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Museum Himmlisches Theater feiert Jubiläum

- Erschienen am 21.03.2025 - Presemitteilung 43
Seit 2015 werden die Passionsdarstellungen in Neuzelle präsentiert

Am heutigen Freitag feierte die Stiftung Stift Neuzelle ein Jubiläum: Vor 10 Jahren wurde das Museum Himmlisches Theater eröffnet, das seitdem jeweils zwei Szenen der barocken Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab präsentiert.

Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stiftung Stift Neuzelle, Norbert Kannowsky, sprachen für die Fördermittelgeber die Abteilungsleiterin Kultur vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Brigitte Faber-Schmidt, der Landeskonservator und stellvertretende Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Prof. Dr. Thomas Drachenberg, sowie Veit Kalinke als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oder-Spree und stellvertretend für die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, bei einem Festakt vor den aktuell ausgestellten Szenen „Gebet am Ölberg” und „Dornenkrönung Jesu”.

Kulturministerin Dr. Manja Schüle:

„So sehenswert ist die Gegenreformation in Brandenburg: Seit zehn Jahren führt uns das Museum Himmlisches Theater im Kloster Neuzelle das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi eindrucksvoll vor Augen. Nicht nur das monumentale, barocke Kulissentheater ist in Umfang und künstlerischer Ausgestaltung europaweit einmalig, auch der Ausstellungsort unter der Erde ist architektonisch außergewöhnlich. Überirdische Passionsdarstellungen an einem unterirdischen Platz - das gibt es nur in Brandenburg! Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!“

Prof. Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator und stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums (BLDAM):

„Ich habe hohen Respekt vor unseren Vorfahren, die mit großem Aufwand  und künstlerischer Fertigkeit unter Ausnutzung aller damals zur Verfügung stehender theatralischer Mittel bis hin zur Beleuchtung, diesen Passionszyklus schufen. Ich habe hohen Respekt vor der Arbeit aller, die zur Rettung dieses barocken Kulissentheaters beigetragen haben. Insbesondere danke ich allen Restauratorinnen und Restauratoren, die unter sehr schwierigen Bedingungen das Konzept der Dekontaminierung, Konservierung und Restaurierung fachgerecht umgesetzt haben. Damit hat Europa sein einzigartiges barockes Kulissentheater bewahren können!“

Veit Kalinke, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Oder-Spree für die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Oder-Spree:

„Vor zehn Jahren wurde die Vision geboren, einen Ort zu schaffen, um den faszinierenden Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab im Klosterensemble Neuzelle eine Heimstatt zu geben und sie nachhaltig wie auch spannend für die Besucherinnen und Besucher zu präsentieren. Das ist ausgezeichnet gelungen und darauf sind wir – die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Oder-Spree – sehr stolz. Wir haben das Projekt der Restaurierung des europaweit einzigartigen Kulturschatzes „Neuzeller Passionstheater“ von Anfang an unterstützt und freuen uns, dass sich das Museum Himmlisches Theater zu einer Erlebnisstätte der biblischen Erzählungen entwickelt hat.“

Norbert Kannowsky, Geschäftsführer Stiftung Stift Neuzelle:

„Mit dem Museum des Himmlischen Theaters ist allen Beteiligten und Förderern etwas Besonderes gelungen. Die Architektur und die Dramaturgie der Raumfolge führen in einem Spannungsbogen zur Präsentation des sakralen Kunstwerks der Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab. Ein sakraler Kunstschatz von europäischem Rang, einzigartig in seiner künstlerischen Ausgestaltung, in seiner Größe, in seinem Umfang und in seiner Vollständigkeit.“

Die Baumaßnahmen wurden bereits 2011 gestartet. Zunächst musste ein Teil des klösterlichen Weinberges abgetragen werden, sodass der moderne Museumsbau in den Weinberg selbst hineingebaut werden konnte. Gäste, die heute den Museumseingang im ehemaligen Kutschstall betreten, werden über einen stimmungsvoll beleuchteten Gang in den unterirdischen Ausstellungsraum geleitet. Die Lichtinszenierung und das Zitat „Sein Grab wird herrlich sein“, auf das die Gäste direkt zusteuern, setzen einen wichtigen Impuls in der Gesamtinszenierung der Neuzeller Passionsdarstellungen vom Leiden Jesu.

Die architektonische Lösung des einzigartigen Museumsbaus „Himmlisches Theater“ wurde von der Brandenburgischen Architektenkammer und der Brandenburgischen Ingenieurkammer mit dem „Sonderpreis des Baukulturpreises 2015“ ausgezeichnet.

Die Firma „KONZEPTLICHT - lighting solutions GmbH“ aus Berlin hat für das Lichtkonzept im Museumsbau den „Deutschen Lichtdesign-Preis 2017“ erhalten.

Die erfolgreiche Umsetzung des Museumsbaus verdanken wir in erster Linie:

  • René Knothe und Kerstin Reinhardt (Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen)
  • Peter Berger (damals Architekturbüro Berger & Fiedler)
  • Jan Battmer und Antje Zimdars-Weigelt (Stiftung Stift Neuzelle)
  • Dr. Dorothee Schmidt-Breitung und Lukas Böwe (Bauforschung)
  • Robert Graefrath, Prof. Mechthild Noll-Minor, Werner Ziems (Denkmalpflegerische Baubegleitung)
  • den ausführenden Fachfirmen

Die Ausstellung wurde konzipiert, kuratiert und gestaltet durch:

  • Walter Ederer (†) (Gesamtleitung Stiftung Stift Neuzelle)
  • Prof. Dr. Harald Schwillus und Volker Willhardt M.A. (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
  • Erik Ernst Venhorst (Wissenschaftliche Beratung)
  • Reinhard Meerwein (tecton Berlin)
  • Gregor Sgonina (Konzeptlicht Berlin)

Die Entstehungsgeschichte des Museums und der Restaurierungsprozess der Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab sind aufs Engste mit dem Wirken des Gründungsgeschäftsführers Walter Ederer verbunden, der sich seit 1997 bis zu seinem Tod im Jahr 2019 mit Engagement und Leidenschaft für dieses Projekt eingesetzt hat.

Seit 2015 werden die Neuzeller Passionsdarstellungen im Museum Himmlisches Theater präsentiert. Die aufwendige Konservierung der nahezu 275 Jahre alten Holz- und Leinwandkulissen und Figuren bedarf großer Expertise. Die Konservierungsarbeiten werden von der Stiftung Stift Neuzelle und dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum in Wünsdorf koordiniert. Heute sind noch 229 Elemente der ursprünglich wohl 240 Tafeln und Leinwände erhalten. 14 Szenen vom „Gebet am Ölberg“ bis hin zur „Grablegung Jesu“ erzählen, ergänzt durch eine Auferstehungsszene, in fünf Bühnenbildern das Leiden Jesu und bestechen durch seine barocke Opulenz. Dabei wird jede Station der Passion Christi durch eine Figurengruppe in Bühnenbildern dargestellt. Die anderen Figurengruppen kommentieren das Geschehen oder erzählen andere Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, die mit der Passionsszene korrespondieren.

Das Heilige Grab in Neuzelle wurde um 1751 vom böhmischen Künstler Joseph Felix Seifrit im Auftrag des Klosters Stift Neuzelle geschaffen. Das Neuzeller Heilige Grab ist mit einem besonderen Wortreichtum an Bibelzitaten ausgestattet. Das Bild- und Wortmaterial richtete sich – in einem protestantischen Umfeld – sowohl gegen die reformatorische Sicht der Eucharistie als auch gegen aufklärerisches Gedankengut. Auch heute noch zählt das Heilige Grab zu den bedeutendsten Kunstwerken im Kloster Neuzelle sowie im Land Brandenburg.

Seit dem 16. Jahrhundert wurden in der Karwoche und zur Osterliturgie vor allem in Süddeutschland und im Alpenraum Theaterarchitekturen in Kirchen aufgestellt, die den Leidensweg, die Grablegung und die Auferstehung Jesu Christi illustrieren sollten. Diese Heiligen Gräber oder Ostergräber wurden nicht für Passionsspiele genutzt, sondern dienten ausschließlich der Verinnerlichung, der Betrachtung und dem Gebet. In seinem Erhaltungszustand und der Größe der Kulissen hat das Neuzeller Heilige Grab ein Alleinstellungsmerkmal und zählt zu den sakralen Kunstwerken von europäischem Rang.

Museale Präsentation

Nach umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen konnten seit März 2015 zunächst die beiden Szenen Judaskuss (Bühnenbild Garten) und Kreuztragung (Bühnenbild Stadt) gezeigt werden.

Der erste Restaurierungsabschnitt (2. Szene Judaskuss im Bühnenbild Garten) wurde 2001-03 mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) durchgeführt.

2011-2014 konnte der 2. Restaurierungsabschnitt (9. Szene Kreuztragung im Bühnenbild Stadt) mit Fördermitteln der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Oder-Spree im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum in Wünsdorf abgeschlossen werden.

Mit Beendigung des 3. Restaurierungsabschnittes konnte 2018, anlässlich der 750-Jahr Feierlichkeiten zur Gründung des Klosters Neuzelle, die Szene „Jesus vor dem Hohepriester Kaiphas“ mit dem Bühnenbild Palast präsentiert werden. Die Restaurierung dieser Szene wurde mit Mitteln der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Oder-Spree, der Kulturstiftung der Länder und des Ministeriums für Wissenschaft Forschung und Kultur des Landes Brandenburg finanziert.

Die Gesamtbaumaßnahme zur Sanierung des Kutschstallgebäudes und zur Einrichtung und Erweiterung des Museums „Himmlisches Theater“ hatte einen Umfang von 8,9 Millionen Euro.

Für die konservatorisch korrekte Einlagerung der Szenen außerhalb des Ausstellungsraumes wurde ein klimatisiertes Depot eingerichtet.

Das Museum gehört zu den wichtigsten Museen Brandenburgs und findet mit seinen Exponaten auch internationale Anerkennung. Als besonders innovativ gilt die unterirdische Anlage des Museumsneubaus. Gemeinsam mit den Glasfenstern der St.-Marien-Kirche in Frankfurt (Oder), dem Heiligen Grab in Görlitz sowie den Zittauer Fastentüchern zählt es zu einer Reihe von bedeutenden Sakralmuseen an Oder und Neiße.

Die aktuell ausgestellten Szene 1 „Gebet am Ölberg“ im Bühnenbild Garten und Szene 7 „Dornenkrönung Jesu“ im Bühnenbild Palasthof werden ab November 2025 abgelöst durch die Szene 8 „Ecce homo“ im Bühnenbild Palasthof und durch die Szene 11 „Kleiderberaubung Jesu“ im Bühnenbild Kalvaria.

Restaurierung und Konservierung der Neuzeller Passionsdarstellungen

In den ersten drei Restaurierungsabschnitten konnten drei der fünf Bühnenbilder des Bestandes der Neuzeller Passionsdarstellungen konserviert und restauriert werden.

Im vierten Restaurierungsabschnitt wurden das Bühnenbild „Palasthof“ sowie sieben Szenen unterschiedlicher Bühnenbilder („Gebet Jesu am Ölberg“, „Verhör Jesu vor Hannas“, „Jesus vor Herodes“, „Geißelung Jesu“, „Dornenkrönung Jesu“, „Ecce homo“ und „Grablegung Jesu“) bearbeitet.

In der laufenden abschließenden Bearbeitungsphase 2024/2025 werden das Bühnenbild „Kalvarienberg“ zusammen mit den restlichen Figurenszenen konserviert. Die Gesamtkosten des abschließenden vierten und fünften Restaurierungsabschnitts belaufen sich auf 795.000 Euro und erstrecken sich über einen Zeitraum von fünf Jahren (2021- 2025). Die Maßnahmen werden ermöglicht durch die Förderungen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Ostdeutschen Sparkassenstiftung mit der Sparkasse Oder-Spree und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und durchgeführt vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum (BLDAM) zusammen mit der Stiftung Stift Neuzelle.

Kloster Neuzelle

Das Zisterzienserkloster Neuzelle wurde 1268 von Heinrich dem Erlauchten, Markgraf von Meißen, gestiftet. Das ursprünglich gotische Kloster wurde ab 1650 im Stil des Barocks überformt. Mit der Neuordnung Europas in Folge der Napoleonischen Kriege und dem Wiener Kongress fiel die Lausitz und damit auch Neuzelle an Preußen. Das Kloster wurde 1817 aufgelöst und die Mönche mussten das Gelände verlassen. Erst 200 Jahre später kehrten die ersten Zisterzienser zurück und gründeten 2018 ein Priorat auf dem Klostergelände. Auch nach der Auflösung blieb das Kloster ein wichtiger Bildungsstandort, der auch heute noch fortbesteht.

Die 1996 eigens vom Land Brandenburg gegründete Stiftung Stift Neuzelle ist mit der Bewahrung der denkmalgeschützten Anlage beauftragt sowie mit der Bewirtschaftung und der Entwicklung des Klostergeländes und großer Teile der ehemaligen Klosterliegenschaften. Hierzu zählt auch ein eigener Forstbetrieb, der mit dem Nachhaltigkeitssiegel PEFC zertifiziert ist. Vielfältige Kulturveranstaltungen und das Festival Oper Oder Spree prägen neben Führungsangeboten, dem 5 Hektar großen Barockgarten und den beiden Pfarrkirchen das kulturelle Angebot auf dem Gelände.

Freier Eintritt, Sonderführungen und ein ungewöhnliches Konzert

Am Samstag, dem 22. März 2025 lädt die Stiftung zu freiem Eintritt und Sonderführungen ein.

  • 11.30 Uhr – Sonderführung im Museum Himmlisches Theater
  • 13.00 Uhr – Sonderführung im Klostermuseum im Kreuzgang
  • 14.30 Uhr – Sonderführung im Museum Himmlisches Theater

Zum Abschluss der Feierlichkeiten bringt das „Orbis Quartett“ aus Berlin eine einzigartige Kombination aus klassischem Repertoire und eigens arrangierten Werken aus unter-schiedlichsten musikalischen Stilrichtungen, die nicht nur gespielt, sondern auch gesungen werden. Das Konzert findet am Samstag, dem 22. März 2025 um 19.00 Uhr im Refektorium des Klosters Neuzelle statt.

Tickets erhalten Sie in der Kloster-Information im Portal, unter www.klosterneuzelle.de und in allen Reservix-Vorverkaufsstellen.