Hauptmenü

Gedenken zum 70. Jahrestag der KZ-Befreiungen

- Erschienen am 25.03.2015

Ministerin Kunst stellt gemeinsam mit Vertretern der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und des Amtes Elsterland Veranstaltungen und Projekte vor

Kulturministerin Sabine Kunst hat heute in Potsdam gemeinsam mit dem Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Günter Morsch, der Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Insa Eschebach, und dem Amtsdirektor des Amtes Elsterland, Andreas Dommaschk, Gedenk- und Erinnerungsveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager vorgestellt. Die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen und die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück haben über eine Reihe von Gedenkveranstaltungen, Ausstellungseröffnungen, Führungen, Tagungen und Lesungen in den verschiedenen Gedenkstätten und Museen informiert, die im Zeitraum vom 17. bis 20. April 2015 stattfinden werden. Das Amt Elsterland hat die neue Freiluftausstellung zum „Verlorenen Zug“ in Tröbitz vorgestellt.

Kulturministerin Sabine Kunst würdigt die Arbeit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Aufklärung und Erinnerung im Land. „Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinem menschenverachtenden Regime ist gerade in diesem Jahr, in dem sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung der Konzentrationslager zum 70. Mal jähren, von besonderer Bedeutung. An Orten wie Sachsenhausen, Ravensbrück, Jamlitz und Schlieben-Berga, aber auch Below und Tröbitz, an denen während der NS-Herrschaft unzählige Menschen inhaftiert, gefoltert und ermordet wurden, wird besonders augenscheinlich, von welchem unbarmherzigen, menschenverachtenden System Deutschland mit dem Kriegsende befreit wurde. Die Gedenkstätten im Land Brandenburg sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Aufarbeitung und Bildung für nachfolgende Generationen – hier wird man konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und unzähliges Leid erinnert und kann sich kritisch mit den fürchterlichen Auswirkungen des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte in Brandenburg erfolgt nicht nur im Kontext der wichtigen historisch-wissenschaftlichen Arbeit, sondern wirkt ganz bewusst auch in die Breite der Gesellschaft hinein. Gerade junge Menschen sollen für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten und sich engagiert für Demokratie, Pluralismus und Freiheit einzusetzen.“

Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen: Wir freuen uns sehr, dass auch 70 Jahre nach der Befreiung viele Überlebende von Sachsenhausen und Ravensbrück unserer Einladung trotz ihres hohen Alters folgen wollen und hoffen, dass auch alle die beschwerliche Reise antreten können. Wir laden alle Menschen, ob jung oder alt, sehr herzlich ein, diese vielleicht letzte Gelegenheit zu nutzen, um mit den Augenzeugen der NS-Verbrechen, die zu Recht als Zivilisationsbruch bezeichnet werden, ins Gespräch zu kommen.“

Insa Eschebach, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Die Gedenkstätte Ravensbrück erinnert mit einem unglaublich reichhaltigen Programm, bei dem viele internationale Partner mitwirken, an die Befreiung des Konzentrationslagers. Diese Vielfalt zeigt nicht nur die internationale Bedeutung der Gedenkstätte, sondern auch, wie lebendig die Erinnerung 70 Jahre nach der Befreiung ist. Wir freuen uns, den Überlebenden und allen Gästen aus aller Welt diese Botschaft mit auf den Weg geben zu können, und laden alle Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme ein.“

Die Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück erwarten 160 Überlebende aus aller Welt. Die zentralen Gedenkveranstaltungen finden an beiden Orten am Sonntag, den
19. April 2015, statt. In der Gedenkstätte Ravensbrück werden die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück Komitees, Dr. Annette Chalut, Ministerpräsident Dietmar Woidke, Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, die polnische Kulturministerin Małgorzata Omilanowska sowie die britische Publizistin Sarah Helm bei der zentralen Gedenkveranstaltung (Beginn: 10.00 Uhr) Ansprachen halten. Die Veranstaltung wird ab 09.45 Uhr vom rbb-Fernsehen live übertragen. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Sachsenhausen (Beginn 15.30 Uhr) werden der Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, Roger Bordage, Ministerpräsident Dietmar Woidke und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sowie der israelische Überlebende Saul Oren zu den Anwesenden sprechen.

Andreas Dommaschk, Amtsdirektor des Amtes Elsterland: „In Tröbitz sind die Ereignisse rund um den ‘Verlorenen Zug‘ bei Kriegsende bis heute tief verankert. Das Aufeinandertreffen mit den jüdischen Überlebenden führte innerhalb der Dorfbevölkerung zu einer besonderen Teilnahme, die auch nach Repatriierung der Überlebenden ihre Fortsetzung fand. Die Bewohner des Ortes sahen und sehen es als ihre humanitäre Aufgabe an, die Erinnerung an die Geschehnisse wach zu halten. So werden seit 1945 der jüdische Friedhof und die Grabstellen gepflegt, Gedenkfeiern organisiert und die Ereignisse dokumentiert. In die Auseinandersetzung sind auch die nachfolgenden Generationen mit eingebunden. Diese Praxis der Erinnerung prägt bis heute das Verhältnis zwischen den Bewohnern von Tröbitz und den Überlebenden sowie ihren Nachfahren. Alle sehen es als ihre gemeinsame Aufgabe an, auch in Zukunft Verantwortung wahrzunehmen, die Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen zu verstärken und die Erinnerung wach zu halten. Allen Beteiligten ist bewusst, dass die Lehren aus diesem Kapitel der deutschen Geschichte immer wieder neu erarbeitet und vermittelt werden müssen. Aus der Praxis der Erinnerung erwächst humanitäres Verhalten.“

Als „Verlorener Zug“ wird der letzte von drei Zügen bezeichnet, mit denen in der Endphase des Zweiten Weltkriegs Häftlinge vom Konzentrationslager Bergen-Belsen vor anrückenden britischen Truppen abtransportiert. Er wurde nach zweiwöchiger Irrfahrt am 23. April 1945 in der Nähe von Tröbitz von Truppen der Roten Armee befreit. Mehr als 500 der rund 2.400 jüdischen Häftlinge überlebten den Transport nicht. Heute befindet sich in Tröbitz ein jüdischer Friedhof, in umliegenden Orten wie Schipkau, Langennaundorf und Wildgrube wurden Gedenkstätten eingerichtet. Am 23. April 2015 wird die Freiluftausstellung zum „Verlorenen Zug“ in Tröbitz eröffnet.

Im Rahmen des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung der Konzentrationslager finden in Brandenburg rund 30 Veranstaltungen an verschiedenen Orten statt. Landesweit gibt es insgesamt mehr als 70 Gedenkstätten, Erinnerungsorte und Museen, die sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen beschäftigen. Das reicht von den großen Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück zur Erinnerung an Repression und Unterdrückung im Nationalsozialismus, über Orte der Erinnerung an jüdisches Leben in Brandenburg (wie die Mikwe in Schwedt und der jüdische Friedhof in Zehdenick) und Schauplätze im Kontext des Zweiten Weltkrieges in Halbe und den Seelower Höhen, bis zu der Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam, dem Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt und den Mauer-Stelen in Potsdam. Die Landesregierung unterstützt die Arbeit der brandenburgischen Gedenkstätten in diesem Jahr mit insgesamt mehr als 3,6 Millionen Euro.

Weitere Informationen zum Programm in der Anlage sowie unter:
www.stiftung-bg.de
www.elsterland.de 

Anlagen

-> Programm

-> 70. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen

Abbinder

Datum
25.03.2015
Rubrik
PM