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‘Wer ein Leben rettet… ‘

- Erschienen am 27.12.2020 - Presemitteilung 372
Gedenken ©Pixabay

Der Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise e.V. erhält insgesamt 326.844 Euro für das Ausstellungsvorhaben ‘Wer ein Leben rettet… Kinderschicksale des Verlorenen Transports‘. Das Projekt wird bis 2022 jeweils zur Hälfte aus Mitteln des Landes sowie des Gedenkstättenprogramms des Bundes finanziert.

Kulturministerin Manja Schüle:

„Die Brikettfabrik LOUISE ist nicht nur die älteste noch erhaltene Brikettfabrik Europas und ein wichtiger Standort der Industriekultur in Brandenburg. Sie ist auch – nur wenige Kilometer von Tröbitz entfernt – der richtige Ort, um an die Kinderschicksale des ‘Verlorenen Transports‘ zu erinnern. Tröbitz steht als Endpunkt des ‘Verlorenen Transports‘ in bedrückender Weise für das unvorstellbare Grauen des Nationalsozialismus. Tröbitz steht aber auch für Hoffnung und Menschlichkeit. Viele Tröbitzer halfen den befreiten Insassen des Zuges. Und bis heute gibt es enge Kontakte zwischen den Opfern und den Einwohnern und ihren Nachkommen. Das ist außergewöhnlich und ein Mut machendes Beispiel für eine aktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Mit der geplanten Ausstellung soll künftig konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale von Opfern des NS-Regimes erinnert werden – ein gutes und wichtiges Signal 75 Jahre nach Kriegsende.“

Als ‘Verlorener Transport‘ oder ‘Verlorener Zug‘ wird der letzte von drei Zügen bezeichnet, mit denen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges rund 2.400 meist jüdische Häftlinge vom Konzentrationslager Bergen-Belsen vor anrückenden britischen Truppen in Richtung Theresienstadt abtransportiert wurden. Er wurde nach zweiwöchiger Irrfahrt am 23. April 1945 in der Nähe von Tröbitz von Truppen der Roten Armee befreit. Mehr als 500 jüdische Häftlinge starben an den Folgen der KZ-Haft, an den unmenschlichen Transportbedingungen sowie an Hunger, Durst und Typhus. Die Überlebenden wurden auf Anordnung der Roten Armee in den Häusern der Tröbitzer untergebracht und versorgt. Heute befindet sich in Tröbitz ein jüdischer Friedhof, in den umliegenden Orten Schipkau, Langennaundorf und Wildgrube, in denen ebenfalls Opfer des ‘Verlorenen Zugs‘ begraben wurden, wurden Gedenkstätten eingerichtet.

Die Brikettfabrik LOUISE wurde 1882 zur Verarbeitung von Rohbraunkohle zu Briketts gegründet und bis 1938 mehrfach erweitert. Im November 1991 wurde das letzte Brikett gepresst und im Februar 1992 erfolgte nach 110 Jahren ununterbrochener Produktion die Stilllegung der Brikettfabrik. Im September 1992 wurde sie in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen. Seit 1994 kümmert sich der Verein ‘Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik LOUISE‘ um den Erhalt und den Museumsbetrieb der Anlage, um die Bergmannstradition am Leben zu erhalten. Im Rahmen eines außerschulischen Lernortes vermittelt die Schülerakademie Elbe-Elster e.V. Kindern und Jugendlichen praktische naturwissenschaftlich-technische, ökologische, künstlerische und historische Kenntnisse. Träger des Industriemuseums ist die Stadt Uebigau-Wahrenbrück. Das Land fördert die Arbeit des Museums in diesem Jahr mit 40.000 Euro.

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Ident-Nr
372
Datum
27.12.2020
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