Kleist-Museum eröffnet neue Sonderausstellung
- Erschienen am - PresemitteilungBrandenburgs größtes Literaturmuseum, das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder), präsentiert in der Sonderausstellung „Ein Brief, drei Werke, große Wirkung.“ erstmals seine kostbare Neuerwerbung: einen verschollen geglaubten Brief Heinrich von Kleists an seinen Verleger Georg Andreas Reimer aus dem Jahr 1810, der mithilfe verschiedener Förderungen im vergangenen Jahr erworben werden konnte. Mit 12 Handschriften des in Frankfurt an der Oder geborenen Dichters besitzt die Stiftung Kleist-Museum neben der Staatsbibliothek zu Berlin und dem Geheimen Staatsarchiv Berlin deutschlandweit die meisten Handschriften des Dichters und Dramatikers.
Bis zum 29. Juni 2025 wird die kostbare Handschrift neben vielen weiteren Objekten aus den Museumssammlungen in der Sonderausstellung zu sehen sein.
Ausgangspunkt der neuen Sonderausstellung des Kleist-Museums ist ein Brief Heinrich von Kleists (1777–1811) an den Berliner Verleger Georg Andreas Reimer (1776–1842) von Mitte August 1810, der zum einen Kleists damalige finanzielle Situation erahnen lässt sowie Einblicke in seine schriftstellerische Arbeit gibt. Er schreibt, dass er den Abdruck seiner Erzählung „Das Erdbeben in Chili“ in den geschickten Ausgaben des Morgenblattes nicht finden konnte. Des Weiteren scheint Kleist seinem Verleger die Antwort auf dessen Frage, wieviel Honorar er für das historische Ritterschauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“ haben möchte, zu senden. Die Höhe schien Kleist nicht so wichtig zu sein, wenn er die Bezahlung umgehend bekommen könnte. Gleichzeitig sendet er Reimer die Erzählung „Die Marquise von O....“.
„Nur wenige originale Handschriften von Heinrich von Kleist haben sich erhalten, darunter 178 Briefe. Dass heutzutage noch verschollen geglaubte Briefe auftauchen, ist ein wahres Wunder“, sagt Kuratorin Dr. Barbara Gribnitz. „Wir sind glücklich und stolz, dass dieser Brief nun Teil unserer Sammlungen ist“, so Gribnitz weiter.
Die Ausstellung verknüpft die im Brief erwähnten Werke, indem sie ihren Spuren in den hauseigenen Sammlungen des Kleist-Museums folgt: Lassen sich Konjunkturen der Beliebtheit erkennen? Zeigen sich Parallelen oder Unterschiede in der künstlerischen Beschäftigung? Wie kommen Prosatexte auf die Bühne? „Die Gäste erwartet aber nicht nur der neue Briefschatz, sondern die unterschiedlichsten Objekte vom 19. Jahrhundert bis heute werden zu entdecken sein, die wirkungsgeschichtliche Konstellationen der im Brief erwähnten Texte näherbringen.“
Der Weg des Briefs, ausgestellt in neuen Vitrinen
Der Weg des Briefs, ausgestellt in neuen Vitrinen Am 9. April 2024 ersteigerte die Stiftung Kleist-Museum im Berliner Auktionshaus J. A. Stargardt diesen einzigartigen Briefschatz für 38.000 Euro. Die Gesamtkosten lagen bei knapp 50.000 Euro. Mit einer großzügigen Erwerbsförderung von jeweils einem Drittel des Gesamtpreises haben das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie die Kulturstiftung der Länder zum Erfolg beigetragen.
Kultur- und Wissenschaftsstaatssekretär Tobias Dünow:
„Das Kleist-Museum hat einen Schatz gehoben: Einer der seltenen Briefe des großen Dichters und Dramatikers wird aber nicht in einer Schatzkammer versteckt, sondern von Wissenschaftlerinnen erforscht und der Öffentlichkeit in einer Sonderausstellung präsentiert. Für das Kleist-Museum ist der Erwerb dieses Briefes, an dem wir uns als Land gern beteiligt haben, eine bedeutende Bereicherung seiner Sammlung, die nun zwölf der raren Kleist-Handschriften umfasst. Und natürlich wird Brandenburgs größtes Literaturmuseum Kleists 250. Geburtstag im Jahr 2027 angemessen feiern. Ich freue mich jetzt schon drauf!“
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder:
„Welch ein Glücksfall, dass es dem Kleist-Museum gelungen ist, dieses seltene und bedeutende Zeugnis der Literaturgeschichte für die Öffentlichkeit und die Wissenschaft zu sichern! Angesichts der wenigen erhalten gebliebenen und weltweit verstreuten Korrespondenzen von Heinrich von Kleist freut es mich umso mehr, dass dieser Brief nun in seiner Geburtsstadt in Zusammenhang mit seinem Gesamtwerk und dessen Rezeption vermittelt werden kann.“
Auch der Förderkreis Kleist-Museum und die Sparkasse Oder-Spree steuerten mit jeweils 5.000 Euro einen wichtigen Teil des Budgets bei. Die restlichen Kosten wurden aus Mitteln einer dem Museum hinterlassenen Erbschaft der 2019 verstorbenen Kleist-Liebhaberin Gabriele Führer gezahlt. Die literaturbegeisterte Bibliothekarin aus dem niedersächsischen Bückeburg, die an MS erkrankt war, war dem Kleist-Museum eng verbunden und bedachte es neben der Multiple-Sklerose-Gesellschaft und der Novalis-Stiftung mit einem Drittel des Ertrags aus ihrem Erbe.
„Als Stiftung, die der Erforschung und Ausstellung von Heinrich von Kleist gewidmet ist, war der Auktionserfolg wichtig, um das Kulturerbe für die Öffentlichkeit zu sichern,“
sagt Anke Pätsch, Direktorin des Kleist-Museums.
„Wir sind sehr dankbar, dass uns starke Partnerinnen und Partner unterstützt haben, denn das Museum verfügt nicht über Eigenmittel in der Höhe, wie das bei privaten Sammlerinnen und Sammlern der Fall ist. Daher freuen wir uns sehr über jede Spende, wie zum Beispiel die von Gabriele Führer, damit wir weiter Kulturerbe bewahren können.“
Um Raritäten wie diesen Brief konservatorisch und sicherheitstechnisch entsprechend ausstellen zu können, wurden Ende 2024 dank Projektförderungen neue Ausstellungsvitrinen angeschafft. Insgesamt 7 Vitrinen unterschiedlicher Größe und Bauart konnten aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in Höhe von 27.000 Euro sowie der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur in Höhe von rund 7.000 Euro erworben werden. Die Vitrinen kommen ab sofort in den Sonderausstellungsräumen zum Einsatz und ermöglichen, dass auch fragile Objekte dem Museumspublikum zugänglich gemacht werden können.
Die Fakten, Bildmaterial & Kontakt:
- Titel: „Ein Brief, drei Werke, große Wirkung.“ mit Texten auf Deutsch und Englisch
- Laufzeit: 30. März–29. Juni 2025
- Ort: Kleist-Museum, Faberstr. 6–7, Frankfurt (Oder), Brandenburg
- Kuration: Dr. Barbara Gribnitz, Stiftung Kleist-Museum
- Gestaltung: Judith Philipp, Die Werken
- Förderung Briefkauf: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Kulturstiftung der Länder, Erbe Gabriele Führer, Förderkreis Kleist-Museum e. V., Sparkasse Oder-Spree
- Förderung Vitrinenkauf: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur
Hier erhalten Sie erste Bilder der Sonderausstellung zur kostenfreien Nutzung für Ihre Berichterstattung unter Angabe des jeweiligen Copyrights. Des Weiteren finden Sie hier eine Übersicht über alle Veranstaltungen. Wenn Sie Fragen haben, mit der Kuratorin sprechen oder an den Veranstaltungen teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bei Pressesprecherin Vanessa Jasmin Lemke unter presse@kleist-museum.de oder unter 0335 387 221 15.