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Rund 11.000 Euro für Hachschara-Projekt

- Erschienen am 31.05.2022 - Presemitteilung 183
Hachschara-Stätte in Steinhöfel-Neuendorf

Kulturministerin Manja Schüle hat heute am Rande der Kabinett-vor-Ort-Sitzung im Landkreis Oder-Spree zwei kulturelle Ankerpunkte besucht. Zuerst sah sie sich den Kreativort Haus des Wandels e.V. in Steinhöfel-Heinersdorf als Teil des vom Kulturministerium geförderten Ankerpunkts ‘DoK 15518 – Dorfkunst 15518‘ an. Im Anschluss besuchte sie die frühere Hachschara-Stätte in Steinhöfel-Neuendorf als Teil des Ankerpunkts ‘Campus Kultur – Burg Beeskow‘ und übergab einen Förderbescheid in Höhe von 11.419 Euro an Kamila Pałubicka vom Verein Kulturerben für das Projekt ‘Wenn Orte sprechen können – Stimmen einer Jugend auf Hachschara – Ein Audioguide entsteht‘.

Kulturministerin Manja Schüle:

„Ich habe heute mit dem Kreativort ‘Haus des Wandels‘ in Steinhöfel-Heinersdorf und der früheren Hachschara-Stätte auf dem Gutshof Neuendorf zwei beeindruckende Ankerpunkt-Projekte kennengelernt. Sie stehen für die Zukunft der Kulturentwicklung im ländlichen Raum. Ich bin überzeugt: Eine zukunftsfähige Kulturpolitik und Kulturförderung in und für Brandenburg können wir nicht allein von Potsdam aus entwickeln. Dafür brauchen wir die Regionen mit ihren Erfahrungen, Stärken und Bedarfen. Deswegen haben wir 2020 regionale Kulturkonferenzen für die Erarbeitung einer neuen gemeinsamen Kulturstrategie gestartet. Und deswegen haben wir das Ankerpunkte-Förderprogramm zur Stärkung von Kultur in ländlichen Räumen entwickelt, eng abgestimmt mit zahlreichen Kultur-Akteuren. Mit den kulturellen Ankerpunkten wollen wir dazu beitragen, dass sich lebendige Kulturorte aus den Regionen heraus entwickeln, vor Ort Strahlkraft entfalten und Akteurinnen und Akteure vernetzen. Mit dem Programm gehen wir bundesweit neue Wege: Statt kurzfristiger Projektförderungen garantieren wir eine Planungssicherheit über drei Jahre, statt kleiner Summen für Einzel-Projekte stellen wir große Summen bereit, um Strukturen vor Ort zu erproben und zu stärken. Dass zwei von neun Ankerpunkt-Projekte im Landkreis Oder-Spree zu finden sind, zeigt, wie gut sich der Landkreis als Kulturregion aufgestellt hat. Und es zeigt: Das Angebot der Vernetzung und der gezielten Entwicklung von Stärken, Schwerpunkten und Zukunftsmodellen ist passgenau auf die Bedarfe in den Regionen zugeschnitten und trifft den Nerv der Zeit“, so Ministerin Schüle. „Ich freue mich auch sehr, dass wir das Audioguide-Projekt von Schülerinnen und Schülern zur früheren Hachschara-Stätte in Neuendorf unterstützen können. Das Landwerk Neuendorf wurde 1932 gegründet, um junge Jüdinnen und Juden auf die Ausreise nach Palästina vorzubereiten – später wurde Neuendorf als NS-Zwangsarbeits- und Sammellager für Deportationen missbraucht. Ich bin dem Verein Kulturerben aus Eberswalde dankbar dafür, dass er diesen noch immer weitgehend unbekannten authentischen Ort mit seinem Projekt ins öffentliche Bewusstsein hebt und ihm wieder eine Stimme gibt.“

Mit der Förderrichtlinie für Regionale Kulturelle Ankerpunkte hat das Kulturministerium erstmals ein ganz auf die Kulturentwicklung im ländlichen Raum gerichtetes Förderprogramm aufgelegt. Die kulturellen Ankerpunkte sind aus den Regionen heraus entwickelt worden. Das Land stellt dafür in den kommenden drei Jahren insgesamt 3,25 Millionen Euro bereit. Die insgesamt neun regionalen kulturellen Ankerpunkte erhalten bis Ende 2024 jeweils jährlich 100.000 bis 150.000 Euro.

Mit dem Ankerpunkt ‘DoK 15518 – Dorfkunst 15518‘ entsteht ein soziokulturell nachhaltiger Kulturknotenpunkt. Akteure sind LandKunstLeben e.V. als Träger sowie die Vereine Haus des Wandels e.V. und ZUSANE e.V. als Kulturorte. Zum gemeinsamen Programm gehören unter anderem Residenzprogramme, mit denen etwa Kooperationsprojekte von Künstler*innen mit lokalen Handwerker*innen und Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden sollen. Sogenannte Landschwärmer*innen entwickeln zudem gemeinsam mit Nachbar*innen und lokalen Gruppen kooperative Arbeits- und Aktionsformate. Ziel ist, dass sich Nachbar*innen im Landkreis in einer gemeinsamen Kulturarbeit vernetzen. Das ‘Haus des Wandels‘ ist ein Teil des Ankerpunkts. Die ehemalige Berufsschule mit ihren mehr als 60 Zimmern und Seminarräumen, einem großen Saal mit Bühne, sowie einem weiträumigen Außengelände möchte insbesondere Künstler*innen und Kreativen einen selbstbestimmten Ort zum Arbeiten, Lernen und Dasein schaffen. Das Kulturministerium unterstützt den Ankerpunkt mit insgesamt rund 300.000 Euro.

Mit dem Ankerpunkt ‘Campus Kultur – Burg Beeskow‘ will sich der Kulturort Burg Beeskow weiter in den ländlichen Raum hinein öffnen. Angelehnt an die Jahresthemen des neuen ‘museums oder-spree‘ entstehen an wechselnden Orten in den Kreisen Oder-Spree und Märkisch-Oderland temporäre Campus-Orte in leerstehenden Liegenschaften und im öffentlichen Raum, den Architekt*innen und Handwerker*innen, Künstler*innen und lokale Kulturakteur*innen gemeinsam mit ortsansässigen Vereinen und Initiativen und unter Mitwirkung von Schulklassen und interessierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erschließen und gestalten. Die Ergebnisse der temporären ‘Kulturlabore‘ werden auf einer jährlichen Kulturkonferenz vorgestellt. Als Campus-Ort ist für dieses Jahr das Landgut Neuendorf im Sande als ehemalige jüdische Hachschara-Stätte mit dem dort ansässigen Verein ‘Geschichte hat Zukunft – Neuendorf im Sande e.V.‘ vorgesehen. Der Gutshof in Neuendorf im Sande ist die einzige ehemalige Hachschara-Stätte in Deutschland, in der einige der historischen Bauwerke noch erhalten sind. Das Kulturministerium unterstützt den Ankerpunkt mit insgesamt rund 410.000 Euro.

Die Landesregierung macht im Rahmen des nach zweijähriger pandemiebedingter Pause im April 2022 wieder gestarteten Formates ‘Kabinett vor Ort‘ bis zum kommenden Jahr in allen 18 Landkreisen und kreisfreien Städten Station, um mit Landrät*innen und Oberbürgermeistern über aktuelle Themen und gemeinsame Vorhaben zu sprechen. Der Auftakt der Reihe war am 26. April im Landkreis Uckermark. In den heutigen Beratungen zwischen der Landesregierung und dem Landkreis Oder-Spree ging es unter anderem neben der Wirtschaftsentwicklung auch um die kulturellen Ankerpunkte im ländlichen Raum, die Wiederherstellung der weltberühmten Klosteranlage in Neuzelle und neue Museumsprojekte.