Projekten die letzten weißen Flecke auf der Landkarte tilgen können: Künftig gibt es in jedem Landkreis mindestens einen Ankerpunkt – auch in Potsdam-Mittelmark: Die Stiftung ‘Der Kinderfreund‘ wird in ihrem Ankerpunkt nicht nur weiterhin Kultur, Bildung und Denkmalpflege fördern, sondern das Kulturensemble in Reckahn als regionalen Treffpunkt für viele weitere Nutzer öffnen. Damit knüpft Reckahn an seine glorreiche Geschichte an: Der frühere Adelssitz war schon im 18. Jahrhundert Ausgangs- und Ankerpunkt der Kultur, der Reformpädagogik, der Aufklärung – im ländlichen Raum, abseits der preußischen Metropolen. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen eindrucksvoll: Das Angebot der Vernetzung und der gezielten Entwicklung von Stärken, Schwerpunkten und Zukunftsmodellen ist passgenau auf die Bedarfe in den Regionen zugeschnitten und trifft den Nerv der Zeit. Ich bin überzeugt: So hat Kultur Zukunft.“
Silke Siebrecht-Grabig, Leiterin der Reckahner Museen und des Rochow Kulturensembles Reckahn:
„Wir freuen uns riesig über die Förderung und das dadurch ausgesprochene Vertrauen in unsere bisherige Arbeit. Danken möchte ich auch dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und der Gemeinde Kloster Lehnin, die die Entwicklung unserer Museen und des Kulturensembles über so viele Jahre unterstützen. Gleichzeitig freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Kulturinitiativen und Vereinen, der Kirchengemeinde sowie ehrenamtlichen Personen und Vertretern der Kreativszene aus Reckahn, Messdunk, Krahne und Golzow. Das geförderte Projekt beabsichtigt, den Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaften nachhaltig zu fördern, einen Beitrag zu regionaler Stärke und Autonomie zu leisten und Identität zu stiften. Schließlich geht es um nichts weniger als um eine bessere gesellschaftliche Teilhabe und ein vielfältiges kulturelles Leben für alle Altersgruppen in diesen Dörfern.“
Mit der Förderrichtlinie für Regionale Kulturelle Ankerpunkte hat das Kulturministerium 2021 erstmals ein ganz auf die Kulturentwicklung im ländlichen Raum gerichtetes Förderprogramm aufgelegt. Das Besondere an dem Förderprogramm: Statt kurzfristiger Projektförderungen garantiert das Land Planungssicherheit für drei Jahre und statt kleiner Summen für Einzel-Projekte werden große Summen bereitgestellt, um Strukturen vor Ort zu erproben und zu stärken. In einer ersten Förderrunde wurden neun Projekte ausgewählt, die von 2021 bis 2024 insgesamt 3,3 Millionen Euro erhalten. In der zweiten Förderrunde wurden jetzt sieben weitere Ankerpunkte in den Landkreisen ausgewählt, in denen es bislang keine gab. Dafür stellt das Land für die kommenden drei Jahre weitere 1.635.000 Euro bereit. Die sieben neuen Ankerpunkte erhalten bis Ende 2026 jeweils jährlich 70.000 bis 83.000 Euro. Das Land übernimmt 80 Prozent der Projektkosten. Die Kofinanzierung von 20 Prozent kann von der kommunalen Seite, aber auch von Dritten erbracht werden. Die kulturellen Ankerpunkte werden aus den Regionen heraus entwickelt und getragen. Sie sollen über einzelne Kultureinrichtungen hinausgehen und insbesondere ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Akteure in die Angebote einbinden. Bedingung für die Bewerbung waren ein qualifiziertes Konzept und eine positive Stellungnahme des zuständigen Landkreises. Vorgaben für inhaltliche Schwerpunkte, Formate, Programme oder Aktivitäten wurden nicht gemacht. Eine externe Fachjury hat die Anträge bewertet und Förderempfehlungen ausgesprochen. Einige Projekte beginnen bereits im Herbst 2023, andere im Januar 2024. Eine Liste mit den neu ausgewählten Projekten findet sich in der Anlage.
Zu den Reckahner Museen gehören das Rochow-Museum und Schulmuseum Reckahn. Im ehemaligen Herrenhaus der Familie von Rochow befindet sich das 2001 eröffnete Rochow-Museum Reckahn mit einer Dauerausstellung über das Wirken der Familie von Rochow und insbesondere des Pädagogen, Agrar- und Sozialreformers Friedrich Eberhard von Rochow (1734-1805). Das Museum veranstaltet regelmäßig Sonderausstellungen, Konzerte, Lesungen und Vorträge. Das Schloss wird zudem auch als Begegnungs-, Tagungs- und Weiterbildungszentrum der Universität Potsdam genutzt. Zum Ensemble gehört auch die ehemalige Schule, die seit 1992 das Schulmuseum Reckahn beherbergt, das die Geschichte der ersten preußischen Musterschule aus dem 18. Jahrhundert zeigt. Das gesamte Ensemble aus Barockschloss (1729), Renaissancebau (1605), Schulhaus (1773), Barockkirche (1741), Park (1730), Grabstätten (um 1800) und Erbbegräbnis mit Grabkapelle (um 1910) ist als Kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung eingestuft. Das Land fördert die Reckahner Museen im Rahmen des Museumsstrukturprogramms in diesem Jahr mit 46.000 Euro, um eine strukturelle Stärkung in den Arbeitsbereichen Sammlung und Bibliothek sowie Kulturelle Bildung und Museumspädagogik zu ermöglichen.
Weitere Informationen: www.reckahner-museen.byseum.de