Erinnerungsort Jamlitz wird nach Anschlag erweitert - Staatssekretär Gorholt verständigt sich mit Vertretern der Brandenbur-gischen Gedenkstätten, des Zentralrats der Juden, der Kirche, der Polizei und der Gemeinde über Sicherungs- und Unterstützungsmaßn
- Erschienen amKulturstaatssekretär Martin Gorholt und Vertreter der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, des Zentralrats der Juden, der Kirche, der Polizei und der Gemeinde haben heute das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose in Jamlitz (Landkreis Dahme-Spreewald) besucht und sich auf Sicherungs- und Unterstützungsmaßnahmen für die Dokumentations- und Gedenkstätte verständigt. Sie zeigten sich einig in der Verurteilung der Anschläge auf die Dokumentationsstätte. Kulturstaatssekretär Gorholt betonte: „Diese Übergriffe sind gezielte Angriffe auf die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und ihre Opfer sowie gegen unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft. Wir stellen uns gemeinsam gegen Hass, Dummheit und Geschichtsvergessenheit und werden alles dafür tun, damit die Erinnerung und das Gedenken an diesem Ort gesichert werden.“
Kulturstaatssekretär Martin Gorholt sicherte zu, die zusätzlichen Mittel in Höhe von rund 12.000 Euro für die Reparatur der drei Informationstafeln schnellstmöglich bereitzustellen. „Wir wollen deutlich machen, dass die feigen Täter mit ihren Anschlägen keinen Erfolg haben werden: Dieser Erinnerungsort bleibt und wird erweitert.“ In der Planung seien ein neuer Gedenkort auf dem Gelände des früheren KZ-Außenlagers in Jamlitz sowie weitere Informationstafeln im Ort, so Gorholt. Dazu werde es jetzt weitere Gespräche geben. Für das kommende Jahr sagte er der evangelischen Kirchengemeinde Lieberose als Trägerin der Dokumentationsstätte eine Unterstützung in Höhe von 25.000 Euro zu. Das Land unterstützt die Kirchengemeinde in diesem Jahr mit 12.000 Euro für die Pflege der Freiluftausstellung und Angebote der historisch-politischen Bildung.
Vertreter der Polizeidirektion Süd sicherten eine stärkere Polizeibestreifung zu. Eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe des polizeilichen Staatsschutzes führt die Ermittlungen. Gleichzeitig werden die Möglichkeiten technischer Sicherungsmaßnahmen geprüft.
Bei dem Vor-Ort-Termin waren neben Staatssekretär Martin Gorholt auch der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, der Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland, Peter Fischer, der Generalsuperintendent des Sprengels Görlitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Martin Herche, der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Oderland-Spree, Frank Schürer-Behrmann, die Beauftragte für Erinnerungskultur der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Marion Gardei, die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Lieberose, Susanne Brusch, der Amtsdirektor von Lieberose, Bernd Boschan, der Bürgermeister von Jamlitz, Wilfried Götze, der Geschäftsführer des Vereins KARUNA – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not International, Jörg Richert, sowie Vertreter der Polizeidirektion Süd.
Unbekannte hatten am 10. und am 18. Mai Anschläge auf den Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Lieberose verübt. Dabei wurden Informationstafeln der Freiluftausstellung mit Informationen über den Holocaust und die Geschichte des KZ-Außenlagers zerstört.
Das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen in Jamlitz wurde 1943 während des Aufbaus des SS-Truppenübungsplatzes „Kurmark“ errichtet. Die rund 6.000 bis 10.0000 Häftlinge, die hier bis zur Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, waren überwiegend Juden. Arbeitsunfähige wurden nach Auschwitz deportiert. Bei der Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 wurden 1.342 kranke und marschunfähige Häftlinge von der SS erschossen. Rund 1.500 Häftlinge trieb die SS auf einen etwa 200 Kilometer langen Todesmarsch in das Hauptlager Sachsenhausen, in dessen Verlauf weitere Häftlinge erschossen wurden. Nach der Ankunft im Hauptlager selektierte die SS erneut hunderte Häftlinge und ermordete sie.
In Jamlitz, wo sich das Lager einst befand, gibt es seit 2003 eine Dokumentationsstätte mit einer Freiluftausstellung zum früheren Konzentrationslager sowie zum 1945 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD eingerichteten Speziallager Nr. 6 Jamlitz, in dem bis 1947 mehr als 10.000 Personen inhaftiert waren. Im Jahr 2009 wurde ein jüdischer Friedhof für die Opfer des KZ-Außenlagers Lieberose in der benachbarten Gemeinde Schenkendöbern (Landkreis Spree-Neiße) eingeweiht. In der ehemaligen Kiesgrube bei Schenkendöbern waren in den 1950er und 1970er Jahren die sterblichen Überreste von insgesamt rund 600 Opfern des KZ-Außenlagers Lieberose gefunden worden. Weitere Opfer der beiden Lager in Jamlitz liegen in der Gedenkstätte Waldfriedhof unweit des früheren Bahnhofs Jamlitz.
Weitere Informationen: www.die-lager-jamlitz.de