Gedenken an die Opfer des Verlorenen Zugs
- Erschienen amKulturstaatsekretärin Ulrike Gutheil hat heute ein Grußwort anlässlich der Gedenkveranstaltung zum 72. Jahrestag der Befreiung des ‘Verlorenen Zugs‘ in Tröbitz (Landkreis Elbe-Elster) gesprochen. Dabei würdigte sie den jüdischen Friedhof und die Ausstellung in Tröbitz als wichtige Orte der Aufarbeitung der Geschichte und des Gedenkens im Land und dankte dem dortigen Verein für sein Engagement für das Wachhalten der Erinnerung an das einzigartige Geschehen an diesem Ort unmittelbar vor Kriegsende. „Wir sind heute hier, um der Opfer zu gedenken. In Tröbitz wird konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale von Opfern des NS-Regimes erinnert – hier wird besonders augenscheinlich, von welchem unbarmherzigen, menschenverachtenden System Deutschland mit dem Kriegsende befreit wurde. Das Besondere in Tröbitz ist, dass das Gedenken an den ‘Verlorenen Zug‘ direkt nach Kriegsende begann und dass es bis heute enge Kontakte zwischen den Opfern und den Einwohnern und ihren Nachkommen gibt – das ist außergewöhnlich und ein positives Beispiel für eine aktive bürgerschaftliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit“, so Gutheil. „Gedenkorte wie Tröbitz sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Aufarbeitung und Bildung für nachfolgende Generationen. Hier wird man konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und unzähliges Leid erinnert und kann sich kritisch mit den fürchterlichen Auswirkungen des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Gerade junge Menschen sollen für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten und sich engagiert für Demokratie, Pluralismus und Freiheit einzusetzen. Das ist gerade heute, wo so viele Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen Zuflucht und Schutz bei uns suchen, wichtiger denn je.“
Als ‘Verlorener Zug‘ wird der letzte von drei Zügen bezeichnet, mit denen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges rund 2.400 meist jüdische Häftlinge vom Konzentrationslager Bergen-Belsen vor den anrückenden britischen Truppen in Richtung Theresienstadt abtransportiert wurden. Er wurde nach zweiwöchiger Irrfahrt am 23. April 1945 in der Nähe von Tröbitz von Truppen der Roten Armee befreit. Mehr als 500 jüdische Häftlinge starben an den Folgen der KZ-Haft, an den unmenschlichen Transportbedingungen sowie an Hunger, Durst und Typhus. Die Überlebenden wurden auf Anordnung der Roten Armee in den Häusern der Tröbitzer untergebracht und versorgt. Heute befindet sich in Tröbitz ein jüdischer Friedhof, in den umliegenden Orten Schipkau, Langennaundorf und Wildgrube, in denen ebenfalls Opfer des ‘Verlorenen Zugs‘ begraben wurden, wurden Gedenkstätten eingerichtet.
Vor dem jüdischen Ehrenfriedhof informiert eine Freiluft-Ausstellung über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges und des NS-Terrors und die Funktion des KZ Bergen-Belsen ebenso wie über den „Verlorenen Zug‘ und die Erfahrungen der Überlebenden, der sowjetischen Soldaten und der Bevölkerung. Die Ausstellung über die Geschichte des „Verlorenen Zugs“ wurde vom Land mit rund 26.000 gefördert.
Landesweit gibt es mehr als 70 Gedenkstätten, Erinnerungsorte und Museen, die sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen beschäftigen. Das reicht von den großen Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück zur Erinnerung an Repression und Unterdrückung im Nationalsozialismus über Orte der Erinnerung an jüdisches Leben in Brandenburg wie die Mikwe in Schwedt und den jüdischen Friedhof in Zehdenick sowie Schauplätze im Kontext des Zweiten Weltkrieges in Halbe und den Seelower Höhen bis zu der Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam, dem Menschenrechtszentrum in Cottbus, dem Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt und den Mauer-Stelen in Potsdam. Die Landesregierung unterstützt die Arbeit der brandenburgischen Gedenkstätten in diesem Jahr mit mehr als vier Millionen Euro.
Weitere Informationen unter: www.gemeinde-troebitz.de
PM als PDF