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Brandenburg investiert in Denkmalschutz: Ostmoderne an der Oder

- Erschienen am 25.08.2025 - Presemitteilung 246
Manja Schüle, in Frankfurt (Oder) geboren und aufgewachsen

Kulturministerin Dr. Manja Schüle und Infrastrukturminister Detlef Tabbert haben heute im Rahmen einer gemeinsamen Sommer-Pressefahrt nach Frankfurt (Oder), begleitet von Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg und Dr. Christine Onnen, Leiterin des Dezernates Inventarisation und Dokumentation im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (BLDAM), besondere Projekte des städtebaulichen Denkmalschutzes sowie denkmalgeschützte Bauten mit Bezug zur Ostmoderne besucht. Auf dem Programm stehen unter anderem das ehemalige Lichtspieltheater, das Gemeindezentrum der katholischen Kirche Heilig Kreuz und die einstige Polytechnische Oberschule Stadtmitte.

Kulturministerin Dr. Manja Schüle:

„Die Ostmoderne ist eine Epoche der Baukultur, die auf breites Interesse stößt und lebhafte Diskussionen auslöst. Brandenburg ist ein guter Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit unserem jüngeren baulichen Erbe. Denn seit einigen Jahren tragen wir zunehmend bedeutsame DDR-Bauten in die Denkmalliste unseres Landes ein. Etliche dieser ‚jungen Denkmale‘ stehen in Frankfurt (Oder) – etwa das ehemalige Lichtspieltheater, das zu einem Kunstmuseum umgebaut wird, das Gemeindehaus der katholischen Kirche Heilig Kreuz oder die einst als großzügige Magistrale angelegte Karl-Marx-Straße. Dieses bauliche Erbe regt an, sich mit Fragen von Identität und Erinnerungskultur, mit Nachhaltigkeit und Nutzungskonzepten zu beschäftigen. Ich bin überzeugt: Sowohl der Erhalt unseres Kulturerbes als auch die Debatten darüber sind eine gemeinsame Aufgabe.“

Infrastrukturminister Detlef Tabbert:

„Ich freue mich, dass wir heute in Frankfurt (Oder) Projekte besichtigen können, die auch mit Fördermitteln saniert wurden. Die Stadt steht wie kaum eine andere Stadt für die vielfältigen Facetten brandenburgischer Stadtentwicklung: von der stark kriegszerstörten historischen Altstadt über die charakteristische Architektur der Ostmoderne bis hin zu zukunftsfesten Quartieren für alle Bevölkerungsgruppen ist sie als Oberzentrum in Ostbrandenburg ein Entwicklungsschwerpunkt im grenznahen Raum. Die Förderung von Denkmalschutz und Stadtentwicklung haben das gleiche Ziel: lebenswerte Orte in Brandenburg zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der städtebauliche Denkmalschutz gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Stadtentwicklung und wird im Rahmen aller Programme der Städtebauförderung unterstützt. In den vergangenen 35 Jahren wurden rund vier Milliarden Euro von Bund und Land bewilligt. Wir wollen die historische Bausubstanz mit den zeitgemäßen Anforderungen einer flexiblen Nutzungsmischung aus Wohnen, Gewerbe, Handel, Gastronomie sowie Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten vereinbaren und mit den Erfordernissen einer zeitgemäßen Mobilität in Einklang bringen. Wir investieren aber auch in Plätze, Freiflächen und Wohnumfelder um die Städte an den Klimawandel anzupassen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern.“

Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg:

„Die Bauten und die baubezogene Kunst der sogenannten Ostmoderne haben Generationen geprägt. Sie erzählen uns heute spannende Geschichten von der gewollten Propaganda und vom realen Alltag in der DDR. Indem wir sie erhalten und in das Heute integrieren sorgen wir, dass sie weiter ihre für uns so wichtigen Geschichten erzählen können und dafür dass vor allem wir uns unsere Geschichten anhand des Originals erzählen können.“

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur hat die Sanierung von Denkmalen im Jahr 2024 mit insgesamt rund 38 Millionen Euro aus Landesmitteln unterstützt. Rund 19,5 Millionen Euro bekamen Stiftungen zum Erhalt der Bausubstanz. Rund drei Millionen Euro flossen über die allgemeine Kulturförderung in denkmalgeschützte Bauten. Weitere drei Millionen Euro standen für Denkmalförderprogramme bereit. Im Rahmen der Denkmalhilfe des Ministeriums wurden rund 1,7 Millionen Euro zur Sicherung von bedrohten Denkmalen zur Verfügung gestellt. Damit konnten 44 dringende Projekte gefördert werden. Insgesamt 1,3 Millionen Euro standen zur Kofinanzierung von Bundesprogrammen durch das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum zur Verfügung. Rund 3,6 Millionen Euro erhielten Kirchen, Religionsgemeinschaften und Kommunen für die Sanierung sakraler Gebäude und jüdischer Friedhöfe.

In den Jahren 2023 und 2024 hat das Kulturministerium jeweils 50.000 Euro für die Sicherung von Kunst am Bau der Ostmoderne bereitgestellt. So konnten unter anderem die Kulturbetriebe Frankfurt (Oder) bei der Restaurierung von vier Sandsteinreliefs von Werner Stötzer im Botanischen Garten sowie bei der Restaurierungsplanung und Teilertüchtigung des Kunstwerks von Fritz Kühns „Sternenhimmel/Kristallgitter“ unterstützt werden.

In Frankfurt (Oder) existieren, wie in kaum einer anderen Stadt Brandenburgs, zahlreiche junge Denkmale. Da es sich um eine der „Bezirkshauptstädte der DDR“ handelte, legten die damaligen Stadtplaner besonderen Wert auf deren städtebauliche und architektonische Gestaltung sowie auf die Ausstattung mit baubezogener Kunst. Noch heute prägen Bauten aus DDR-Zeiten in vielfacher Weise das Stadtbild in Frankfurt (Oder) – seien es kleine Verkehrsgebäude, Bauten der Kirche wie das katholische Gemeindehaus Pater Maximilian Kolbe, der Kultur oder Bildung, ganze Straßenzüge wie die als Magistrale angelegte Karl-Marx-Straße oder der Komplex der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung. Details zu den Besuchsstationen der Pressefahrt stehen in der Anlage.

Landesweit sind rund 14.000 Baudenkmale in der Denkmalliste des Landes verzeichnet. Die ältesten Bodendenkmale sind Feuersteinwerkzeuge aus der Zeit des Neandertalers vor rund 130.000 Jahren, gefunden im Braunkohletagebau bei Jänschwalde (Spree-Neiße). Das jüngste Bodendenkmal ist ein Fluchttunnel unter den DDR-Grenzanlagen von 1961 in Glienicke-Nordbahn (Oberhavel). Die ältesten Baudenkmale reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, wie das Kloster in Lehnin (Potsdam-Mittelmark) oder der um 1200 entstandene Burgturm in Stolpe (Uckermark). Eines der jüngsten Baudenkmale ist die Förderbrücke F60 in Lichterfeld (Elbe-Elster) aus dem Jahr 1988. Für Fragen des Denkmalschutzes sind in Brandenburg die 18 Unteren Denkmalschutzbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte sowie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zuständig. Denkmalfachbehörde des Landes ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum mit Sitz in Wünsdorf (Landkreis Teltow-Fläming).

Im Rahmen des städtebaulichen Denkmalschutzes werden Denkmale stets im städtebaulichen Kontext betrachtet. Das heißt, dass der Erhalt sowie die Modernisierung und Instandsetzung von sanierungsbedürftigen, oft auch leerstehenden Denkmalen für zeitgemäße Nutzungen in der Städtebauförderung integraler Bestandteil von „Städtebaulichen Gesamtmaßnahmen“ mit einer abgegrenzten Förderkulisse sind. Es ist das Ziel, ganze Innenstädte, Stadtteile bzw. Quartiere zu attraktiven und lebenswerten Orten zu entwickeln. Neben den eigenen Bauvorhaben können auch private Projekte unterstützt werden. Denn nur durch das Zusammenwirken von öffentlichen und privaten Investitionen können städtebauliche Missstände umfassend beseitigt werden. Die Kontinuität der Städtebauförderung gibt den Kommunen eine hohe Planungssicherheit und zeitliche Flexibilität. Die Mittel werden in jedem Programmjahr jeweils für sieben Jahre bewilligt.

Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt Brandenburger Kommunen seit 1991 bei ihrer nachhaltigen Stadterneuerung und -entwicklung. Über die Städtebauförderung wurden bisher fast vier Milliarden Euro von Bund und Land zur Verfügung gestellt. Zudem bietet das aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung finanzierte Programm Nachhaltige Stadtentwicklung Fördermöglichkeiten für Denkmale. Dank dieser verschiedenen Förderprogramme konnten Kommunen sowie private Eigentümerinnen und Eigentümer bereits zahlreiche Denkmale und stadtbildprägende Gebäude erhalten, sanieren und weiterentwickeln.

In Frankfurt (Oder) kommen aktuell Mittel aus den Bund-Länder-Programmen ‘Wachstum und nachhaltige Erneuerung‘ und ‘Sozialer Zusammenhalt‘ zum Einsatz. Im Rahmen des EFRE-finanzierten Programmes Nachhaltige Stadtentwicklung wird u. a. die Fortsetzung der denkmalgerechten Sanierung des Lennéparks unterstützt. Die Stadt hat seit 1991 rund 207 Millionen Euro für die Stadtentwicklung und Stadterneuerung erhalten.  Im gleichen Zeitraum flossen Wohngeldförderungen in Höhe von rund 282 Millionen Euro für 6.517 Wohnungen in die Stadt.