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Brandenburg startet ins Reformationsjubiläum

- Erschienen am 28.10.2016

2017 jährt sich zum 500. Mal Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg und damit der Beginn der Reformation. Im Land Brandenburg gibt es aus diesem Anlass zahlreiche Ausstellungen und weitere Veranstaltungen. Kulturministerin Martina Münch informierte heute gemeinsam mit Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte, Christoph Wichtmann, Geschäftsführer des Vereins Kulturfeste im Land Brandenburg, Sabine Wenzke, 1. Werkleiterin Eigenbetrieb Kulturbetriebe der Stadt Frankfurt (Oder) und Jens Katterwe, Sachgebietsleiter Kultur der Stadt Jüterbog, über einige der Aktivitäten.

Kulturministerin Martina Münch sagte: „500 Jahre Reformation ist sowohl ein vielschichtiges kultur- und religionsgeschichtliches Thema, als auch eines, das in die heutige Zeit hineinwirkt und eine hohe Relevanz für die theologische und gesellschaftliche Entwicklung besitzt. In mehreren Ausstellungen und Veranstaltungen wird die historische Entwicklung der Reformation in Brandenburg in den Blick genommen. Neben der Präsentation dieses kulturellen und geistigen Erbes und der Beförderung gesellschaftlich-theologischer Diskurse werden durch das Jubiläumsjahr alte Kloster- und Kirchenanlagen, weitere historisch bedeutsame Orte und attraktive Museen in den Blickpunkt gerückt. Von den Aktivitäten wird Brandenburg auch beim Kulturtourismus profitieren.“

Für die Dachmarke Kulturland Brandenburg bildet das Reformationsjubiläum 2017 den Schwerpunkt: „Wort & Wirkung. Luther und die Reformation in Brandenburg“ lautet der Titel, unter dem insbesondere das Alltagsleben der Menschen in den Fokus gerückt wird. Auch wenn Brandenburg nicht das Kernland der Reformation war, so geschahen reformationsgeschichtlich bedeutsame Ereignisse auf dem Boden des heutigen Bundeslandes. Hierzu zählen etwa Ablasspredigten des Dominikanermönchs Johann Tetzel in Jüterbog, die als ein Anlass für die Veröffentlichung der „Thesen“ Luthers 1517 betrachtet werden. Die von Luther angestoßene Reformation hatte auch tiefgreifende Folgen für die Mark Brandenburg, prägte die Lebenswirklichkeit der Zeitgenossen und die weitere Geschichte Brandenburg-Preußens.

Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte, erläutert dazu: „Die Reformation war kein alles umstürzender Moment, sondern ein Prozess, der seine Voraussetzungen im Spätmittelalter hat und sich über einen längeren Zeitraum konfessioneller Formierungsprozesse hinstreckt. Um diesem Prozess, dieser Vielstimmigkeit gerecht zu werden, muss man die „Reformation vor Ort“ in den Blick nehmen – im Bezugsrahmen der unterschiedlichen Territorien, Regionen und Orte. Im Mittelpunkt des Kulturland-Themenjahres 2017 stehen deshalb Projekte und Aktionen, die sich der Reformation vor Ort widmen.“

Im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam findet 2017 die Ausstellung „Reformation und Freiheit. Luther und die Folgen für Brandenburg und Preußen“ statt. In der Stadt Frankfurt (Oder) läuft das Restaurierungs- und Ausstellungsprojekt „Bürger, Pfarrer, Professoren – St. Marien in Frankfurt (Oder) und die Reformation in Brandenburg.“ Wertvolle historische Kunstschätze aus der ehemaligen Pfarr- und Universitätskirche St. Marien werden restauriert, um sie 2017 in einer groß angelegten Ausstellung zu präsentieren. Einige Kunstschätze sind Stiftungen von Frankfurter Persönlichkeiten, daher werden zugleich Vorgänge und Verhältnisse der Reformationszeit in der Ausstellung aus personengeschichtlicher Perspektive geschildert. Die Eröffnung am 5. Mai 2017 bildet zugleich die Auftaktveranstaltung zum Kulturland Brandenburg-Themenjahr.

Sabine Wenzke, 1. Werkleiterin Eigenbetrieb Kulturbetriebe der Stadt Frankfurt (Oder) erklärt: “Kaum ein anderer Ort in der Mark ist in ähnlicher Weise wie Frankfurt (Oder) geeignet, die Besonderheiten der brandenburgischen Reformation darzustellen. Denn neben der Resi­denzstadt Berlin-Cölln mit dem Berliner Kurfürstenhof als politischem Zentrum war Frankfurt mit der Universität sowie der starken, prolutherisch gesinnten Bürgerschaft ein geistiges und kulturelles Zentrum der Reformation in der Mark. Zunächst war man gegenreformatorisch eingestellt, denn es entstanden an der neu gegründeten Universität die Gegenthesen zu Luthers 95 Thesen. Frankfurt wurde zum „Antiwittenberg“. Nach dem Übertritt des kurfürstlichen Landesherrn zum Luthertum, entwickelten sich jedoch Universität und Stadt Frankfurt (Oder) nach 1539 zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt der Reformation – vorbereitet und getragen durch eine selbstbewusste Bürgerschaft, die sich schon sehr früh zum Luthertum bekannt hatte.“

Die Stadt Jüterbog realisiert gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai und dem Heimatverein „Jüterboger Land“ das Projekt „Tetzel-Ablass Fegefeuer.“ Im Mittelpunkt stehen dabei die Sonderausstellung „Tetzel-Ablass-Fegefeuer“ vom 8. September bis 26. November 2017, kuratiert von Herrn Dr. Hartmut Kühne, und das große Stadtfest „Tetzel kommt“ mit Mysterienspiel und Einzug Tetzels in die Stadt am 8. September 2017. Weiterhin geplant sind Kinovorführungen auf dem Marktplatz („Luther“ und „Michael Kohlhaas“), eine Vortragsreihe in Vorbereitung auf die Sonderausstellung sowie das Open Air Theaterspektakel „Michael Kohlhaas“ am 30. und 31. Oktober 2017, aufgeführt vom Theater 89 unter der Leitung von Hans-Joachim Frank.

Dazu Jens Katterwe, Sachgebietsleiter Kultur der Stadt Jüterbog, über einige der Aktivitäten: „Der Ablasshandel sowie die Person Johann Tetzel sind mit vielen Vorurteilen und Klischees behaftet. Wo aber enden die Tatsachen, wo beginnen die Legenden? Das Ausstellungsprojekt „Tetzel-Ablass-Fegefeuer“ greift dieses spannende Thema, das zum Auslöser der Reformation wurde, auf und zeigt die Geschichte hinter den Geschichten.“

Ebenso planen viele der 70 Mitglieder des Vereins Kulturfeste im Land Brandenburg e.V. im nächsten Jahr Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum, von einer geistlichen Abendmusik der Lutherzeit im Museum Mühlberg über Mendelssohn Bartholdys Reformationssinfonie im Kloster Chorin bis hin zur Uraufführung eines Luther-Musicals in Schwedter Theater.

Die Geschäftsstelle der Kulturfeste im Land Brandenburg, abgestimmt mit Kulturland, lädt zum Reformationsjubiläum einige hochkarätige Alte-Musik-Ensembles zu Konzerten mit Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts ein – hauptsächlich in Klosterkirchen Brandenburgs.

Die Capella de la Torre (Echo Klassik Preisträger) spielt „Luthers Hochzeitsmusiken“, die lautten compagney Berlin (Echo Klassik Preisträger) bietet ein musikalisch literarisches Konzert, das in Luthers Geisteswelt anhand von Texten Luthers einführt und das deutsche Tenorlied der Zeit vorstellt. Das italienische Ensemble Concerto Romano stellt den Aufenthalt Luthers in Rom in den Mittelpunkt des Programms. Solch ein Aufeinandertreffen der Reformation mit der katholischen Welt thematisiert auch das Konzert der Capella de la Torre „Kaiser Karl V. und die Reformation“.

Christoph Wichtmann, Geschäftsführer des Vereins Kulturfeste im Land Brandenburg, unterstreicht: „Es war nicht nur die Reformation, es war auch der Zeitgeist, der Änderungen innerhalb und außerhalb des Kirchenlebens mit sich brachte. Deshalb ist auch ein Konzert im Programm, das den Einzug der Muttersprachen in verschiedenen Ländern in die Kirchenmusik vorstellt.“ Das Ensemble „The Schoole of Night“ präsentiert daher polnische, deutsche und litauische Kirchenlieder des 16. Jahrhunderts. Mit Musik vor Luther beginnt und mit Musik der Barockzeit endet das Konzertprogramm „Mitten im Leben 1517“ mit dem Calmus Ensemble (Echo Klassik Preisträger) und der lautten compagney Berlin.

Hintergrund:

Das Reformationsjubiläum bildet deutschlandweit den Anlass für zahlreiche Aktivitäten und Vorhaben. Bundesregierung, Länder und die Evangelische Kirche Deutschland haben zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums eine gemeinsame Arbeitsstruktur geschaffen, in der neben dem Bund die Länder Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mitwirken. Zur Abstimmung und Koordinierung der Aktivitäten in Brandenburg tagt regelmäßig eine Arbeitsgemeinschaft „Reformation in Brandenburg“ unter Federführung des Kulturministeriums, in der unter anderem Vertreter der Kommunen und Landkreise, der Landeskirche, der Denkmalpflege, der Tourismus Marketing Brandenburg GmbH, der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ und der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte mitwirken.

Das Land Brandenburg fördert seit 2011 bis 2017 Vorhaben zum Reformationsjubiläum mit insgesamt 1,2 Millionen Euro. Davon profitieren neben Kulturland und den Ausstellungen in Jüterbog, Frankfurt und Potsdam unter anderem auch der 2015 abgeschlossene Aufbau des reformationsgeschichtlichen Museums MÜHLBERG 1547 sowie die im kommenden Jahr stattfindenden Sonderausstellungen „Liebe Deinen Nächsten“ im Kloster Lehnin und eine Ausstellung zu Paul Gerhard des Paul-Gerhard-Vereins Lübben.

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Datum
28.10.2016
Rubrik
PM