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Spenden für bedrohtes Kunstwerk in Marienkirche Wiesenburg

- Erschienen am 29.11.2023 - Pressemitteilung 504
Spendenaktion Vergessene Kunstwerke 2023

Alle Jahre wieder: Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat heute in Potsdam mit Christina-Maria Bammel, Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Restauratorin Dörte Busch vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum, Stephan Schönfeld, Pfarrer der Kirchengemeinde Wiesenburg/Mark, sowie Hans Tödtmann vom Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. für die vorweihnachtliche Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe‘ geworben. In diesem Jahr wird zugunsten des wertvollen Epitaphgemäldes in der Kirche St. Marien in Wiesenburg (Landkreis Potsdam-Mittelmark) gesammelt.

Ministerin Dr. Manja Schüle lobt die bürgerschaftliche Initiative:

„Unsere rund 1.500 Brandenburger Dorfkirchen sind Orte der Gemeinschaft und der Begegnung. In ihnen findet ein großer Teil des sozialen Miteinanders statt – von Taufen bis Lesungen, von Gottesdiensten bis Konzerten. Der Erhalt unserer Denkmale ist und bleibt eine Mammutaufgabe, die wir als Land mit Denkmalhilfe, Denkmalpreisen und institutioneller Förderung unterstützen. Weil aber die vorhandenen Mittel oft nicht ausreichen, um auch das wertvolle Inventar zu sichern und zu restaurieren, rufen wir wieder zu Spenden für ‘Vergessene Kunstwerke‘ auf – in diesem Jahr für ein wertvolles, berührendes Gemälde in der Wiesenburger Marienkirche. Leider hat der Zahn der Zeit sehr an diesem Holztafelbild genagt – nun muss es dringend restauriert werden. Und dafür braucht es unsere Hilfe in Form von Geldspenden. Denn: Der Schutz unseres gemeinsamen kulturellen Erbes kann nur gemeinsam gelingen!“

Christin-Maria Bammel, Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz:

„In den vergangenen drei Jahrzehnten konnte viel für den Erhalt und die Instandsetzung unserer brandenburgischen Dorfkirchen erreicht werden. Oftmals jedoch reichen die vorhandenen Mittel nicht aus, auch das wertvolle Inventar zu sichern und zu restaurieren. Ich bin froh und dankbar, dass in diesem Jahr das eindrucksvolle und sehr berührende Wiesenburger Epitaphgemälde mit der Aktion ‘Vergessene Kunstwerke‘ gerettet werden soll. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und die dargestellte Szene, das Motiv, ist wohl so unbekannt und selten, dass es dadurch noch mehr an Wert gewinnt. Es erzählt uns eine sehr persönliche Geschichte. Die im Kindbett sterbende Frau, Margareta von Dießkau, reicht ihr Kind kurz nach der Geburt ihrer Familie zum Schutz, bevor sie stirbt. Und Kinder sind doch immer ein Zeichen von Hoffnung auf Frieden und Leben. Nach wie vor sind viele Kunstschätze in Dorfkirchen auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz vom Zerfall bedroht. Aus ihnen strahlt das Glaubensleben aus Jahrhunderten. Das muss erhalten bleiben, für unsere Kinder und Kindeskinder.“

Dörte Busch, Restauratorin beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum:

„Das ungewöhnliche Epitaphgemälde der Margarethe von Dießkau erzählt nicht nur die Umstände ihres Todes im Jahr 1568, es ermöglicht den Blick in ihre Lebenswelt, zeigt uns schöne Architekturdetails und Szenen aus dem Alltag – mit den Mitteln einer ganz besonderen Malerei, die so qualitätsvoll ist, dass sie neben den Werken der Cranachwerkstatt ohne weiteres bestehen kann. Diese Malerei ist jedoch bedroht: Die Malschichten lösen sich ab, wertvolle Details werden verloren gehen, wenn sie nicht in nächster Zeit an Ort und Stelle befestigt werden. Wir möchten diesen Schatz der Wiesenburger Kirche unbedingt erhalten und wieder besser sichtbar machen. Für die dringend notwendige Restaurierung werden ungefähr 26.000 Euro benötigt.“

Hans Tödtmann, Regionalbetreuer beim Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.:

„Die Erhaltung und Nutzung der Brandenburger Kirchen ist unseren Mitgliedern und Spendern eine Herzensangelegenheit. In den mehr als 30 Jahren unseres Bestehens konnten wir um die 2,2 Millionen Euro an Zuwendungen für die Instandsetzung und Erhaltung der Kirchen und ihres Inventars im Land Brandenburg einsammeln und wieder austeilen. Wir verfügen also über viel Erfahrung in der Einwerbung und Weiterleitung von Spenden. Als Förderkreis Alte Kirchen setzen wir uns mit all unseren Mitteln für den Erfolg der Spendenaktion ein und wünschen der Aktion die verdiente öffentliche Beachtung.“

Dr. Stephan Schönfeld, Pfarrer der Kirchengemeinde Wiesenburg/Mark:

„Das Epitaphgemälde für Margarethe von Dießkau zählt zu den eindrucksvollsten Ausstattungsstücken der Wiesenburger Kirche. Es gehört zum Gedächtnis unserer Kirchengemeinde, des Ortes Wiesenburg und der gesamten Region und lässt darüber hinaus die Welt des 16. Jahrhunderts mit vielen Details und Symbolen und dem schweren Schicksal einer Frau lebendig werden. Wir sind außerordentlich glücklich, dass es mit dieser Spendenaktion möglich ist, das Gemälde der Nachwelt zu erhalten.“

Die denkmalgeschützte Kirche St. Marien in Wiesenburg/Mark wurde vermutlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts als romanischer Feldsteinbau errichtet. In den Jahren 1561/62 entstand der Altar, geschaffen vom Torgauer Bildhauer Georg Schröter. Eine Turmuhr hatte die Marienkirche spätestens seit dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1696 wurde erstmals eine Orgel installiert. Der bestehende Turm im Stil der Neuromanik wurde 1879 bis 1880 errichtet. Von 1958 bis 1959 wurde die Kirche restauriert, etliche Gegenstände der Inneneinrichtung stammen aus dem Jahr 1958. In den 1990er Jahren fanden umfangreiche Sanierungsarbeiten in der Kirche statt, darunter an der Holzbalkendecke, am Kirchendach und am Turm. Später erfolgte der denkmalgerechte Neuanstrich der Holzbalkendecke und der Wände, Instandsetzungen des Kirchengestühls und der Kanzel und der Wiedereinbau restaurierter Bleiglasfenster. Außerdem wurden die Kirchenglocken restauriert.

Das Epitaph-Gemälde wurde vom Kirchenpatron Friedrich III. Brandt von Lindau für seine 1568 im Kindbett verstorbene Frau Margareta von Dießkau gestiftet. Es wurde wahrscheinlich in der Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren in Wittenberg gefertigt. Etliche Schäden erschweren es, das Gemälde in seiner Gesamtheit und mit seinen vielen Details zu betrachten. Damit diese Schäden behoben werden können, sind umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen notwendig.

Spendenkonto für die diesjährige Aktion ‘Vergessene Kunstwerke‘:
Empfänger:   Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
IBAN:              DE94 5206 0410 0003 9113 90
BIC:                 GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)
Stichwort:     Wiesenburg

Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. rufen zum 15. Mal zur gemeinsamen Spendenaktion ‘Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe‘ auf. Bei der 2022 gestarteten Spendensammlung kamen rund 10.000 Euro für die Restaurierung sakraler Kunstschätze in der Dorfkirche Blumenow (Landkreis Oberhavel) zusammen. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren rund 250.000 im Rahmen der Spendenaktionen für sakrale Kunstwerke gesammelt.

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. wurde 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet. Er setzt sich in Zusammenarbeit mit den rund 300 lokalen Kirchenfördervereinen im Land Brandenburg für die Erhaltung und Wiederherstellung von Kirchen in den ländlichen Regionen Brandenburgs ein und arbeitet eng mit der Denkmalpflege sowie mit Kirchengemeinden und Kommunen zusammen. Der Verein finanziert sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Verkauf eigener Publikationen. Seit dem Jahr 2000 ist er Träger des Projektes ‘Offene Kirchen‘ in Brandenburg und gibt die gleichnamige Jahreszeitschrift heraus. Seit 2006 veranstaltet er gemeinsam mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg das Projekt ‘Musikschulen öffnen Kirchen‘. Der Förderkreis ist per E-Mail unter altekirchen@gmx.de zu erreichen. Die Geschäftsstelle ist montags bis freitags, von 10.00 bis 14.00 Uhr, telefonisch unter 030 – 24 53 50 76 erreichbar.

Die Bilder zur diesjährigen Spendenaktion für die Marienkirche in Wiesenburg können für Veröffentlichungszwecke in der Presse hier heruntergeladen werden: https://we.tl/t-KXfKbp3BbJ (Link ist 7 Tage gültig).

Weitere Informationen: 
www.ekbo.de
www.altekirchen.de
www.bldam.brandenburg.de