Gedenkort Jamlitz wird erweitert
- Erschienen am - PresemitteilungDas Kulturministerium unterstützt die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (SBG) in diesem und im kommenden Jahr mit insgesamt 750.000 Euro aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO-Mittel) bei der Erweiterung des Gedenkortes Jamlitz (Landkreis Dahme-Spreewald). Mit den Mitteln soll ein Gebäude auf dem Gelände des Gedenkortes saniert und mit Arbeitsräumen, Archiv und Bibliothek für die Bildungsarbeit ausgestattet werden.
Kulturministerin Dr. Manja Schüle:
„Der Erinnerungsort in Jamlitz ist nicht nur eine Gedenkstätte, er ist auch der wichtigste Ort der Shoa in Brandenburg: Hier wurden im Februar 1945 mehr als 1.000 jüdische Häftlinge brutal ermordet – der größte Massenmord an Juden außerhalb der Hauptlager auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg. Daran soll, daran muss erinnert werden. Deswegen bin ich froh, dass wir für die weitere Entwicklung dieses Gedenkortes 750.000 Euro bereitstellen können. Und ich begrüße es, dass der Stiftungsrat der SBG erst kürzlich beschlossen hat, dass Jamlitz künftig Teil der Stiftung werden soll. Ganz besonders danke ich der Evangelischen Kirchengemeinde Lieberose und den vielen Ehrenamtlichen, die in den vergangenen Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass Jamlitz nicht in Vergessenheit gerät. Wir brauchen diese authentischen Orte wie Jamlitz für eine aktive, lebendige Erinnerungskultur, um jedweder Form von Revanchismus, Fake News und rechter Hetze entgegen zu treten. Ich bin überzeugt: Investitionen in die Erinnerungskultur sind Investitionen in die Zukunft.“
Bei der Entwicklung Gedenkortes Jamlitz arbeiten die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die Evangelische Kirchengemeinde Lieberose und Land, das Amt Lieberose, der Jugendhilfeverein KARUNA und die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Abstimmung mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland zusammen. Die nach der Deutschen Einheit errichtete Freiluftausstellung am historischen Ort des KZ-Außenlagers wurde 2018 um einen Gedenkort am authentischen Tatort in Jamlitz, den Fundamenten der Krankenbaracken, ergänzt. Im Jahr 2020 wurde die Freiluftausstellung um Biografien der Ermordeten erweitert. Künftig soll der Gedenkort in die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten integriert werden. Dazu wurde – vorbehaltlich der Haushaltsaufstellung des Bundes und des Landes – ein Stufenplan im Stiftungsrat der SBG beschlossen. Weitere PMO-Mittel stehen für den Ankauf eines Nachbargrundstücks bereit. Dort befanden sich bis 1945 die sogenannten Schonungsblocks des KZ-Außenlagers Lieberose, der historische Ort des Massakers an jüdischen Häftlingen im Februar 1945.
Im ‘Arbeitslager Lieberose‘ mussten von 1943 bis 1945 rund 10.000 KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten. Das Außenlager des KZ Sachsenhausen wurde im Laufe des Jahres 1944 zum größten Lager mit jüdischen Häftlingen auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Bei den Häftlingen, die unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen für den Bau des Truppenübungsplatzes ‘Kurmark‘ der Waffen-SS eingesetzt wurden, handelte es sich zu 95 Prozent um Juden aus allen besetzten europäischen Ländern. Vom 02. bis zum 04. Februar 1945, unmittelbar vor der Räumung des Lagers, ermordete die SS 1.342 Häftlinge in den Krankenbaracken des KZ-Außenlagers Lieberose. Von den schätzungsweise bis zu 10.000 Jüdinnen und Juden aus zwölf europäischen Ländern, vor allem aus Polen und Ungarn, überlebten weniger als 400 ehemalige Gefangene. Von 1945 bis 1947 befand sich am selben Ort das sowjetische Speziallager Jamlitz. Die DDR errichtete im Jahr 1973 mehrere Kilometer vom historischen Ort entfernt eine Mahn- und Gedenkstätte in Lieberose, wo der vornehmlich jüdischen Opfer als ‘Antifaschisten‘ gedacht wurde.
Die Mittel aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR sind grundsätzlich für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Zwecke in den ostdeutschen Bundesländern einzusetzen. Grundlage sind §20b Parteien-Gesetz DDR und der Verwaltungsvereinbarungen zwischen der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) und den ostdeutschen Ländern und Berlin.