Jüdische Gemeinden stärken im Kampf gegen Antisemitismus
- Erschienen am - PresemitteilungKulturstaatssekretär Tobias Dünow hat heute in Berlin am 510. Jahrestages an der Gedenkveranstaltung für die Opfer des so genannten Hostienschändungsprozesses von 1510 teilgenommen. Dabei gedachte er der Opfer dieses Schauprozesses.
„Antisemitismus besitzt in Deutschland eine lange und unheilvolle Tradition, nicht erst seit 1933. Der so genannte Hostienschändungsprozess von 1510 ist ein Beispiel dafür. Die Legenden von angeblichen Hostienschändungen und Ritualmorden waren jahrhundertelang Teil eines religiös motivierten Antisemitismus – und wurden im 19. Jahrhundert durch den mörderischen Rassenantisemitismus abgelöst, der zur Vernichtung jüdischen Lebens in Deutschland und Europa führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine einzige jüdische Gemeinde mehr im Land – dafür 56 verwaiste jüdische Friedhöfe. Dass sich viele Jüdinnen und Juden ausgerechnet Deutschland und Brandenburg nach 1990 als neue Heimat ausgewählt haben, ist Ausdruck ihres Vertrauens in unser Land – das ist alles andere als selbstverständlich und dafür bin ich zutiefst dankbar. Umso verstörender ist der in den vergangenen Jahren grassierende Antisemitismus mit all seinen Auswüchsen. Ich bin davon überzeugt: Antisemitismus wird am besten und wirkungsvollsten bekämpft, wenn man die jüdischen Gemeinden stark macht. Genau das machen wir im Land Brandenburg. Wir werden für die Jüdinnen und Juden im Land eine Synagoge in Potsdam bauen.“
Der Berliner Hostienschändungsprozess war ein gegen die in der Mark Brandenburg ansässigen Jüdinnen und Juden geführter Prozess, in dem ihnen Hostienfrevel und Kindesmord unterstellt wurden. Anlass dafür war der Einbruch in die Kirche von Knoblauch (Landkreis Havelland) und der Diebstahl einer vergoldeten Monstranz und zweier geweihter Hostien. Bei dem Schauprozess auf dem Neuen Markt wurden am 19. Juli 1510 insgesamt 38 Juden zum Feuertod verurteilt und öffentlich verbrannt, zwei weitere starben nach vorheriger Taufe unterm Schwert. Dem Prozess folgte eine große Judenverfolgung, in deren Ergebnis alle Jüdinnen und Juden aus Berlin und der Mark Brandenburg ausgewiesen wurden. Die Gedenkveranstaltung wurde vom Berliner Bezirk Mitte organisiert.