Jüdinnen und Juden bereichern Brandenburg
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle betonte anlässlich der heutigen Debatte im Landtag Brandenburg die Bedeutung jüdischen Lebens für Brandenburg und erinnerte an die Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens vor 1945:
"Auf deutschem Boden und von deutschem Boden aus sind zwischen 1933 und 1945 monströse Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen worden. Daran erinnert der 75. Jahrestag der Auschwitzbefreiung am 27. Januar, daran erinnern aber insbesondere die zahlreichen Überlebenden der Shoa, wie George Shefi und Anita Lasker-Wallfisch. Trotz ihres hohen Alters und trotz ihrer traumatischen Erlebnisse berichten sie Jahrzehnten authentisch und sehr berührend von ihren Erfahrungen. Ihre Botschaft ist eindrücklich und klar: Nie wieder! Und sie ist heute wichtiger denn je: Auch heute werden wieder Juden auf unseren Straßen angegriffen, jüdische Friedhöfe geschändet, jüdische Einrichtungen attackiert und antisemitische Hetze verbreitet. Es schmerzt mich, dass es nicht überall in unserem Land selbstverständlich ist, ohne Furcht eine Kippa zu tragen, in der Synagoge miteinander zu beten, öffentlich Channuka-Leuchter zu entzünden – eben jüdisches Leben zu leben. Hier sind wir als Gesellschaft, hier ist aber auch jeder einzelne gefordert, Position zu beziehen“, so Schüle. „Es ist ein Wunder, dass sich seit den 1990er Jahren erneut ein vielfältiges und aktives jüdisches Leben in unserem Land entwickelt hat. Dazu zählen die zahlreichen jüdischen Gemeinden, dazu zählen aber auch die School of Jewish Theology an der Universität Potsdam, das Abraham Geiger Kolleg, das Zacharias Frankel College und das Moses Mendelssohn Zentrum – sie alle prägen heute selbstverständlich jüdisches Kultur- und Geistesleben in Brandenburg. Dass sich viele Jüdinnen und Juden ausgerechnet Deutschland und Brandenburg als neue Heimat ausgewählt haben, ist Ausdruck ihres Vertrauens in unser Land – das ist alles andere als selbstverständlich und dafür bin ich zutiefst dankbar. Im kommenden Jahr feiern wir 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Ich werde die Initiative, das Jahr 2021 zu einem bundesweiten Festjahr jüdischen Lebens zu machen, nach Kräften unterstützen. Und wir werden auch weiterhin jüdisches Leben schützen und fördern – der Antrag des Landtags ist hierbei eine wichtige Unterstützung.“
In Brandenburg gab es früher ein vielfältiges jüdisches Leben: Vor 1933 lebten hier etwa 9.000 Juden in mehr als 20 Gemeinden. Nach dem Krieg gab es im Gebiet des heutigen Landes Brandenburg nur noch vereinzelte Juden. Erst ab 1991 gründeten Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion wieder jüdische Gemeinden in Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel, Bernau, Oranienburg und Königs Wusterhausen mit insgesamt rund 2.000 Mitgliedern. Das Land Brandenburg hat im Jahr 2005 einen Staatsvertrag mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden abgeschlossen. Zur Förderung jüdischer Gemeinde- und Verbandsstrukturen stellt das Land jährlich mehr als 650.000 Euro zur Verfügung. Im Januar 2015 wurde in Cottbus die landesweit erste Synagoge nach 1945 eingeweiht. Der Bau einer weiteren Synagoge in Potsdam ist geplant.