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Das Oderbruch ist europäisches Kulturerbe!

- Erschienen am 28.04.2022 - Presemitteilung 132
Das Oderbruch

Erfolg für das Oderbruch und für Brandenburg: Das Projekt ‘Das Oderbruch – Menschen machen Landschaft‘ erhält das Europäische Kulturerbe-Siegel. Die Europäische Kommission hat heute verkündet, dass das Projekt die Auszeichnung erhält. Begründung:

„Das Oderbruch als Kulturlandschaft ist von großem symbolischen Wert für Europa und hat eine signifikante Rolle in der Geschichte und für die Kultur Europas gespielt.“

Der Titel wird am 13. Juni 2022 offiziell in Brüssel verliehen.

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle freut sich sehr über die Entscheidung.

„Das Oderbruch ist eine einzigartige Kulturlandschaft, an der sich europäisches Kulturerbe besonders spannend nachvollziehen lässt: Menschen aus ganz Europa haben es in den vergangenen Jahrhunderten mit ihrem Wissen und ihrem Einsatz urbar gemacht, gestaltet und bereichert – ein eindrucksvolles Beispiel gelungener Integration. In der wechselvollen Entwicklung der Region spiegelt sich eindrücklich europäische Kultur-, Geistes- und Wirtschaftsgeschichte wider. Der Landkreis, das Oderbruch Museum Altranft, zahlreiche Kommunen sowie unzählige Einrichtungen, Vereine, Betriebe und Menschen haben in den vergangenen Jahren mit großer Kreativität und hohem Engagement dieses kulturelle Erbe aufgegriffen und weiterentwickelt. Damit zeigen sie: Brandenburgische Geschichte schafft nicht nur Identität vor Ort – sie weist auch in die Zukunft und steht für ein modernes Europa.“

Das Oderbruch ist ein prägnantes Beispiel für die menschliche Formung von Landschaften in der europäischen Geschichte. Als klar abgrenzbarer und mit rund fast 1.000 Quadratkilometern größter besiedelter Flusspolder Europas verfügt es über ein raumübergreifendes Wassersystem, das technische Elemente aus mehr als 250 Jahren integriert. Die Siedlungsgeschichte des Oderbruchs zeigt sich in einer außergewöhnlich hohen Dichte an gut erhaltenen Baudenkmalen und ist in Fischerdörfern, Kolonistendörfern und Loose-Gehöften bis heute deutlich erkennbar. Im Selbstverständnis freier, ihre Existenz selbst verantwortender Menschen, prägen die Kolonisten auch in der Gegenwart eine ländliche Demokratie, die sich durch eine hohe kulturelle und kommunalpolitische Vitalität auszeichnet. Seit der Preußischen Binnenkolonisation im 18. Jahrhundert ist die Bevölkerung des Oderbruchs bis heute immer wieder durch Zuwanderung bereichert worden.

Die Bewerbung wurde über mehrere Jahre von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft ‘Kulturerbe Oderbruch‘, der rund 20 Kommunen angehören, entwickelt. Das Oderbruch Museum Altranft – Werkstatt für ländliche Kultur fungierte dabei als Fach- und Koordinationsstelle. Im Rahmen einer Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes hat das Oderbruch Museum in den vergangenen Jahren das europäische Kulturerbe einzelner Orte und der gesamten Kulturlandschaft herausgearbeitet und sichtbar gemacht. Die Kulturstiftung finanziert diesen Transformationsprozess über fünf Jahre mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Das Kulturministerium hat die Neuausrichtung des Museums mit insgesamt 45.000 Euro gefördert. Weitere rund 36.000 Euro gab es in diesem und im vergangenen Jahr für das digitale Projekt ‘100 Objekte Oderbruch‘ im Rahmen des Förderprogramms zur Digitalisierung des kulturellen Erbes. Gegenwärtig fördert das Kulturministerium das Oderbruch Museum Altranft im Rahmen der Förderrichtlinie Regionale Kulturelle Ankerpunkte im ländlichen Raum mit einer dreijährigen Förderung bis Ende 2024 mit mehr als 400.000 Euro. Mit der Ankerpunkt-Förderung sollen die in den vergangenen Jahren im Oderbruch angeschobenen Prozesse sowie die Netzwerkarbeit gefestigt und weiter gestärkt werden. Weitere Informationen: https://oderbruchmuseum.de

Mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel zeichnen das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union seit 2011 Kulturdenkmale, Kulturlandschaften und Gedenkstätten aus, die die europäische Einigung, die gemeinsamen Werte sowie die Geschichte und Kultur der EU symbolisieren. Ziel ist es, das Zugehörigkeitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zur Europäischen Union zu stärken, den Zugang zum europäischen Kulturerbe zu erleichtern und das Bewusstsein für eine europäische Identität zu erweitern. Das Verfahren zur Auswahl der Stätten erfolgt in zwei Stufen: Zunächst wird auf nationaler Ebene eine Vorauswahl der Stätten getroffen – das übernimmt in Deutschland die Kultur-Ministerkonferenz nach Empfehlungen eines Expertengremiums. Danach trifft auf Ebene der Europäischen Union eine europäische Fachjury die endgültige Auswahl. Bislang wurden in Deutschland unter anderen das Hambacher Schloss, die Rathäuser von Münster und Osnabrück als Stätten des Westfälischen Friedens und die Musikerbe-Stätten Leipzigs mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.