Militärgefängnis ist Ort der Erinnerung und Aufarbeitung - Kulturstaatssekretär Gorholt spricht Grußwort zum 25. Jahrestag der Schließung des früheren DDR-Militärgefängnisses in Schwedt
- Erschienen amWann: Sonntag, 31. Mai 2015, 11.00 Uhr
Wo: Gelände des ehemaligen Militärgefängnisses, Breite Allee 31-33, 16303 Schwedt/Oder, Landkreis Uckermark
Was: Kulturstaatssekretär Martin Gorholt spricht ein Grußwort anlässlich des
25. Jahrestages der Schließung des ehemaligen Militärgefängnisses der DDR in Schwedt/Oder. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und insbesondere mit der Situation der Menschen in der DDR bleibt auch 26 Jahre nach der Friedlichen Revolution von besonderer Bedeutung. Das ehemalige DDR-Militärgefängnis in Schwedt spielt als zeitgeschichtlicher Erinnerungsort hierbei eine wichtige Rolle. Für jeden Angehörigen der Nationalen Volksarmee der DDR war Schwedt ein Begriff, der für Repression und Angst stand. Die Inhaftierung in Schwedt war oft willkürlich und diente auch der Disziplinierung Andersdenkender“, so Gorholt, der in seiner Ansprache besonders das Engagement ehemaliger Häftlinge für den Gedenkort würdigte. „Die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit ist ein wichtiges Anliegen der Erinnerungskultur im Land Brandenburg. Gedenkorte und Dokumentationsstätten wie das ehemalige DDR-Militärgefängnis in Schwedt aber auch die Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam oder die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus erinnern konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und informieren über die Machtstrukturen der DDR. Sie sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Bildung für nachfolgende Generationen. Gerade junge Menschen sollen für Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, sich aktiv für Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Toleranz einzusetzen.“
Im Anschluss an die Eröffnung findet eine Führung über das Gelände, eine szenische Lesung und eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen statt. Die Gedenkveranstaltung wird von der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Ulrike Poppe, gemeinsam mit der Stadt Schwedt/Oder, den Städtischen Museen Schwedt, dem Verein DDR-Militärgefängnis Schwedt und dem Schwedter Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums organisiert.
Das Militärgefängnis in Schwedt/Oder war das einzige Militärgefängnis der DDR und wurde ab 1968 zur Inhaftierung von Angehörigen der Nationalen Volksarmee und der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern der DDR genutzt. Ab 1982 wurde die Militärstrafvollzugseinrichtung Schwedt als „Disziplinareinheit 2“ vom Verteidigungsministerium der DDR weitergeführt. Zwischen 1982 und 1990 wurden rund 800 Soldaten in Schwedt interniert. Die Gründe für Inhaftierungen reichten von Straftaten wie Körperverletzung und Diebstahl über Militärstraftaten wie Befehlsverweigerung und Fahnenflucht bis zu politischen Vergehen wie „Staatsfeindliche Hetze“. Am 26. April 1990 wurde der letzte Militärstrafgefangene entlassen und am 31. Mai 1990 wurde das Militärgefängnis in Schwedt geschlossen. Die Gefangenenbaracken wurden in den 1990er Jahren abgerissen, der Sitz der ehemaligen Disziplinareinheit – bestehend aus Unterkunfts-, Schulungs- und Zellenbau sowie der Hauptwache – und der frühere Wachturm stehen unter Denkmalschutz.
Im Land Brandenburg gibt es insgesamt mehr als 70 Gedenkstätten, Erinnerungsorte und Museen, die sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen beschäftigen. Das reicht von den Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück über Schauplätze des Zweiten Weltkrieges in Halbe und den Seelower Höhen bis zu den Mauer-Stelen in Potsdam.