Spendenaktion im Advent für Familiengemälde in der Dorfkirche Wagenitz
- Erschienen am - PresemitteilungStartschuss für vorweihnachtliche Spendenaktion: Kulturministerin Dr. Manja Schüle hat heute gemeinsam mit Dr. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Restauratorin Dörte Busch vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum, Anne Haertel, Geschäftsführerin des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V., sowie Michael Jurk, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Havelländisches Luch, die traditionelle Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ präsentiert. Bei der 17. Spendenaktion wird für die Restaurierung eines großformatigen Gemäldes aus dem 17. Jahrhundert in der Dorfkirche in Wagenitz (Havelland) gesammelt. Die Aktion dauert bis zum Herbst 2026.
Kulturministerin Dr. Manja Schüle:
„Alte Kirchen sind wertvolle Anker für Kultur, Identität und Zusammenhalt, gerade in den kleinen Orten unseres Landes. Und sie beherbergen zahlreiche Kunstschätze – etliche davon in Not! Mit der diesjährigen Spendenaktion wollen wir einem besonders schönen Kunstwerk in einer besonders schönen Dorfkirche helfen: dem stark geschädigten Familiengemälde der Familie von Bredow in Wagenitz. Schon Fontane hat auf seinen Wanderungen und einem Stopp in Wagenitz mit klassisch märkischem Understatement festgestellt: ‚Das Bild ist gut und wichtig.‘ Das Ölgemälde ist aber weit mehr: Es ist ein beeindruckender Blick auf eine Familie, die den Dreißigjährigen Krieg überstanden hat. Und eines der wenigen Bildnisse, die aus dem Leben des Landadels in der Mark erzählen – ein Teil unseres kulturellen Erbes, für dessen Erhalt wir die Verantwortung tragen. Dessen sind wir uns als Land bewusst. Aber trotz gestiegener Unterstützung mit öffentlichen Mitteln reicht das Geld nicht für alles aus. Deshalb brauchen wir Spendenaktionen wie für die ‚Vergessenen Kunstwerke‘. Mehr als eine Viertelmillion Euro ist in den vergangenen Jahren zusammengekommen, mit denen zahlreiche Kunstwerke gerettet werden konnten. In diesem Sinne wünsche ich der Spendenaktion viel Erfolg. Und uns allen eine fried- und freudvolle Adventszeit!“
Dr. Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz:
„Kunstwerke in unseren Kirchen sind mehr als Zeugnisse vergangener Zeiten. Sie erzählen von Menschen, von ihrem Glauben, von Hoffnung und Überleben. Das große Wagenitzer Familiengemälde derer von Bredow zeigt eine solche Geschichte: geprägt von Krieg und Zerstörung, von Wiederaufbau und tiefem Vertrauen auf Gottes Beistand. Heute ist dieses Bild selbst bedroht. Wenn wir es bewahren, erhalten wir ein Stück Erinnerung und Glaubensgeschichte. Ich bin dankbar, dass wir mit der Aktion ‚Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe‘ bereits zum 17. Mal gemeinsam mit dem Kulturministerium, dem Landesdenkmalamt und dem Förderkreis Alte Kirchen ein gefährdetes Kunstwerk in den Blick nehmen. Diese Spendenaktion ist ein Hoffnungszeichen. Sie zeigt, dass wir Verantwortung füreinander übernehmen – für die Menschen damals, für die Menschen heute und für die Generationen, die kommen. Unsere Kirchen sind Orte des Zusammenhalts. Damit sie es bleiben, dürfen wir ihre Schätze nicht dem Verfall überlassen.“
Dörte Busch, Restauratorin beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum:
„Diese Restaurierung stellt aufgrund des großen Bildformats eine besondere Herausforderung dar, welche das Spezialwissen und die Fertigkeiten von Fachrestauratoren erfordert. Ich bin froh, dass es im Land Brandenburg kompetente Kolleginnen und Kollegen in der Leinwandrestaurierung gibt – und mit der Restaurierung des Gemäldes bald begonnen werden kann. Viel Erfolg für die Spendenaktion!“
Anne Haertel, Geschäftsführerin des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.:
„Die Erhaltung und Nutzung der Brandenburger Kirchen ist unseren Mitgliedern und Spendern eine Herzensangelegenheit. Unsere Kirchen und ihr Inventar sollen in einem guten Zustand sein, wenn wir sie betreten. In Wagenitz besteht dringender Handlungsbedarf. Zudem erzählt das Gemälde aus der lokalen Dorfgeschichte der lange dort ansässigen Gutsbesitzerfamilie von Bredow. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ist ihr einziger überlebender Sohn stolz und dankbar dafür, dass er seine Familie und das Wagenitzer Gut wieder aufbauen konnte. Diese Geschichte ist beispielgebende und mutmachende Heimatgeschichte und schafft Identität. In den mehr als 30 Jahren unseres Bestehens konnten wir mit Spenden zahlreiche Kirchen und Inventar vor dem Verfall retten. Wir haben über 2,6 Millionen Euro an Zuwendungen für die Instandsetzung, Erhaltung und Nutzung der Kirchen und ihres Inventars im Land Brandenburg einsammeln können und an die Engagierten vor Ort für Sanierungsprojekte weitergegeben. Wir unterstützen aktiv die Arbeit der Fördervereine und Gemeinden. Wir verfügen über viel Erfahrung im Umgang mit Spenden. Ein verantwortlicher Umgang damit ist uns dabei sehr wichtig. Als Förderkreis Alte Kirchen unterstützen wir mit all unseren Mitteln den Erfolg der Spendenaktion.“
Michael Jurk, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Havelländisches Luch:
„Die Dorfkirche Wagenitz bewahrt ein bedeutendes Stück regionaler Geschichte, und das Votivgemälde der Familie von Bredow gehört zu den eindrucksvollsten Zeugnissen unserer lokalen Vergangenheit. Sein Zustand zeigt, wie verletzlich dieses Erbe ist. Die Spendenaktion gibt uns die Chance, ein einzigartiges Kunstwerk zu bewahren und zugleich das Bewusstsein für den Wert unserer Kirchenräume zu stärken. Die Restaurierung des Votivgemäldes eröffnet unserer Kirchengemeinde vor Ort zudem die Möglichkeit, die Kirche – neben dem gottesdienstlichen Gebrauch – als lebendigen Ort der Begegnung, Kultur und Bildung zu nutzen. Ich bin dankbar für alle, die dazu beitragen, dass dieses Bild künftigen Generationen erhalten bleibt.“
Der Mühlenberger Ortsteil Wagenitz ist bereits seit dem 14. Jahrhundert eng mit der Familie von Bredow verbunden, die dort jahrhundertelang ein Gut besaß. Die Dorfkirche wurde im Jahr 1527 als Fachwerkkirche errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg wurden der Ort und die Kirche 1635 von den Schweden zerstört. Im Jahr 1664 ließ der Gutsherr Hans Christoph von Bredow die Kirche wieder aufbauen, 1753 entstand das Gotteshaus als Saalkirche. Nachdem das Äußere des Kirchengebäudes und die Gruft mit 26 Holzsärgen aus der Zeit zwischen 1691 und 1849 in den vergangenen zehn Jahren aufwendig saniert wurden, ist künftig die Instandsetzung der Ausstattung beabsichtigt.
Dringender Handlungsbedarf besteht für das 2,80 mal 3,95 Meter große Gemälde der Familie von Bredow aus dem Jahr 1667. Das neben dem Kanzelaltar hängende Werk eines unbekannten Malers zeigt das Familienoberhaupt Hans Christoph von Bredow (1623–1691) mit den vier Söhnen sowie seine Ehefrau Barbara Dorothea von Görne mit den sechs Töchtern. Zahlreiche, auch religiöse Inschriften ergänzen die Darstellung. Über die Jahrhunderte wurde die Qualität der Ölmalerei aufgrund von Verschmutzungen, nachgedunkelten Firnisschichten und früheren Restaurierungsmaßnahmen stark beeinträchtigt. Besorgniserregend sind vor allem Verluste der Malerei: Kleine Teile lockern sich und drohen abzufallen, so dass wertvolle Bildinformationen verloren gehen könnten. Eine gründliche Festigungsmaßnahme der Malschicht ist ebenso dringend notwendig wie Erhaltungsmaßnahmen der Leinwand, die bereits Löcher und kleine Risse aufweist.
Spendenkonto für die diesjährige Aktion „Vergessene Kunstwerke“:
- Empfänger: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
- IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
- BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)
- Stichwort: Wagenitz
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum, die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. rufen zum 17. Mal zur gemeinsamen Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ auf. Bei der im vergangenen Advent gestarteten Spendensammlung zugunsten der Sanierung des Altars und der Kanzel in der Dorfkirche Paplitz (Teltow-Fläming) kamen mehr als 14.500 Euro zusammen. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren mehr als 250.000 Euro im Rahmen der Spendenaktionen für sakrale Kunstwerke gesammelt.
Der 1990 gegründete Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. setzt sich in Zusammenarbeit mit rund 300 lokalen Kirchenfördervereinen und Kirchengemeinden im Land Brandenburg für die Erhaltung, Wiederherstellung und Nutzung von Kirchen in den ländlichen Regionen Brandenburgs ein und arbeitet eng mit der Denkmalpflege sowie mit Kommunen zusammen. Er macht Wissenswertes rund um die Brandenburger Kirchen landes- und bundesweit bekannt. Der Verein finanziert sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, Kollekten und dem Verkauf eigener Publikationen. Seit dem Jahr 2000 ist er Träger des Projektes „Offene Kirchen“ in Brandenburg und gibt die gleichnamige Fachzeitschrift heraus. Seit 2006 veranstaltet der Förderkreis mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg das Projekt „Musikschulen öffnen Kirchen“. Weitere Informationen: www.altekirchen.de
Die Bilder zur diesjährigen Spendenaktion für die Dorfkirche in Wagenitz können für einen begrenzten Zeitraum für Veröffentlichungszwecke in den Medien unter https://we.tl/t-WvpWT6eoHE heruntergeladen werden.