Leistikowstraße ist wichtiger Ort der Erinnerung und Aufarbeitung
- Erschienen amKulturministerin Martina Münch hat heute am Rande der ‘Kabinettsitzung vor Ort‘ in der Landeshauptstadt Potsdam die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße besucht und als wichtigen Ort der Erinnerung und Aufarbeitung gewürdigt. „Es gibt wenige Haftanstalten, die in so beklemmender Authentizität erhalten geblieben sind, wie das ehemalige Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes in der Leistikowstraße 1. Noch heute zeugen erhaltene Haftzellen mit originalen Holzpritschen, Karzer, zugemauerte Fenster sowie die Reste der Sperranlagen von der einstigen Nutzung. An den Kellerwänden sind zahlreiche Inschriften erhalten, die eindrücklich die Entrechtung und Isolation der Häftlinge widerspiegeln. Die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße trägt mit ihren Angeboten maßgeblich dazu bei, Besucherinnen und Besuchern die Geschichte dieses Ortes nahezubringen und das Gedenken an die Opfer zu bewahren.“
In der Leistikowstraße 1 befand sich von August 1945 bis zur Auflösung des KGB im Jahr 1991 das zentrale Untersuchungsgefängnis der sowjetischen militärischen Spionageabwehr. Es war Teil der ehemaligen sowjetischen Geheimdienststadt ‘Militärstädtchen Nr. 7‘, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Nauener Vorstadt Potsdams auf einer Fläche von rund 16 Hektar mit mehr als 100 Gebäuden entstand. Im Kernbereich befand sich eine Hochsicherheitszone mit Hauptquartier und dem Untersuchungsgefängnis. Bis 1955 wurden dort Menschen unterschiedlicher Nationalität festgehalten, ohne Rechtsbeistand verhört, misshandelt und aufgrund erpresster Geständnisse zu hohen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt. Ab 1955 hielt der sowjetische Geheimdienst ausschließlich sowjetische Militärangehörige oder Zivilangestellte der sowjetischen Truppen dort fest.
Im Jahr 2008 wurde die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße gegründet, die von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten treuhänderisch verwaltet wird. Stifter ist der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein (EKH) als Eigentümer des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses. Seit April 2012 informiert die Dauerausstellung ‘Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße Potsdam‘ über die Geschichte des Haftortes und das Schicksal der Häftlinge. Das Land unterstützt die Stiftung in diesem Jahr mit 195.000 Euro, dazu kommen 67.000 Euro für Projektförderungen. Der Bund stellt weitere rund 250.000 Euro bereit.
Die Landesregierung macht im Rahmen des 2018 gestarteten Formates ‘Kabinett vor Ort‘ in allen 18 Landkreisen und kreisfreien Städten Station, um mit Landräten und Oberbürgermeistern über aktuelle Herausforderungen zu sprechen. Der Auftakt der Reihe war am 18. September im Landkreis Oder-Spree. In den heutigen Beratungen zwischen der Landesregierung und der kreisfreien Stadt Potsdam ging es unter anderem um die Herausforderungen des Wachstums der Stadt Potsdam und die weitere Entwicklung des Wissenschaftsparks Potsdam-Golm. Das nächste ‘Kabinett vor Ort‘-Treffen findet am 26. Februar in Cottbus statt.
Weitere Informationen:
www.gedenkstaette-leistikowstrasse.de
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