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LIT:potsdam 2017 gibt Festival-Programm bekannt

- Erschienen am 27.04.2017

Die Veranstalter der LIT:potsdam haben heute das aktuelle Festival-Programm vorgestellt. Zum fünften Mal bietet das Literaturfest Begegnungen mit hochkarätigen Autorinnen und Autoren an besonderen Orten in Potsdam und Brandenburg: in historischen Parks, Gutshöfen und Villen, in Kulturinstitutionen, in der Schiffbauergasse rund ums Hans Otto Theater sowie in Potsdams Seenlandschaft, auf der Havel. Auch dieses Jahr verbindet das Festival politische Themen und persönliche Geschichten. Die künstlerische Leiterin Karin Graf betonte: „Das Festival LIT:potsdam ist kein Novitäten- und Bestseller-Festival, sondern kann es sich leisten, ausgewählten Themen und Motiven zu folgen. Diese zeigen auf so unterhaltsame wie einsichtsreiche Weise, dass Lebensphasen und Zeitalter nie periodisch aufeinander folgen, nie linear verlaufen, sondern nebeneinanderstehen und sich verschränken, der Einzelne Teil der Geschichte ist, die Geschichte den Einzelnen ausmacht.

Für die LIT:potsdam 2017 wurde Hanns-Josef Ortheil als Writer in Residence gewonnen. Zu den weiteren Festivalgästen gehören die Schriftstellerinnen und Schriftsteller Olga Grjasnowa, Christoph Hein, Navid Kermani, Donna Leon, Alain Claude Sulzer, Senthuran Varatharajah und John von Düffel, der Schauspieler und Hörspielsprecher Christian Brückner, der Schauspieler und Buchautor Hanns Zischler, die Schauspielerinnen Annett Renneberg und Natalia Wörner, der Direktor des IASS Potsdam Ortwin Renn, der Dramatiker Mario Salazar, Regisseur Volker Schlöndorff sowie der Soziologe Harald Welzer. Für Kinder und Jugendliche bietet LIT:potsdam ein eigenes umfangreiches Programm: Martin Klein initiiert Schulworkshops, Lesungen und Autorenauftritte, u.a. im VIP-Raum des Karl-Liebknecht-Stadions und im Planetarium.

Erstmals in diesem Jahr findet zusätzlich zum Literaturfest das Theaterautorentreffen „Next Stage Europe“ im Hans Otto Theater statt: ein Workshop mit Theaterautorinnen und -autoren aus Russland, Georgien, Armenien und Aserbaidschan. In einer öffentlichen szenischen Lesung werden ihre Bühnentexte vorgestellt, moderiert von Olga Grjasnowa und Mario Salazar.

Zum Festival-Auftakt, am 1. und 2. Juli, lädt LIT:potsdam erneut zur Landpartie mit Luther ins brandenburgische Reckahn ein: Schriftsteller, Theologen, Politiker und Künstler treffen sich im historischen Gutspark des Schlosses Reckahn zum Themenwochenende „Reformation und Leselust“, kuratiert von Luther-Expertin Christine Eichel. Der Politiker Heiner Geissler, der Vizepräsident der EKD Thies Gundlach, der Schauspieler Dominique Horwitz, der Dramatiker und Romanautor Moritz Rinke, die Schriftsteller Bruno Preisendörfer, John von Düffel und Feridun Zaimoglu sowie der Journalist und Sachbuchautor Willi Winkler werden unter den Reckahner Gästen sein.

Richard Gaul, Vorsitzender des Vereins lit:pots e.V., betonte: „Dank des wirklich nachhaltigen Engagements des Landes Brandenburg, der Stadt Potsdam und des breiten bürgerschaftlichen Engagements können wir auch in diesem Jahr das Festival Lit:Potsdam nicht nur ausrichten, sondern auch noch weiter entwickeln. Das Wochenende konnte verlängert werden, und im Jahr des Reformationsjubiläums dürfen wir dank der Unterstützung durch den Bund und des Landes wieder ein kleines Vorfestival in Reckahn feiern.

Kulturministerin Martina Münch würdigte das Festival LIT:potsdam als literarisches Aushängeschild der Landeshauptstadt und des Landes Brandenburg: „Mehr als 20 namhafte Schriftsteller, Schauspieler und Verleger bieten auch in diesem Jahr wieder geballtes Lesevergnügen und anspruchsvolle Debatten zu aktuellen Fragen. Das Motto ‚Starke Worte. Schöne Orte‘ ist gut gewählt – denn für starke Worte stehen die diesjährigen Teilnehmer allemal, sei es Hanns-Josef Ortheil, Volker Schlöndorff oder Heiner Geissler. Mit dem Themenwochenende ‚Reformation und Leselust‘ setzt LIT:potsdam einen zusätzlichen Akzent und verweist damit auf das für Brandenburg wichtige 500. Reformationsjubiläum. Auch der zweite Teil des Mottos passt perfekt: Uns erwarten literarische Höhepunkte an besonderen Orten wie Villen und Parks aber auch im Fußballstadion oder im Planetarium. Was mich besonders freut: Das Lesefest führt Kinder und Jugendliche auf kreative und spielerische Weise an Literatur heran. Damit ist das Festival eine willkommene Verstärkung unserer Angebote kultureller Bildung.

Fünf Jahre LIT:potsdam zeigen: Das Literaturfestival hat sich als fester Bestandteil des Potsdamer Kulturlebens etabliert. Es beweist aber auch, dass in der heutigen digitalisierten Welt weiterhin die Lust am Lesen besteht“, sagt Oberbürgermeister Jann Jakobs. „Ich freue mich, dass die Besucherinnen und Besucher wieder hochkarätige Schriftsteller an besonderen Orten zu einem breiten Themenspektrum erleben werden.

Festivalauftakt „Reformation und Leselust“ in Reckahn, 1. und 2. Juli

Das brandenburgische Reckahn ist ein Ort von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung: Erfüllt vom protestantischen Bildungspostulat und aufklärerischen Idealen, gründete Gutsherr von Rochow dort 1773 ein Dorfschulhaus. Es war eines der ersten mit reformpädagogisch geprägtem Unterricht und ließ die Reckahner Landschule zum Vorbild in Preußen und ganz Europa werden. Einen Eindruck dieser Zeit vermitteln heute historische Unterrichtsstunden im Schulmuseum sowie Führungen durch die neu gestaltete Dauerausstellung „Vernunft fürs Volk“ im Rochow-Museum. Vor diesem Hintergrund ist Reckahn ein passender Ort auch fürs Luther-Jubiläum. Bereits im 16. Jahrhundert trieb Luther die Alphabetisierung aller Stände voran. „Mit Luther erlebte das gelesene und gesprochene Wort einen immensen Bedeutungszuwachs und führte zu einer regelrechten Lesebegeisterung der Deutschen“, so Kuratorin Christine Eichel. „Auch Musik und Bildende Kunst hatten für Luther hohe Relevanz, sowohl in der Glaubenspraxis als auch für die Durchsetzung reformatorischer Ideen. Damit prägte er die kulturelle Identität unseres Landes.“

Zum Start des Themenwochenendes lädt Bruno Preisendörfer zu einer Zeitreise ein. In seinem viel beachteten Buch „Als unser Deutsch erfunden wurde“ gelingt ihm eine packende Darstellung von Luthers öffentlichem Wirken. Das private Umfeld des Reformators beschäftigt Schriftsteller Moritz Rinke. Luthers Hochzeit, für papsttreue Zeitgenossen ein Skandal, bildet den erzählerischen Rahmen seines Theaterstücks, aus dem er ausgewählte Szenen liest.

Der Festivalsonntag beginnt mit einer Lesung von Heiner Geissler aus seinem Buch „Was müsste Luther heute sagen?“. Darin fragt der bekennende Katholik nach dem Reformationsbedarf der heutigen Kirchen. Über Luthers Prägekraft für die kulturelle Identität Deutschlands diskutieren anschließend Martina Münch, Kulturministerin des Landes Brandenburg, der Theologe Thies Gundlach, Heiner Geissler und Feridun Zaimoglu. In seinem Buch „Evangelio“ öffnet Zaimoglu neue Perspektiven auf Luther und seine Zeit, die Versuchungen und Anfeindungen des Bibelübersetzers nachspürt.

Den Mythos Luther hinterfragen anschließend John von Düffel und Willi Winkler. In seinem Theaterstück „Martinus Luther“ portraitiert von Düffel den Reformator als faszinierenden „Sprachschöpfer“ und „Glaubensdolmetscher“. Luther-Biograf Willi Winkler hingegen konzentriert sich auf den „konservativen Revolutionär“ und Populisten.

Wie kaum ein anderer Theologe lebte Martin Luther die Verbindung von Sinnlichkeit und Intellekt, Theologie, Musik und Gaumenfreuden. Der Ausklang beider Festivaltage steht daher unter dem Motto „Leib und Seele“. Am Samstagabend findet ein Schlosspark-Konzert mit Familien-Picknick statt, am Sonntag trägt Schauspieler Dominique Horwitz Luthers Tischreden vor –dazu werden Gerichte aus Feld, Wald und Wiese gereicht.

Literaturfest „Starke Worte. Schöne Orte“, 5. bis 9. Juli

Unter dem Motto „Starke Worte. Schöne Orte“ initiiert das Festival LIT:potsdam literarische Begegnungen in Potsdams Kulturlandschaft:

Writer in Residence Hanns-Josef Ortheil tritt gleich in mehreren Veranstaltungen auf, spricht über seine Passionen und gibt Einblicke in seine persönliche Schreibwerkstatt. Mit dem Schweizer Autor Alain Claude Sulzer beleuchtet er Kindheitsgeschichten.

Über politische Risiken und aktuelle Bedrohungen diskutieren am 6. Juli Ortwin Renn, Direktor des IASS Potsdam, und der Soziologe Harald Welzer. Olga Grjasnowa und Senthuran Varatharajah stellen am 8. Juli Lebensgeschichten vor, die von Risiken und Bedrohungen geprägt sind: Geschichten über Flucht im heutigen Europa.

Um das Kino als Lebenselexier geht es Volker Schlöndorff und Hanns Zischler. Sie reden über Zischlers neues Buch „Kafka geht ins Kino“, das diesen als begeisterten Kinogänger zeigt. Begleitend dazu sind Originalsequenzen aus der Kino-Frühzeit zu sehen.

Krimi-Begeisterte können zum Ausklang des Festivalsamstags Schauspielerin Annett Renneberg und Bestsellerautorin Donna Leon im Nikolaisaal erleben. Nach Potsdam bringt sie ihr neuestes Buch „Stille Wasser“ mit, Commissario Brunettis sechsundzwanzigster Fall.

Den Festivalsonntag, 9. Juli, eröffnen der vielfach preisgekrönte Autor Navid Kermani und Christian Brückner, Sprecher aller seiner Hörbücher. Sie lesen aus Kermanis Romanen „Große Liebe“ und „Sozusagen Paris“. Darauf folgt ein Gespräch mit rbb-Intendantin Patricia Schlesinger.

Am Sonntagmittag eröffnet im Kulturquartier der Schiffbauergasse der Büchermarkt unter dem Motto „Brandenburg literarisch entdecken“ –

mit Literaturschaffenden aus der Region, Verlagen, Buchhandlungen, Autoren und Studierenden. Es gibt Lesungen, Buchvorstellungen, Marktstände, Diskussionen, Kurzvorträge und viele Mitmach-Aktionen für Kleine und Große. Auch auf der Havel finden Lesungen statt: John von Düffel lädt zu einer Bootstour mit der MY Sunshine ein. In seinem „Klassenbuch“ zeigen neun Jugendliche ihre Perspektiven auf die Welt im digitalen Zeitalter.

Eine Lesung im Museum Fluxus+ ist Peter Weiss gewidmet. Vor 101 Jahren wurde er in Nowawes (dem heutigen Babelsberg) geboren – ein Universalkünstler, der Romane und Theaterstücke schrieb und auch als Illustrator und Maler arbeitete. Natalia Wörner liest aus Peter Weiss´ Hauptwerk „Die Ästhetik des Widerstands“.

Zum Abschluss des Festivals tritt Christoph Hein im Museum Barberini auf. Er liest aus seinem Jahrhundert-Roman „Trutz“, in dem er die Schicksale einer deutschen und einer russischen Familie beschreibt, deren Söhne die Erfahrungen der Väter wiedererleben.

Kinder- und Jugendprogramm

Fester Bestandteil der LIT:potsdam ist das Kinder- und Jugendprogramm. Neben öffentlichen Lesungen gibt es Literatur für Kinder und Jugendliche in enger Zusammenarbeit mit den Schulen Potsdams und des näheren Umlands. Kinderbuchautor Martin Klein, der das Programm betreut, hat bekannte Autorinnen und Autoren gewonnen, in der Zeit vom 26. Juni bis zum 7. Juli in Schulen zu lesen. Dabei sind u.a. Manfred Schlüter, Tino, Lena Ellermann, Erhard Dietl, Boris Pfeiffer, Thomas Fuchs, John von Düffel, Grit Poppe und Karen-Susan Fessel. Zusätzlich finden Workshops für Klassen statt: Das Programm „Gedicht in Sicht“ wendet sich an die Klassenstufen 3 und 4, und für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 wird ein Lyrik-Workshop mit multimedialer Umsetzung geboten: „Wordscreenstuff“ mit Arne Rautenberg und Pantea Lachin. Die Ergebnisse werden am 7. Juli gemeinsam mit Uwe Madel (rbb) in der Stadt- und Landesbibliothek vorgestellt.

Theaterautoren-Treffen „Next Stage Europe“ in Potsdam

Erstmals veranstaltet das Festival LIT:potsdam zusammen mit dem Goethe-Institut das Projekt „Next Stage Europe“: ein Zusammentreffen junger Theaterautoren aus Deutschland, Russland, Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Gefördert werden soll die künstlerische Verarbeitung von Perspektiven auf das Europa der Gegenwart, dessen Identität durch Krisen, bewaffnete Konflikte und Umbrüche innerhalb und außerhalb seiner Grenzen immer wieder in Frage gestellt wird.

Im Laufe des Jahres 2017 finden insgesamt vier Workshops mit deutschen Bühnenautorinnen und -autoren statt: Olga Grjasnowa reist dazu nach St. Petersburg, Wolfram Lotz nach Nowosibirsk, Jonas Lüscher nach Eriwan und Mario Salazar nach Tiflis. Dort werden Theatertexte junger Autorinnen und Autoren besprochen und weiter erarbeitet. Bis zu 30 Dramatikerinnen und Dramatiker nehmen an diesen Workshops teil; zwölf von ihnen kommen im Juli nach Potsdam. Ihre Texte werden am 6. Juli in einer szenischen Lesung von Schauspielern des Hans Otto Theaters vorgestellt. Die Workshopleiter und Gastgeber in Deutschland, Olga Grjasnowa und Mario Salazar, übernehmen die Moderation.

Festival-Programm und aktuelle Fotos unter www.litpotsdam.de

Im Auftrag des Trägervereins lit:pots e.V. wurden Literaturprogramm und Next Stage Europe kuratiert von Karin Graf, das Programm für Kinder und Jugendliche von Martin Klein, das Programm zu Reformation und Leselust von Christine Eichel. Sämtliche Veranstaltungen werden von Sabine Haack, Büro für Kultur und Konzept, organisiert und durchgeführt.

Das Literaturfestival LIT:potsdam wird gefördert durch die Ministerien des Landes Brandenburg für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie für Wirtschaft und Energie, und durch die Landeshauptstadt Potsdam. Mit freundlicher Unterstützung der Investitionsbank des Landes Brandenburg, der W.A.F. Werbegesellschaft mbH sowie zahlreicher Kooperationspartner. Medienpartner sind der rbb sowie die Potsdamer Neueste Nachrichten. Die Schirmherrschaft haben Martina Münch, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, und Jann Jakobs, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam, übernommen. Next Stage Europe“ ist ein Projekt des Goethe-Instituts, gefördert vom Auswärtigen Amt, in Zusammenarbeit mit dem Hans Otto Theater und LIT:potsdam. Das Themenwochenende Reformation und Leselust wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Mit freundlicher Unterstützung der W.A.F. Werbegesellschaft mbH und des Rochow-Museums Reckahn.

Medienpartner sind der rbb sowie die Potsdamer Neueste Nachrichten. Die Schirmherrschaft hat Martina Münch, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur übernommen.

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Datum
27.04.2017
Rubrik
PM