„Ein Schatz für Frankfurt“
- Erschienen am - PresemitteilungAb sofort ist das Städtische Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) um eine Attraktion reicher. Im Odersaal sind von nun an zehn wertvolle Silberobjekte zu besichtigen, die vor einiger Zeit dank der Unterstützung zahlreicher Spenderinnen und Spender, Sponsoren sowie offizieller Förderer aus Privatbesitz erworben werden konnten.
Brandenburgs Kulturministerin Dr. Manja Schüle freut sich über den Ankauf:
„Statt Schatz im Silbersee ein Silberschatz an der Oder: Frankfurt wird um zehn wertvolle Objekte – von der Abendmahlskanne bis zum Rubelbecher – aus dem 17. und 18. Jahrhundert reicher. Das Museum Viadrina ist aufgrund seiner Grenzlage sowie seiner Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit der perfekte Ort, um die silbernen Sachzeugen aus der bewegten Geschichte Ostbrandenburgs dauerhaft zu bewahren, zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich bin froh, dass wir das Museum Viadrina beim Ankauf dieses Schatzes mit 63.000 Euro unterstützen konnten. Mein ausdrücklicher Dank gilt der Kulturstiftung der Länder sowie den zahlreichen Spenderinnen und Spendern, die den Erwerb des Silberschatzes ermöglicht haben!“
Die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Objekte sind seltene Sachzeugen aus der bewegten Geschichte Ostbrandenburgs und insbesondere der einstigen Neumark, die unter den wiederholten Bedrückungen durch Kriege eine Vielzahl ihres Kulturgutes verlor. Die Rückführung der über Jahrhunderte in der Fremde verstreuten Sammlung in ihre historische Ursprungsregion gilt als seltener Glücksfall.
Fortan werden im Städtischen Museum Viadrina ein prunkvoller Silberhumpen, die Amtskette der Küstriner Hofrichter und Bürgermeister, ein Rubelbecher aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges, eine Erdbeerschale, ein silberner Trinkbecher, eine Abendmahlskanne und eine Oblatendose sowie mehrere Abendmahlskelche dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert. Die insgesamt zehn Silberobjekte datieren zwischen ca. 1630 und 1759 und stammen aus Alt-Klücken (Stary Klukom), Arnswalde (Choszczno), Hohenziethen (Sitno), Küstrin (Kostrzyn nad Odrą), Stargard, Sonnenburg (Słońsk), Zorndorf (Sarbinowo) und Frankfurt (Oder).
Zu den Objekten im Einzelnen:
1.) Abendmahlskanne der Küstriner Marienkirche (poln. Kostrzyn nad Odrą), Küstrin 1650, von Johann Palsche, Marken BZ Küstrin und MZ J.P, ligiert, preußische Steuermarke 1809, Silber, vergoldet, Höhe 38,5 cm, Gewicht 2.100 g
2.) Oblatendose der Küstriner Marienkirche (poln. Kostrzyn nad Odrą), Küstrin 1650, Unterseite datiert 1649 (Unterseite in Zweitverwendung), ungemarkt (wohl Johann Palsche), preußische Steuermarke 1809, Silber, vergoldet, Breite 15 cm, Höhe 8 cm, Gewicht 688 g (gehört zu 1)
3.) Kelch aus der Gutskirche in Hohenziethen (poln. Sitno), Stiftung des Küstriner Festungskommandanten Ehrentreich von Burgsdorff/Georg Ehrenreich von Borchstorf (1603–1656), und seiner Gemahlin, der Liederdichterin Hedwig von der Osten (1613–1676), 1645–1652, ungemarkt, Silber, vollständig vergoldet, Höhe 22 cm, Gewicht 594,3 g
4.) Kelch der Marienkirche in Arnswalde (Neumark) (poln. Choszczno), Küstrin, 1643 von Elisabeth Sophie von Kracht, geb. von Rohr, gestiftet, Goldschmied unbekannt, preußische Steuermarke 1809, Silber, vergoldet, Höhe 21 cm, Gewicht 649,3 g
5.) Becher des Christian Montagk, Rat und Kammermeister im Meistertum Sonnenburg bei Küstrin (pol. Słońsk, Johanniter-Ballei), Küstrin (?), 1630/1640, Goldschmied unbekannt, ungemarkt, Silber, vollständig vergoldet, Höhe 7,7 cm, Gewicht 102 g
6.) Amtskette der Küstriner Hofrichter und Bürgermeister (poln. Kostrzyn nad Odrą), Küstrin, um 1640, von Christian Sonnenberg, Marken BZ Küstrin, MZ Christian Sonnenberg, Silber, teilweise vergoldet, Länge ca. 86 cm, Gewicht 455,3 g
7.) Küstriner Prunkhumpen, Küstrin (poln. Kostrzyn nad Odrą), um 1720, von Joachim Friedrich Dulitz (Meister ab 1715), Marken BZ Küstrin, MZ IFD, preußische Steuermarke 1809, französischer Einfuhrstempel 1838–1864, Silber, teilweise vergoldet, Höhe 22,5 cm, Gewicht 1.349,4 g
8.) Schale der Luise Christiane Hedwig von Burgsdorff (1708–1725), (Form: sog.„strawberry bowl“), Küstrin (poln. Kostrzyn nad Odrą), 1724 (?), von Joachim Friedrich Dulitz (Meister ab 1715), Marke MZ IFD, Silber, innen Restvergoldung, Durchmesser 19,5 cm, Gewicht 271,9 g
9.) Tummler, Frankfurt (Oder), 1758 oder später, aus einem Rubel der von den Preußen in der Schlacht von Zorndorf (poln. Sarbinowo) erbeuteten russischen Kriegskasse gefertigt, von C. Dulitz, Marke MZ C.F. Dulitz, Frankfurt (Oder), preußische Steuermarke 1809, Silber, teilweise vergoldet, graviert, Höhe 3,5 cm, Gewicht 21,2 g
10.) Kelch aus der von der Goltzschen Kirche des Gutes Alt-Klücken (poln. Stary Klukom), gefertigt aus den Schmelzklumpen eines beim Küstriner Stadtbrand von 1758 zerstörten Vorgängers, Stargard 1759, Marken BZ Stargard, MZ Daniel Valette, preußischer Steuerstempel von 1809, Silber, teilweise vergoldet, Höhe 21 cm, Gewicht 412,1 g
Ein wichtiges Motiv für den Erwerb der Sammlung sind die intensiven Kontakte, die das Museum Viadrina zu den Museen in der polnischen Nachbarregion unterhält. Mittelfristig ist es geplant, die Objekte im Rahmen von Sonderausstellungen und zur weiteren Beforschung an interessierte Museen im Nachbarland zu entleihen.
Der Ankauf der Sammlung wurde möglich durch eine Förderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie der Kulturstiftung der Länder. Vor Ort beteiligten sich am Spendenaufruf des Vereins der Freunde und Förderer des Museums Viadrina e.V. u.a. die Sparkasse Oder-Spree, deren gleichnamiger Stiftung, das IMD-Labor Oderland, der Lions-Club Frankfurt (Oder) e.V., der Rotary Club Frankfurt, der Verein Frankfurt 2003 e.V. und der Verein für die Geschichte Küstrins e.V.
Die Sammlung wurde am Freitag, den 27. Juni 2025, im Kreis der fördernden Institutionen und Privatpersonen, die den Ankauf der Sammlung ermöglichten, feierlich der Öffentlichkeit übergeben.
Für Einzelbesucherinnen und -besucher besteht ab Samstag, den 28. Juni 2025 um 11 Uhr die Möglichkeit, die Sammlung des „Neumärkischen Silbers“ in Augenschein zu nehmen. Begleitend zur Sammlung erscheint ein deutsch-polnischer Ausstellungskatalog.