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30. Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag

- Erschienen am 26.05.2023 - Presemitteilung 191
Mühle - Radduscher Buschmühle im Spreewald ©Patrick Pleul/dpa

Am Pfingstmontag findet bundesweit der 30. Deutsche Mühlentag statt. Bundesweit werden weit mehr als 700 Wind-, Wasser- und Motormühlen an diesem Thementag geöffnet haben. In Brandenburg laden 61 der insgesamt mehr als 200 Mühlen an 60 Standorten zum Entdecken ein, darunter 22 Wassermühlen, 15 Bockwind- und sieben Holländerwindmühlen, 13 Motor-, eine Scheunenwind- sowie drei Paltrockwindmühlen. In Berlin beteiligen sich zwei Bockwindmühlen sowie je eine Holländerwind-  und eine Motormühle am Mühlentag.

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle:

„Mühlen sind technische Wunderwerke und architektonische Schönheiten. Über Jahrhunderte hinweg haben sie als ökonomische Zentren die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes geprägt – heute prägt ihr baukulturelles Erbe unsere Identität und steht für Zusammenhalt und Miteinander. Ohne das leidenschaftliche Engagement vieler Vereine, Förderkreise, Freiwilliger sowie der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg würden viele Mühlen heute nicht mehr stehen, würden sich zahlreiche Windmühlenflügel nicht drehen, ständen Wasserräder still. Am Pfingstmontag öffnen landesweit mehr als 60 Papier-, Getreide-, Wind-, Wasser- und Sägemühlen ihre Türen. Mein Tipp: Auch wenn es am Mühlentag laut Meteorologen eher windstill werden soll – unbedingt hingehen.“

Torsten Rüdinger, Vorstand der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. und Museumsleiter der Historischen Mühle von Sanssouci:

„Die Erhaltung von historischen Wind-, Wasser- und Motormühlen ist wichtig für die kulturelle Identität unseres Landes, denn sie sind mehr als die romantisch verklärten Objekte aus Märchen und Sagen. Wir als Gesellschaft müssen gemeinsam dafür Sorge tragen, dass sie authentisch erhalten werden können, dass das Wissen um Bedienung und Nutzung nicht verloren geht und dass möglichst viele von ihnen wieder in eine Nutzung im eigentlichen Sinn, z.B. ‘zum Mehl mahlen‘ oder als Kleinwasserkraftwerke zur lokalen Stromerzeugung kommen können. Dafür braucht es bürgerschaftliches Engagement, gekoppelt mit einer breiten finanziellen und strukturellen Unterstützung der öffentlichen Hand.“  

Am Mühlentag stehen die Mühlen in Brandenburg mit ihrer Technik und ihrer Nutzung sowie das Müllerhandwerk im Mittelpunkt. Bei Vorführungen bekommen die Besucherinnen und Besucher faszinierende Einblicke in die technischen Wunderwerke von damals und heute. In einigen Mühlen können Interessierte selbst mahlen. Zudem organisieren viele Mühlenfreunde rund um die Mühlen Feste mit einem kulturellen und kulinarischen Rahmenprogramm. Dabei wird vor allem auf regionale Angebote Wert gelegt, wie etwa an der Paltrockmühle in Oppelhain (Elbe-Elster) oder den Wassermühlen in Boitzenburg und Gollmitz (beide Uckermark). Im uckermärkischen Gollmitz wird im kommenden Jahr die bundesweite Eröffnungsveranstaltung zum 31. Deutschen Mühlentag stattfinden. Weitere Programmhöhepunkte beim Mühlentag 2023:

  • In der Motormühle Kränzlin (Ostprignitz-Ruppin) eröffnet am 29. Mai das neu eingerichtete Mühlenmuseum mit der Dauerausstellung „Eine Reise in die Vergangenheit“ auf dem ehemaligen Kornboden. Das Museumsprojekt konnte mit Unterstützung aus dem Programm „NEUSTART KULTUR – pandemiebedingte Investitionen in Kultureinrichtungen zur Erhaltung und Stärkung der bundesweiten bedeutenden Kulturlandschaft“ sowie der Kulturprojektförderung des Landes Brandenburg umgesetzt werden.
  • Mühleninteressierte können in der Region um Kränzlin auch weitere Orte besuchen, etwa die im benachbarten Ort Bechlin gelegene Motormühle, bekannt durch ihren Trabi auf einem Gittermast, oder die Wassermühle Wustrau (beide Ostprignitz-Ruppin) mit ihrem beeindruckenden Zuppinger-Wasserrad, das zur Stromerzeugung dient.
  • In der Zwei-Mühlen- und Spargelstadt Beelitz (Potsdam-Mittelmark) kann nicht nur die gut sichtbar an der B2 stehende Bockwindmühle besucht werden, sondern auch das neu eingerichtete Mühlenmuseum in der ehemaligen Wassermühle Vogel in der Mühlenstraße. Die Stadt Beelitz hatte die Mühle vor einigen Jahren erworben und zu einem Kultur- und Museumsstandort entwickelt, der im April 2023 eröffnet wurde. Auch dort werden sich am Pfingstmontag zeitweise die Räder drehen – wenn auch nicht mehr mit Wasserkraft.
  • Zu empfehlen ist ein Besuch der Turmholländermühle in Niemegk (Potsdam-Mittelmark). Der dortige Betreiberverein hat – unter anderem mit finanzieller Unterstützung aus dem Förderprogramm „NEUSTART KULTUR“ – in den vergangenen Monaten intensiv am Bauwerk und der Technik gearbeitet. Mitte des Jahres wird dort ein kleines Mahlsystem fertiggestellt, mit dem künftig eine regelmäßige Getreideverarbeitung geplant ist.
  • Auch in Greiffenberg (Uckermark) wird in der Erdholländerwindmühle daran gearbeitet, künftig in der am alten Standort neu erbauten Windmühle Mehl mahlen zu können. Am Deutschen Mühlentag wird die Mühle erstmals als „richtige“ Windmühle zu erleben sein. Der Wiederaufbau wurde im vergangenen Sommer mit dem Anbringen des Flügelkreuzes abgeschlossen. Die Mühle ist ein Beispiel dafür, was ehrenamtliches bürgerschaftliches Engagement leisten kann.
  • Aus dem gewerblichen Bereich beteiligen sich zwei Mühlen: Paulick‘s Mühle in Müschen (Spree-Neiße), eine biozertifiziert arbeitende Getreidemühle im Familienbetrieb, sowie die Kanow-Mühle in Sagritz (Dahme-Spreewald). Letztere verbindet die Herstellung von Speiseölen in einer modernen Mühlenanlage mit der Pflege und dem Erhalt der alten, denkmalgeschützten Getreidemühle. Beide Mühlen gehören auf Grund ihrer Arbeitsweise als traditionelles Müllerhandwerk zum Nationalen Immateriellen Kulturerbe
  • Auch einen Ausflug in den Süden von Brandenburg lohnt sich: Der Verein „Schlossensemble Mückenberg e.V.“ hat am Rande des Schlossparks in Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) das Gebäude einer ehemaligen Wassermühle erworben und mit der Restaurierung begonnen.
  • Ein geschichtsträchtiger Ort ist auch die Sprucker Mühle in Guben (Spree-Neiße), die in der Museumslandschaft der Neißestadt als Heimatmuseum genutzt wird. Die Wassermühle mit ihrer vollständigen Technik ist ein Kleinod.

In diesem Jahr findet der Deutsche Mühlentag nach Corona-bedingten Ausfällen zum 30. Mal statt. Der Deutsche Mühlentag ist ein besonderer Aktionstag der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. Mit dem Bestreben, das Kulturgut Mühle zu schützen und das alte Müllerhandwerk zu erhalten, wird er seit 1994 von der DGM gemeinsam mit ihren Landes- und Regionalverbänden organisiert. Seither ist der Deutsche Mühlentag ein wichtiger und erfolgreicher Beitrag zum Erhalt der Mühlenkultur in Deutschland. Er wird fast ausschließlich ehrenamtlich durch Vereine und private Mühleneigentümer ausgerichtet.

Die 1990 gegründete Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V. ist eine Vereinigung von Trägern, Eigentümer*innen und Betreiber*innen historischer Mühlen in beiden Bundesländern. Der Verein widmet sich der Erhaltung und Nutzung historischer Substanz, der Unterstützung beim Restaurieren von Mühlen und bei deren Betrieb sowie der musealen Präsentation. Außerdem bietet der Verein Denkmalbehörden und Eigentümer*innen fachliche Beratung, kümmert sich um die Kulturlandschaftspflege um die Mühlen herum, unterhält ein umfangreiches Mühlenarchiv sowie eine Fachbibliothek und veröffentlicht eigene Publikationen. Das Kulturministerium fördert die Arbeit der Mühlenvereinigung seit 2019 mit jährlich 85.000 Euro.

Informationen zum 30. Deutschen Mühlentag und der geöffneten Mühlen gibt es