Rund 46 Millionen Euro für Denkmale in Brandenburg
- Erschienen am - PresemitteilungKulturministerin Dr. Manja Schüle und Infrastrukturminister Rainer Genilke haben heute in Potsdam gemeinsam mit Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg die Bilanz zur Denkmal-Förderung 2023 im Land Brandenburg vorgestellt. Siegfried Sonntag, Geschäftsführer der Glauer Hof – Inklusion leben gGmbH, hat das Sanierungsprojekt für den unter anderem mit Mitteln der Denkmalhilfe sanierten Glauer Hof in der Friedensstadt Weißenberg (Landkreis Teltow-Fläming) präsentiert. René Wilke, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder), berichtet über den Umbau und die denkmalgerechte Sanierung des Rathauses – das derzeit größte Einzelvorhaben der Städtebauförderung im Land Brandenburg.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 46 Millionen Euro aus Mitteln des Kulturministeriums sowie des Infrastrukturministeriums in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen investiert. Eine ähnlich hohe Summe steht in diesem Jahr bereit.
Kulturministerin Dr. Manja Schüle:
„Nachhaltig, ästhetisch, gut: Brandenburgs Kirchen und Klöster, Gutshäuser und Fabrikantenvillen, Bauernhäuser und Scheunen machen aus unseren Städten architektonische und touristische Kleinode – zumindest, wenn denkmalgeschützte Gebäude instandgesetzt sind oder werden. Unverzichtbar ist dabei die Denkmalpflege mit ihrem nachhaltigen Dreiklang aus Erhalten, Renovieren und Sanieren. Mit unserer Novelle des Brandenburgischen Denkmalschutzgesetzes im vergangenen Jahr machen wir auch deutlich, dass Denkmalschutz und erneuerbare Energien nicht unvereinbar, sondern ein Gebot der ökologischen Nachhaltigkeit sind. Ich freue mich sehr, dass aus meinem Haus rund 23 Millionen Euro in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmalen geflossen sind. Doch was wären Brandenburgs Denkmalschutzprojekte wie der Glauer Hof in Teltow-Fläming ohne seine vielen, oft ehrenamtlich Engagierten? Bei weitem nicht so erfolgreich in unserer Gesellschaft verankert! Wir als Land unterstützen den Denkmalschutz mit verschiedenen Förderprogrammen – und damit auch Nachhaltigkeit, Ressourcen- und Klimaschutz sowie regionale Identität.“
Infrastrukturminister Rainer Genilke:
„Die Förderung von Denkmalschutz und Stadtentwicklung haben das gleiche Ziel: lebenswerte Orte in Brandenburg zu erhalten, weiterzuentwickeln und den vielfältigen Herausforderungen anzupassen. Dazu gehört auch eine klimagerechte Stadtentwicklung. Mit Blick auf das ambitionierte Ziel Brandenburgs, bis 2045 klimaneutral zu werden, müssen sich auch die Städte damit auseinandersetzen, wie sie ihre denkmalgeschützte Bausubstanz und -struktur erhalten aber auch energetische und wirtschaftliche Anforderungen berücksichtigen. Für die vergangenen mehr als 30 Jahre können wir eine positive Bilanz ziehen. Es ist gelungen, das baukulturelle Erbe Brandenburgs zu erhalten und weiterzuentwickeln. Unsere Städte und Gemeinden sind attraktiv für die Menschen vor Ort und die zahlreichen Gäste, die das Land besuchen. Dabei gehört der städtebauliche Denkmalschutz zu den wesentlichen Aufgaben der Stadtentwicklung und wird im Rahmen aller Programme der Städtebauförderung unterstützt. Mit dem Bund-Länder-Programm ‚Lebendige Zentren‘ haben wir das zentrale Förderinstrument, mit dem wir den Erhalt, die Sanierung und Nachnutzung von Denkmalen und Bausubstanz mit historischer Bedeutung im städtebaulichen Zusammenhang umfassend unterstützen können. Dafür stellen wir von 2023 bis 2027 weitere gut 23 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel zur Verfügung. Wir unterstützen jedoch auch das Verständnis und die Wertschätzung für unser baukulturelles Erbe, beispielsweise mit dem Baukulturjahr 2023 und der Verleihung des Baukulturpreises an die ‚Kulturweberei‘ in Finsterwalde oder dem Schulprogramm ‚denkmal aktiv‘ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.“
Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg:
„Die Förderung des Landes, des Bundes und von Stiftungen helfen uns sehr, die Resilienz der Baukultur im Land Brandenburg innerhalb des Klima- und Strukturwandels zu stärken. Die 200-jährige Erfahrung bei der Erhaltung der Denkmale, die zwei Prozent der gesamten Bausubstanz im Lande ausmachen, kann wichtige Informationen für die vielen anstehenden Fragen des Umgangs mit den anderen 98 Prozent. der Bausubstanz liefern. Das gilt auch für die Ergebnisse eines Ende 2023 abgeschlossenen, zweijährigen Erfassungsprogramms der Industriekultur in der Lausitz und für die seit drei Jahren erfolgreich laufende Kampagne der Erfassung der baubezogenen Kunst der Ostmoderne.“
Das Kulturministerium hat die Sanierung von Denkmalen im Jahr 2023 mit insgesamt rund 23 Millionen Euro Landesmitteln unterstützt.
Rund 13,3 Millionen Euro flossen an Stiftungen für den Erhalt ihrer Bausubstanz:
- Rund 11,4 Millionen Euro gingen an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg für den Erhalt ihrer historischen Bauten und Gartenanlagen (Investitionsförderung 1.347.000 Euro; Sonderinvestitionsprogramm mit rd. 10,041 Millionen Euro, u.a.: Sanierung Kleines Schloss Babelsberg, Neubau und Sanierung Parkrevier in Sanssouci, Meierei im Park Sanssouci).
- Rund 90.000 Euro flossen an die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Sanierung des historischen Baubestandes.
- Rund 1,6 Millionen Euro bekam die Stiftung Fürst Pückler Museum Branitz.
- 490.000 Euro gingen an die Stiftung Stift Neuzelle für die weitere Instandsetzung der Klostergebäude und des Barockgartens.
- Stiftung Kleist Museum: Die Sanierungsmaßnahme am Historischen Gebäude des Kleist-Museums wurde 2023 mit insgesamt 603.830 Euro gefördert (Bund: 465.300 Euro, Land: 138.530 Euro). 2024 sollen die 2021 gestarteten Bauarbeiten mit einer neuen Fassadengestaltung abgeschlossen werden; die Gesamtkosten betragen rund 2,2 Millionen Euro (jeweils Hälfte Land/Bund).
- Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf: Die Sanierungsmaßnahmen an Schloss und Garten Wiepersdorf (Ufersanierung, Wegebau, Maler- und Tischlerarbeiten) haben 2023 begonnen und enden in diesem Jahr. 2023 wurden die Arbeiten mit 370.000 Euro (jeweils Hälfte Land/Bund) unterstützt; die Gesamtkosten betragen 650.000 Euro (jeweils Hälfte Land/Bund).
Aus der Allgemeinen Kulturförderung hat das Schloss Altdöbern für vorbereitende Maßnahmen zur Hüllensanierung am Neoromanischen Anbau 250.000 Euro erhalten. Das Land hat in Höhe von 1.280.400 Euro die Wiederherstellung und Neugestaltung des Innenraums der St. Marien-Andreas-Kirche Rathenow Bundesfördermittel kofinanziert, mit weiteren 395.000 Euro bauvorbereitende Maßnahmen am Joachimthalschen Gymnasium Templin unterstützt. 25.000 Euro aus Lottomitteln gab es für die Sanierung der Torkapelle und des Tors des Zinsterzienserklosters Lehnin.
Mit rund 3,95 Millionen Euro wurden Kirchen, Religionsgemeinschaften und Kommunen 2023 bei der Sanierung von sakralen Gebäuden und jüdischen Friedhöfen gefördert:
- Rund 2,18 Millionen Euro gingen im Rahmen des Staatskirchenvertrages an die Evangelische Kirche; damit konnten 26 Kirchensanierungen unterstützt werden. Die Katholische Kirche erhielt 150.000 Euro.
- Rund 1,53 Millionen Euro gingen an den Brandenburger Dom.
- Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche erhielt 15.000 Euro für eine Baumaßnahme in Jabel.
- Für Sanierungsmaßnahmen auf den denkmalgeschützten verwaisten jüdischen Friedhöfen in Schwedt (Oder) und Joachimsthal wurden rund 11.600 Euro eingesetzt.
- Aus Lottomitteln des Landes Brandenburg in Höhe von 60.300 Euro wurden die Restaurierung des Altarbildes in der Neuen Kirche in Potsdam-Golm, die Orgelsanierung in der St. Nikolai-Kirche in Bad Liebenwerda und die Ausstattung der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack mit einer Akustikanlage gefördert.
Rund 2,9 Millionen Euro standen für Denkmalförderprogramme bereit:
- Mit rund 1,3 Millionen Euro wurde das Bundesprogramm zur Erhaltung national wertvoller Kulturdenkmale kofinanziert. Gefördert wurden Maßnahmen z. B. an der Kirche St. Nikolai in Jüterbog, beim Südwestkirchhof in Stahnsdorf, der Ofenfabrik in Velten und am Joachimsthalschen Gymnasium in Templin.
- Zudem wurden im Rahmen der Denkmalhilfe rund 1,61 Millionen Euro für die Sicherung von bedrohten Denkmalen ausgezahlt und 43 dringende Projekte gefördert.
Projekt Glauer Hof
Der Glauer Hof wurde 1922 als eines der ersten Gebäude der Friedensstadt Weißenberg (Trebbin, Teltow-Fläming) nach Plänen des Architekten Willy Fromholz errichtet. 1935 wurde die Friedensstadt vom nationalsozialistischen Regime enteignet und für militärische Zwecke genutzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog die Sowjetische Armee in die Friedensstadt. Der Glauer Hof diente neben seiner ursprünglichen Bestimmung als Wohngebäude außerdem als Poststelle, Laden und Schule für die Siedlerkinder. Nach Rückgabe der Liegenschaft durch das Bundesvermögensamt 1994 nutzte zunächst die Johannische Kirche das Gebäude zu Wohnzwecken und für den Verlag ihrer Kirchenzeitung ‘Weg und Ziel‘. Seit 2012 stand das denkmalgeschützte Gebäude leer. Die Glauer Hof – Inklusion leben gGmbH übernahm 2020 das Gebäude, um es zu sanieren. Ziel des Projekts ist die Förderung des Zusammenlebens von Menschen mit und ohne Behinderung. Im Glauer Hof sollen etwa 20 barrierefreie Appartements entstehen, teils für Rollstuhlfahrer geeignet. Überdies sind gemeinschaftliche Begegnungsräume und Übernachtungszimmer für Betreuer vorgesehen. Die Bewohner des Hauses sollen bei einem selbstbestimmten Leben unterstützt werden. Weitere Informationen: https://www.friedensstadt-weissenberg.de/
Siegfried Sonntag, Geschäftsführer der Glauer Hof – Inklusion leben gGmbH:
„Die Herausforderung bei unserem Projekt Glauer Hof war und ist, ein Haus mit dieser Geschichte und in diesem baulichen Zustand zu sanieren und wieder einer Nutzung zuzuführen – und eine tragbare Finanzierung zu finden. Mit großem Engagement und dem ehrenamtlichen Einsatz vieler Helferinnen und Helfer gelang es, den derzeitigen Zustand herzustellen. Das haben wir außerdem der Denkmalförderung von Bund und Land, der Unterstützung zahlreicher Firmen, privater Spender sowie der gegenseitigen, achtungsvollen Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ebenen der Denkmalpflege-Behörden zu verdanken.“
Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt Brandenburger Kommunen seit 1991 bei ihrer nachhaltigen Stadterneuerung und -entwicklung. Hierfür wurden im Rahmen der Städtebauförderung bisher rund 3,9 Milliarden Euro von Bund und Land zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe von Fördermitteln aus verschiedenen Programmen konnten durch die Kommunen und privaten Eigentümerinnen und Eigentümer bereits eine Vielzahl an Denkmalen und stadtbildprägenden Gebäuden erhalten, saniert und weiterentwickelt werden.
Seit 2020 erfolgt die Förderung im Sinne des städtebaulichen Denkmalschutzes insbesondere aus dem Programm „Lebendige Zentren“. Hierfür stehen zusätzlich zu den bereits bewilligten Mitteln für 2023 bis 2027 Gelder in Höhe von rund 33,3 Millionen Euro zur Verfügung, davon sind rund 23,26 Millionen Euro für 31 Gebiete an 28 Kommunen mit historischen Stadtkernen und denkmalgeprägten Innenstadtbereichen vorgesehen. Davon werden unter anderem folgende Projekte umgesetzt:
In Kyritz liegt der aktuelle Schwerpunkt in der Stadtsanierung auf der Modernisierung und Instandsetzung des Klosterensembles. Durch einen Nutzungsmix von Bibliothek, Museum mit Lounge, Veranstaltungsräumen und Freilichtbühne im Klostergarten an der Stadtmauer, abgerundet durch den seit einigen Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft ansässigen Heimatverein, durch Kirchgarten und Klosterplatz, soll ein attraktiver Anziehungspunkt für die Menschen in Kyritz und die zahlreichen Gäste entstehen. Im Programmjahr 2023 wurden 2,075 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel für weitere Sanierungsarbeiten am Klosterensemble in der Johann-Sebastian-Bach-Straße 2 bewilligt. Der seit Jahrzehnten leerstehende ehemalige Klausurflügel soll zukünftig als Museum genutzt werden, ein Neubau mit Verbinder als Veranstaltungsgebäude dienen. Bisher wurden unter anderem der Umbau der Brennerei zur Bibliothek und die Sanierung der Stadtmauer unterstützt. Der Landeshauptstadt Potsdam wurden 1,4 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel im Fördergebiet ‘Jägervorstadt Ost‘ für die Fortsetzung der Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses mit Verwaltungscampus bewilligt. Bisher wurde das Dach, die Fenster und Teile der Fassade saniert. Mit den neuen Fördermitteln sollen die Instandsetzung der Fassaden sowie die brandschutztechnische Ertüchtigung im Innenbereich fortgesetzt sowie die Außenanlagen hergerichtet und weitere Planungsleistungen finanziert werden.
Die Unterstützung des Erhalts und der Sanierung von Denkmalen ist auch im Rahmen von städtebaulich geförderten Gesamtmaßnahmen in den beiden anderen Bund-Länder-Programmen ‘Wachstum und nachhaltige Erneuerung‘ und ‘Sozialer Zusammenhalt‘ sowie im Rahmen der EFRE-finanzierten Programme möglich. Beispielhaft können hier folgende Vorhaben genannt werden:
Im Programmjahr 2023 wurden der Stadt Senftenberg 400.000 Euro Bundes- und Landesmittel aus dem Programm ‘Wachstum und nachhaltige Erneuerung‘ für das Fördergebiet ‘Innenstadt‘ bewilligt. Die Fördermittel werden überwiegend für die Sanierung des sogenannten ‘Polenzhaus‘ (Steindamm 22) eingesetzt. Das denkmalgeschützte Gebäude von 1937 in unmittelbarer Nähe zum Schloss und zur Altstadt gelegen, wurde von der Stadt erworben und soll zukünftig als Haus für Kultur und Stadtgeschichte vom Verein für Heimatpflege betrieben und für Ausstellungen und Kulturveranstaltungen genutzt werden. 2023 wurden der Stadt Luckenwalde 1,3 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel im Teilprogramm Aufwertung überwiegend für die Fortsetzung der Sanierung des Rathauses einschließlich der Umzugskosten bewilligt. Das denkmalgeschützte Rathaus wird seit 2021 im laufenden Betrieb umgebaut. Ziel ist die Anpassung der einzelnen Gebäudeteile an die Anforderungen zeitgemäßer Arbeitsbedingungen unter besonderer Würdigung des Denkmalschutzes. Der 1. Bauabschnitt wurde fast abgeschlossen, der 2. und 3. Bauabschnitt werden bis 2024 realisiert. Der gesamte Standort an der Poststraße soll zu einem soziokulturellen Zentrum mit gesamtstädtischer Strahlkraft qualifiziert werden.
Projekt Rathaus Frankfurt (Oder)
Ein weiteres herausragendes Förderbeispiel ist der Umbau und die denkmalgerechte Sanierung des historischen Rathauses der Stadt Frankfurt (Oder). Unterstützt aus dem Programm Stadtumbau ist es das größte bzw. finanziell umfangreichste Einzelvorhaben der Städtebauförderung im Land Brandenburg. Die veranschlagten Gesamtbaukosten haben sich seit dem Baustart 2019 von rund 25 Millionen Euro auf aktuell rund 36,8 Millionen Euro erhöht. Bisher sind von Bund und Land 18 Millionen Euro Stadtumbaumittel bewilligt worden. Das Frankfurter Rathaus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Es besteht aus zwei Gebäudeteilen, dem historischen Rathaus aus dem 13./14. Jahrhundert und einem dreiflügeligen Erweiterungsbau um einen Innenhof, der 1913 fertiggestellt wurde. Der prunkvolle Südgiebel des mittelalterlichen Gebäudeteils entstand in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Zwischen 1607 und 1610 fand ein Umbau statt, bei dem unter anderem der nördliche Rathausturm im Stil der Renaissance hinzugefügt wurde. 1953 erfolgte die bauliche Wiederherstellung des zum Ende des 2. Weltkrieges zerstörten Rathauses. 1978 wurde der Neubau des 20. Jahrhunderts funktionell neugestaltet, modernisiert und baulich instandgesetzt. Der Umbau wurde 1978 mit dem Architekturpreis der DDR ausgezeichnet. Seitdem wurden keine umfassenden Sanierungsarbeiten mehr durchgeführt. Vor Beginn der Instandsetzung war der Hauptteil des Rathauses in einem sanierungsbedürftigen Zustand und entsprach nicht mehr den heutigen baulichen Standards. Zur Instandsetzung gehören die denkmalgerechte Sanierung aller Bereiche, der Wiederaufbau der historischen Dachkonstruktion, die Erneuerung der haustechnischen Anlagen, die brandschutztechnische Ertüchtigung des gesamten Gebäudes, die Barrierefreiheit im Gebäude und an den Zugängen sowie der Neubau eines eigenständigen Müllsammelgebäudes neben dem Rathaus. Es wurden Abbruchmaßnahmen und die Schadstoffsanierung durchgeführt, die Stahlkonstruktion für den Dachstuhl nach historischer Kubatur und der Dachstuhl komplett erneuert. Fenster- und Fassadensanierung sowie der Innenausbau sind bereits weitgehend abgeschlossen. Es gab eine Bauverzögerung von etlichen Monaten auf Grund verdeckter Schadstoffaufkommen und Baumängel sowie von Materialengpässen während der Pandemie. Die Fertigstellung der Rathaussanierung ist für den Frühsommer 2024 vorgesehen.
René Wilke, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder):
„Nach Beendigung der Sanierungsarbeiten, die maßgeblich vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt wurden, und dem Wiedereinzug haben wir die Möglichkeit, das Rathaus als einen Ort zu beleben, der über die Funktion eines Verwaltungssitzes hinausreicht. Die Sichtbarmachung des historischen Ursprungs verzahnt sich hier mit moderner Architektur und den Bedürfnissen einer lebendigen Stadtgesellschaft. Es entsteht ein Begegnungsraum für die Frankfurterinnen und Frankfurter, in dem Bürgernähe und Austausch für ein Miteinander sorgen sollen – kurzum: für ein Gefühl der Identifikation. Dazu gehört auch die Bewahrung der baugeschichtlichen Vergangenheit des Rathauses. Die denkmalgerechte Sanierung war zum einen mit zahlreichen erwarteten und unerwarteten Herausforderungen verbunden. Sie ist zum anderen ein wertvolles Pfund bei der Betrachtung des Endergebnisses und prägt den Charakter unseres Rathauses nachhaltig.“
Die Fotos zu den Beispielprojekten können für Veröffentlichungszwecke in der Presse und unter Angabe der Quelle genutzt und hier heruntergeladen werden.
Rund 14.000 Baudenkmale sind in der Denkmalliste des Landes verzeichnet. Von mehr als 40.000 archäologischen Fundplätzen sind etwa 11.000 als flächenmäßig abgegrenzte Bodendenkmale eingetragen. Die ältesten Bodendenkmale sind Feuersteinwerkzeuge aus der Zeit des Neandertalers vor rund 130.000 Jahren, gefunden im Braunkohletagebau bei Jänschwalde (Spree-Neiße). Das jüngste Bodendenkmal ist ein Fluchttunnel unter den DDR-Grenzanlagen von 1961 in Glienicke-Nordbahn (Oberhavel). Die ältesten Baudenkmale reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, so etwa die Klöster in Lehnin (Potsdam-Mittelmark), Zinna (Teltow-Fläming) und Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) oder der um 1200 entstandene Burgturm in Stolpe (Uckermark). Eines der jüngsten Baudenkmale ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld (Elbe-Elster) aus dem Jahr 1988.
Für Fragen des Denkmalschutzes sind in Brandenburg die 18 Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zuständig. Denkmalfachbehörde des Landes ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Wünsdorf (Teltow-Fläming).