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Mehr als sechs Millionen Euro für Anpassung an verändertes Klima

- Erschienen am 26.06.2025 - Presemitteilung 163
Schutz historischer Parks und Gärten

Für den Schutz historischer Gärten und Parks: Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle hat heute im Park Babelsberg Förderbescheide aus der EFRE-Richtlinie „Klimaanpassung von denkmalgeschützten Garten- und Parkanlagen“ in Höhe von rund 6,16 Millionen Euro übergeben. Außerdem hat die Ministerin gemeinsam mit Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, und Dr. Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum – Park und Schloss Branitz, aktuelle Projekte zum Erhalt und zur Pflege der historischen Grünanlagen in Zeiten des Klimawandels vorgestellt.

Ministerin Dr. Manja Schüle:

Wer durch unsere historischen Gärten und Parks geht, kann den Klimawandel live verfolgen und miterleben: Astabbrüche, kahle Kronen, umgestürzte Bäume, Schädlingsbefall. Damit Gärten und Parks dem Klimawandel besser trotzen können, braucht es Erfahrung, Expertenwissen, Einfallsreichtum. Die finden wir glücklicherweise bei der SPSG und der SFPM – und zwar bei den Leitungen ebenso wie bei Gartendenkmalpflegern und Gärtnerteams. Dafür herzlichen Dank! Wir wissen: Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels bleibt DIE Aufgabe für eine Politik mit Weitsicht, die künftigen Generationen eine möglichst intakte Welt hinterlassen will. Deshalb haben wir 2023 auch – zusammen mit dem Umweltministerium – die Förderrichtlinie ‚Klimaanpassung von denkmalgeschützten Garten- und Parkanlagen‘ mit rund 30 Millionen Euro im Rahmen der Brandenburgischen Klimaanpassungsstrategie aufgelegt. Denn wir wollen nicht nur ein fabelhaftes Kulturerbe erhalten, sondern auch eine große, grüne Lunge, in der Biodiversität ein Zuhause hat, die Treibhausgase bindet – und in der wir Erholung finden.“

Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg:

„Erhalt und Pflege der historischen Parkanlagen in Zeiten des Klimawandels sind zu zentralen Aufgaben geworden. Die Kolleginnen und Kollegen der Gartenabteilung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg haben dafür in den vergangenen Jahren zahlreiche Konzepte und Methoden entwickelt. Oft fehlte aber schlicht das Geld, um diese Konzepte in Maßnahmen umzusetzen. Die Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Anpassung denkmalgeschützter Garten- und Parkanlagen an den Klimawandel schafft hier neue Möglichkeiten und ist eine große Chance für unsere Stiftung. Denn nun können wichtige Vorhaben hier in Potsdam, aber auch in Rheinsberg realisiert werden. Dem Land Brandenburg sind wir deshalb sowohl für die vollumfängliche finanzielle Unterstützung als auch für die stets verlässliche Begleitung dieser Projekte außerordentlich dankbar.“

Dr. Stefan Körner, Vorstand der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz:

Mit dieser zukunftsweisenden Förderung erweitern wir unser Modellprojekt der Branitzer Baumuniversität, die 2021 auf zwölf Hektar an den Klimawandel angepasste Bäume für die Parklandschaft kultiviert. Es entstehen moderne Gewächshäuser zur Anzucht und Vermehrung. Zugleich werden Flächen für Versuchspflanzungen und ein innovatives Bewässerungsmanagement errichtet. Die Baumuniversität bietet damit eine moderne Forschungsinfrastruktur, um gemeinsam mit Kooperationspartnern – wie der Humboldt-Universität zu Berlin im Bereich der In-Vitro-Vermehrung – den Baumbestand der Zukunft großzuziehen. Die Erkenntnisse aus der Arbeit dieser modellhaften Baumschule wollen wir in einem ,Kompetenzzentrum für historische Gärten im Klimawandel‘ der Forschung und Akteuren denkmalgeschützter Gärten im Land Brandenburg zugutekommen lassen. Fürst Pückler, der in Branitz und Babelsberg gleichermaßen grüne Oasen in der märkischen Trockenheit erschuf, wäre entzückt vor Zukunftsfreude!“

Für Vorhaben im Rahmen der Förderrichtlinie „Klimaanpassung von denkmalgeschützten Garten- und Parkanlagen“ stehen in der laufenden EU-Förderperiode von 2021 bis 2027 insgesamt 18 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bereit. Weitere bis zu 12 Millionen Euro stellt das Kulturministerium zur Verfügung. Mit dem Förderprogramm sollen klimabedingte Schäden durch Dürre und andere Extremwetterereignisse in denkmalgeschützten Garten- und Parkanlagen erfasst und durch geeignete Maßnahmen reduziert werden. Die Förderrichtlinie ist Teil der 2023 verabschiedeten Brandenburgischen Klimaanpassungsstrategie. Die Umsetzung der Richtlinie erfolgt über die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB).

Die aktuellen Projekte im Überblick:

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg:

  • Park Babelsberg I 639.948,50 Euro für Projekt zu Stoffkreislauf, Kompost, Baumschule: Geplant sind Anpassungsmaßnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft und einer Baumschule. Im Bereich der Hofgärtnerei Babelsberg wird eine Kompostfläche errichtet, um Pflanzenbestände des Parks zur Bodenverbesserung wiederzuverwenden. Die Baumschule zur Anzucht von Gehölzen wird in einem bislang ungenutzten Parkbereich aufgebaut. Sowohl für die Baumschule als auch die Kompostfläche beginnen die konkreten Planungen 2025. Die Vorbereitung der Fläche für die Baumschule (unter anderem Bodenverbesserung und Tropfbewässerung) wird überwiegend bereits im kommenden Jahr umgesetzt, die Errichtung der Kompostfläche mit allen erforderlichen Prüfungen und technischen Anlagen soll bis Ende 2027 erfolgen.
  • Park Babelsberg II – 884.943,50 Euro für Projekt zu nachhaltigem Wegebau: Auf Grund der Hanglange weist das Wegenetz des Parks zahlreiche steile Stellen auf, welche aufgrund häufigerer Starkregenereignisse und Trockenperioden immer wieder erheblich zerstört werden.  Diese Wegeabschnitte sollen beispielhaft so stabilisiert und hergerichtet werden, dass anfallendes Regenwasser, sofern es nicht versickern kann, geordnet abgeleitet und unter anderem mittels Sickermulden dem Bodenwasserhaushalt des Parks zugeführt werden kann. Ab Juli 2025 soll mit der Planung der Wegebaumaßnahmen begonnen werden. Im kommenden Jahr wird der überwiegende Teil der Entwässerungssysteme (Schächte, Versickerungsmulden etc.) gebaut. Die Instandsetzung der Wege inklusive Unterbau, Einfassungen und Pflasterungen werden 2027 fertiggestellt.
  • Neuer Garten Potsdam – 506.536,62 Euro für Projekt Wassermanagement und Nachpflanzungen Eichenallee: Der Gehölzbestand im Neuen Garten ist aufgrund seiner Lage, Bodenbeschaffenheit und von Extremwetterereignissen substanziell erheblich gefährdet. Schrittweise sollen das Wassersystem revitalisiert und neugestaltet sowie abgestorbene Gehölze nachgepflanzt werden. Hinsichtlich der Nachpflanzungen und Bewässerung ist geplant, ein am Karlsruher Institut für Technologie entwickeltes biomechanisches Verfahren anzuwenden. Zudem soll die Hauptwasserleitung erneuert und um neue Hydranten, Stichleitungen und zeitgesteuerte Magnetventile ergänzt werden. Ab Juli 2025 werden die Planungen für das Wassersystem und die Freianlagen vorbereitet und erforderliche Genehmigungen eingeholt, so dass 2026 und 2027 die Umsetzung erfolgen kann. Bis Ende 2027 sollen alle Nachpflanzungen erfolgt und das Bewässerungssystem voll nutzbar sein.

Stiftung Fürst Pückler Museum – Schloss und Park Branitz:

  • Branitzer Park – 4.126.146,29 Euro für Aufbau einer modellhaften Baumschule zur Erhaltung, Anpassung und Entwicklung des bedrohten Pflanzenbestandes: Die „Neue Branitzer Baumuniversität“ entsteht auf einer bislang versiegelten Fläche einer ehemaligen Gewächshausgärtnerei. Vier noch vorhandene Gewächshäuser werden für die Vermehrung und Aufzucht wertvoller Gehölzarten und -sorten saniert. Mit Hilfe eines intelligenten Bewässerungsmanagements werden Bedingungen geschaffen, die auch für Forschungsaktivitäten die beste Grundlage bieten und zum gemeinsamen Erproben vor Ort einladen. Mit dem Späth-Arboretum der Humboldt-Universität zu Berlin wird im Rahmen der Förderung moderne Stammzellenforschung bei sogenannten „Klimabäumen“ betrieben und diese vor Ort auf ihre denkmalverträglichen Einsatzmöglichkeiten geprüft. Gleichzeitig soll eine Lebendsammlung aufgebaut werden, um fortwährend Nachpflanzungsmaterial für den Park vorhalten zu können. Die Außenanlagen der „Neuen Branitzer Baumuniversität“ werden über Versuchsflächen für die Gehölzvermehrung und Aufzucht eingebunden. Darüber hinaus werden Bereiche für einen Waldgarten, eine Streuobstwiese und ein Agroforstsystem auf der Fläche kombiniert, um deren Synergieeffekte für die Flächenentwicklung nutzbar, für die Menschen erlebbar und die Ökosystemleistung solcher Projekte sichtbar zu machen. Verbunden werden Innen- und Außenpark über die Herstellung eines historisch vorhandenen Umfahrungsweges, der zugleich als Teststrecke für moderne Pflegepraktiken zur Wegeerhaltung genutzt werden kann.