„Innere Angelegenheiten“: Fotografien aus dem Alltag in der DDR
- Erschienen am - PresemitteilungKulturstaatssekretär Tobias Dünow eröffnet heute Abend die Foto-Ausstellung „Innere Angelegenheiten“ im Rahmen der Kunstsommernacht im Schloss Freienwalde (Märkisch-Oderland):
„Bad Freienwalde ist ein besonderer Ort der deutschen Demokratiegeschichte: Das Schloss war 15 Jahre lang Sommersitz von Walther Rathenau – der fast auf den Tag genau vor 103 Jahren ermordet wurde. Sein Todestag, der 24. Juni, blieb bis 1933 ein Tag des öffentlichen Gedenkens. Heute erinnert nur noch das Schloss an den überzeugten Demokraten und Brückenbauer. Wie wichtig es ist, an Rathenau, an die Verletzlichkeit der Demokratie, die Gefährdung unserer liberalen Gesellschaft zu erinnern, zeigt der feige rechtsextreme Übergriff in Bad Freienwalde am vergangenen Wochenende. Dagegen hilft nur Zusammenstehen, Solidarität, Miteinander. Wie es die Freienwalderinnen und Freienwalder nach dem Übergriff gemacht haben. Dafür meine Hochachtung! Und wie es die Michael Linckersdorff Stiftung macht, die aus dem Schloss Freienwalde wieder einen Ort der Kultur und Begegnung macht – ganz im Sinne Walther Rathenaus. Dafür herzlichen Dank! Und auch die heute startende Ausstellung ‚Innere Angelegenheiten‘ des Fotografen Dietmar Riemann passt hervorragend nach Freienwalde. Sie ist künstlerisch stark, politisch relevant und regt zum Gespräch und zur Diskussion an.“
Der 1950 im sächsischen Hainichen geborene Dietmar Riemann arbeitete nach einer Fotografenlehre zunächst als Werksfotograf im Boxberger Braunkohlekraftwerk in der Lausitz und studierte dann an der Hochschule für Graphik und Buchkunst in Leipzig. Seine Diplomarbeit beschäftigte sich mit dem Leben geistig behinderter Menschen in den Einrichtungen der Samariteranstalten in Fürstenwalde und erschien, begleitet mit Texten von Franz Fühmann, als Buch unter dem Titel „Was für eine Insel in was für einem Meer“. Später arbeitete er erfolgreich als freischaffender Fotograf. Sein 1986 gestellter Ausreiseantrag wurde im September 1989 unter Einziehung seines gesamten persönlichen Vermögens genehmigt – aus diesen Erfahrungen entstand 2005 das Buch „Laufzettel: Tagebuch einer Ausreise“. Dietmar Riemann lebt in der Nähe von Heidelberg (Baden-Württemberg).
Die Ausstellung „Innere Angelegenheiten“ wird von der Michael Linckersdorff Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Situation Kunst in Bochum anlässlich von Dietmar Riemanns 75. Geburtstag präsentiert. Zu sehen sind eindrückliche Fotografien aus den Jahren 1975 bis 1989, die Menschen in ihrem Alltag in der DDR zeigen. Die Ausstellung ist vom 21. Juni bis zum 21. September 2025 im Schloss Freienwalde geöffnet. Die Michael Linckersdorff Stiftung hat 2023 das Schloss Freienwalde vom Landkreis Märkisch-Oderland übernommen, kümmert sich um den Erhalt der Schlossanlage mit der Walther-Rathenau-Gedenkstätte und lädt zu öffentlichen Kulturveranstaltungen ein.
Das Schloss Freienwalde diente dem im Mai 1921 zum Wiederaufbauminister und im Februar 1922 zum deutschen Außenminister ernannten Walther Rathenau (1867-1922) als Sommersitz und Treffpunkt für den Austausch mit Freunden über Politik, Kultur und Wissenschaft. Am 24. Juni 1922 wurde der liberale Politiker durch Mitglieder der rechtsextremen Organisation Consul ermordet. Schloss Freienwalde zählt zu den wichtigsten Zeugnissen der Demokratiegeschichte im Land Brandenburg.
Weitere Informationen: www.michael-linckersdorff-stiftung.de/veranstaltungen-news