Fontane-Literaturpreis 2025 geht an Lisa Kränzler für „Mariens Käfer“
- Erschienen am - PresemitteilungDie Fontane-Literaturpreisträgerin 2025 heißt Lisa Kränzler. Die in Dresden lebende Autorin bekommt die Auszeichnung für ihr Kunstmärchen „Mariens Käfer“. Heute haben Kulturstaatssekretär Tobias Dünow, Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle und Jury-Vorsitzender Iwan-Michelangelo D’Aprile die Preisträgerin bei einem Pressegespräch in Potsdam präsentiert. Der Fontane-Literaturpreis der Fontanestadt Neuruppin und des Landes Brandenburg wird seit 2019 alle zwei Jahre vergeben. Die mit 40.000 Euro dotierte Auszeichnung wird in Würdigung Theodor Fontanes als 24-monatiges Stipendium an Autorinnen und Autoren verliehen, die mit einem Werk erstmalig ein herausragendes öffentliches Interesse gefunden haben. Der Preis soll sie dabei unterstützen, ihren künstlerischen Weg erfolgreich fortzusetzen. Die feierliche Preisverleihung findet am Freitag, dem 06. Juni 2025, in der Kulturkirche Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) statt.
Kulturstaatssekretär Tobias Dünow:
„Es ist ein Märchen, ein Gleichnis, eine Fabel, so kunst- wie anspruchsvoll, so überraschend wie lustig: ‚Mariens Käfer‘ ist eine fein gedrechselte Geschichte über einen Käfer, der mal was erleben will. Damit hat Lisa Kränzler die Jury betört, die ihr den Fontane-Literaturpreis 2025, einen der höchstdotierten Auszeichnungen der deutschsprachigen Literatur, zuspricht. Herzlichen Glückwunsch! Ein großer Dank gilt der Jury für ihre hervorragende Auswahl! Ich bin sehr froh, dass wir als Land mit der Fontanestadt Neuruppin seit 2019 gemeinsam aufstrebende Stars am Literaturhimmel unterstützen. Und dort leuchtet nun auch Lisa Kränzler sehr hell.“
Nico Ruhle, Bürgermeister der Fontanestadt Neuruppin:
„Herzlichen Glückwunsch an Lisa Kränzler zu diesem zauberhaften Werk! Wie Theodor Fontane, Namensgeber des großen Literaturpreises und unserer Stadt, versteht sie es aufs Beste, vor den Augen des Lesenden eindrückliche Bilder zu erschaffen. In strahlenden Farben malt und formt sie die Worte und vermittelt auf ganz besondere Weise Themen wie Neugier, Freundschaft, Hoffnung, Glück und Lügerei. Die ‚Malerdichterin‘, wie Lisa Kränzler sich selbst bezeichnet, hat sich viel Zeit genommen für ihr Werk, das auf beeindruckend wenigen Seiten mit Wortgewandtheit und Faktenwissen gleichermaßen glänzt. Ihrem hohen Anspruch, ein schönes aber nicht kitschiges ‚Kunstmärchen‘ zu kreieren, wird sie voll und ganz gerecht. Das hat auch die Jury so gesehen, der mein aufrichtiger Dank gilt. Erneut hat sie mit Bravour ihre gleichermaßen spannende wie schwierige Aufgabe gemeistert. Ich freue mich nunmehr auf die Preisverleihung am 6. Juni in der Kulturkirche Neuruppin, die auch die Eröffnung der diesjährigen Fontane-Festspiele markiert. Wir sind gespannt auf außergewöhnliche Lesungen mit Lisa Kränzler, beginnend am 7. Juni um 11 Uhr im Alten Gymnasium Neuruppin. Seien Sie herzlich willkommen!"
Dr. Iwan-Michelangelo D‘Aprile, Juryvorsitzender, Vorsitzender der Theodor Fontane Gesellschaft e.V. und Professor am Institut für Germanistik der Universität Potsdam:
„In ihrem Kunstmärchen ‚Mariens Käfer‘ verbindet Lisa Kränzler moderne und tradierte Literaturmuster, Sprachstile und Kunstformen zu einem zugleich hochaktuellen wie hoch artifiziellen und originellen literarischen Werk. Sie hebt sich damit gezielt von einem allgemeinen Trend der Gegenwartsliteratur zur autobiografischen Ich-Erzählung und der bloßen „Abbildung“ der vermeintlichen Realität ab. Angesiedelt im europäischen Erinnerungsort eines in einem Renaissance-Gemälde abgebildeten Paradiesgartens, spielt die tragikomische Geschichte des titelgebenden Käfers im ersten „Märchenteil“ des Romans in der frühneuzeitlichen deutschen Provinz. Sprachlich zieht der Text die mannigfaltigsten Register: von Anklängen an den schwäbischen Dialekt und die frühneuzeitliche Volkssprache des ersten Teils bis zur schnoddrigen und punkigen Gegenwarts-Erzählung im ebenso umfangreichen zweiten Teil, in dem von heute aus in assoziativen ‘Shortcuts‘ der Schreibprozess und die Geschichte des Märchens mit Blick auf aktuelle soziale, ökonomische und ökologische Fragen reflektiert wird. Überall herrscht dabei eine sprühende und humorvolle Lust an Witz und Kalauern, neuerfundenen Wörtern und der farbenfrohen Materialität und Sinnlichkeit der Sprache vor. Theodor Fontane, zu seiner Zeit des 19. Jahrhunderts als großer Humorist selbst mit der zeitgemäßen Aktualisierung ältester Balladenformen und der Literarisierung vermeintlich provinzieller Kulturlandschaften beschäftigt, hätte wohl seinen Spaß gehabt. Mit Lisa Kränzler zeichnet die Jury des diesjährigen Fontane-Preises eine Autorin aus, die als Außenseiterin des Literaturbetriebs und Grenzgängerin zwischen den Künsten mutig in literarisches Neuland aufbricht.“
Preisträgerin Lisa Kränzler:
„In meinem Atelier leben Sirenen: 365 Tage im Jahr locken sie mich zu sich; und seit mir der Fontane-Preis zugesprochen wurde, singen sie mit Verstärker.“
Lisa Kränzler, geboren 1983 in Ravensburg (Baden-Württemberg), studierte Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und schloss 2010 mit Diplom ab. 2012 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Export A“. Es folgten „Nachhinein“ (2013), „Lichtfang“ (2014) sowie „Coming of Karlo“ (2019). Lisa Kränzler erhielt unter anderem das Märkische Literaturstipendium und den Reinhold-Schneider-Förderpreis. Die Autorin lebt in Dresden.
Zur unabhängigen Jury des Fontane-Literaturpreises gehören:
- Prof. Dr. Iwan-Michelangelo D‘Aprile Juryvorsitzender, Vorsitzender der Theodor Fontane Gesellschaft e.V. und Professor am Institut für Germanistik der Universität Potsdam
- Matthias Nawrat, Schriftsteller und Fontane-Literaturpreisträger 2023
- Hendrik Röder, Herausgeber und Geschäftsführer des Brandenburgischen Literaturbüros
- Stephan Abarbanell, Autor und ehemaliger Kulturchef des rbb
- Dr. Wiebke Porombka, Literaturredakteurin und -kritikerin, u.a. bei ZEIT, F.A.Z. und DLF
Der Fontane-Literaturpreis der Fontanestadt Neuruppin und des Landes Brandenburg hat mehrere Vorgänger. Er wurde erstmals von 1913 bis 1922 vergeben, unter anderen an Annette Kolb, Carl Sternheim und Alfred Döblin. Nach 1949 gab es zwei Fontane-Preise: Den Westberliner Preis erhielten unter anderen Peter Huchel, Günter Grass und Wolf Biermann. Den Preis des DDR-Bezirks Potsdam erhielten des Weiteren Walter Kaufmann, Christa Wolf und Helga Schütz. Im Jahr 1994 wurde der Fontane-Literaturpreis von Theodor Fontanes Geburtsstadt Neuruppin neu gestiftet. Preisträger waren unter anderen Günter de Bruyn und Friedrich Christian Delius. Seit 2010 wurde er im Zwei-Jahres-Rhythmus mit Unterstützung des Mäzens Dr. Hans E. Weber vergeben, etwa an Lutz Seiler, Moritz von Uslar und Christoph Ransmayr. 2019 wurde der Fontane-Literaturpreis erstmalig gemeinsam durch die Fontanestadt Neuruppin und das Land Brandenburg an Dr. Peggy Mädler verliehen, 2021 ging der Preis an Judith Zander und zuletzt 2023 an Matthias Nawrat.
Weitere Informationen: www.fontanepreis.de