Ehemalige sowjetische Geheimdienststadt in Bronze
- Erschienen amKulturstaatssekretär Gorholt nimmt an Übergabe eines Modells des ehemaligen „Militärstädtchens Nr. 7“ an die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam teil
Wann: Samstag, 28. März 2015, 14.00 Uhr
Wo: Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße, Leistikowstr. 1, 14469 Potsdam
Was: Kulturstaatssekretär Martin Gorholt spricht ein Grußwort anlässlich der Übergabe eines Bronzemodells der ehemaligen sowjetischen Geheimdienststadt „Militärstädtchen Nr. 7“ an die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam. Das 160 mal 190 cm große Modell im Maßstab 1:1.000 wird künftig bei Gruppenführungen, insbesondere für Schulklassen, den Ausgangspunkt des Gedenkstättenbesuchs bilden.
Staatssekretär Gorholt verweist im Vorfeld darauf, dass das Modell die gedenkstättenpädagogische Arbeit der Gedenkstätte Leistikowstraße unterstützen soll. „Die Nauener Vorstadt ist heute wieder ein attraktives Wohnviertel – zur historischen Wahrheit gehört aber auch jene Phase der Vergangenheit, die mit der sowjetischen Nutzung verbunden ist. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, im Rahmen der historisch-politischen Bildung der heutigen und den kommenden Generationen die Geschichte dieses Ortes nahezubringen und damit auch das Gedenken an die Opfer zu bewahren. Sowohl das neue Modell des früher komplett abgeschotteten KGB-Areals als auch der Geschichtspfad und die Dauerausstellung der Gedenkstätte tragen zu dieser wichtigen Bildungs- und Aufklärungsarbeit maßgeblich bei.“
Neben Staatssekretär Gorholt sprechen bei der Übergabe auch die Gedenkstättenleiterin Ines Reich, der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, und die Vorsitzende des Fördervereins der Gedenkstätte, Frauke Weichhardt. Im Anschluss lädt die Gedenkstätte zu Sonderführungen durch das ehemalige „Militärstädtchen Nr. 7“ ein. Für Familien wird eine Geschichtsrallye angeboten.
Das dreidimensionale Bronzemodell veranschaulicht den topografischen Kontext des Gefängnisareals und des angrenzenden Sperrgebiets, das der sowjetische Geheimdienst von 1945 bis 1994 genutzt hat. Am Modell können wichtige strukturelle Gegebenheiten erläutert werden, die den Besuchern für eine erste Einführung in den historischen und politischen Kontext und die Funktionsgeschichte des Gefängnisses dienen.
Die Realisierung des Bronzemodells wurde durch Fördermittel des Kulturministeriums in Höhe von 19.400 Euro und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur in Höhe von 15.000 Euro sowie mit Unterstützung des Fördervereins Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam ermöglicht.
Zum Hintergrund: In der Nauener Vorstadt Potsdams entstand nach dem Zweiten Weltkrieg auf einer Fläche von rund 16 Hektar eine Geheimdienststadt der sowjetischen Besatzungsmacht mit mehr als 100 Gebäuden. Im Kernbereich befand sich eine Hochsicherheitszone mit Hauptquartier und dem Untersuchungsgefängnis. Bis 1955 wurden dort Menschen unterschiedlicher Nationalität festgehalten, ohne jeden Rechtsbeistand verhört, misshandelt und zu unverhältnismäßig hohen Haftstrafen in sowjetischen Speziallagern oder zum Tode verurteilt. Die Basis der Urteile durch sowjetische Militärtribunale bildeten erpresste Geständnisse. Ab 1955 hielt der sowjetische Geheimdienst ausschließlich sowjetische Militärangehörige oder Zivilangestellte der sowjetischen Truppen dort fest.
Weitere Informationen: www.gedenkstaette-leistikowstraße.de