„Was kann Deutschland von der Transformation in Osteuropa lernen – und umgekehrt?“
- Erschienen am - PresemitteilungBrandenburgs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, und Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke haben heute auf der Veranstaltung ‘Was kann Deutschland von der Transformation in Osteuropa lernen – und umgekehrt?‘ in der Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund in Berlin für Frankfurt (Oder) als künftigen Standort für das ‘Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation‘ geworben. Bei der anschließenden Podiumsdebatte diskutierten Prof. Dr. Jan Claas Behrends von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Prof. Dr. Dagmara Jajesniak-Quast, Leiterin des Zentrums für interdisziplinäre Polen-Studien an der Viadrina, Bozhena Kozakevych, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Collegium Polonicum in Słubice, Viadrina-Studentin Lilly Blaudszun sowie DDR-Bürgerrechtler und Publizist Wolfgang Templin über Transformation in Deutschland und Osteuropa.
Ministerin Dr. Manja Schüle:
„Der Wechsel vom Kommunismus zur Demokratie, von der Plan- zur Marktwirtschaft – er erfolgte 1989/1990 von heute auf morgen. Beispiellose Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Rezession – von heute auf morgen. Zerrissene Familien – von heute auf morgen. Diese Erfahrungen haben viele Menschen in Ostdeutschland und Osteuropa geprägt. Ganze Generationen kennen das Gefühl, nicht mehr gebraucht, gesehen und gehört zu werden. Wenn wir unsere Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Europa verstehen und aus unseren Transformationserfahrungen voneinander lernen wollen, müssen wir unsere Geschichten gegenseitig kennen. Denn an ihnen lässt sich erkennen und benennen, was gelang, was scheiterte und wie dies heute nachwirkt. Deshalb brauchen wir das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. Und deshalb gehört es unbedingt an die Schnittstelle zwischen Ost- und Mitteleuropa: Frankfurt (Oder) steht geografisch, politisch, wissenschaftlich und menschlich für Grenzüberwindung in Europa. Der ideale Ort, um sich zu begegnen, gemeinsam zu forschen und Zukunft für Deutschland und Europa zu gestalten. Der Ort, der von gleich drei Bundesländern unterstützt wird. Und wenn das nicht schon Argumente genug für Frankfurt (Oder) sind, liefert Russlands Krieg gegen die Ukraine – leider – ein weiteres: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat gerade erst in einer Live-Schalte mit Viadrina-Studierenden betont, dass die junge Generation mit ihrem Wissen die wichtigste Ressource für den Wiederaufbau, die Entwicklung und Zukunft der Ukraine sei. Er hat Recht. Und wir werden ihn dabei unterstützen. Manche Mitbewerber um das Zukunfts- und Transformationszentrum werben für sich als ‘Wendemuseum‘ – das können sie gerne einrichten. Aber das Zukunftszentrum für gelebte Einheit und lebendige Transformation – das machen wir besser hier in Brandenburg.“
Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke:
„Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation kann kommen – wir haben die Weichen dafür gestellt: Wir sind mit unseren Wende- und Nachwenderfahrungen nicht nur die Transformationsstadt par excellence. Mit Ostdeutschlands internationalster Hochschule haben wir auch die geforderte Anbindung an eine wissenschaftliche Einrichtung. Und wir haben für das Zentrum eine besonders symbolträchtige Fläche im Herzen unserer Stadt reserviert. Aber viel wichtiger: Unsere Bewerbung wird breit getragen: Uns unterstützen nicht nur die Bürgermeister der kreisfreien Städte in Brandenburg – uns unterstützen auch die Bürgermeister von zehn polnischen Städten und Gemeinden, die Landkreise, Städte und Ämter unseres Umlandes, neben der Europa-Universität Viadrina auch weitere bedeutende Hochschulen in Deutschland und Europa, zahlreiche andere Institutionen sowie die Bürgerinnen und Bürger aus unserer Stadt. Damit wird deutlich: Diese Bewerbung ist keine einsame politische Entscheidung – sie ist eine Bewerbung aller Frankfurterinnen und Frankfurter. Das sind beste Voraussetzungen für den Erfolg. Ab jetzt heißt es Daumendrücken für die Stadt der Brückenbauer!
Der Bund will ein ‘Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation‘ in Ostdeutschland gründen und stellt dafür bis zu 220 Millionen Euro bereit. Eine Kommission unter Vorsitz des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck hatte das Zentrum im Jahr 2020 anlässlich des 30. Jahrestags der Friedlichen Revolution und Wiedervereinigung vorgeschlagen. Mit der neuen Institution will die Bundesregierung die Erfahrung der Ostdeutschen mit Wandel und Umbrüchen anerkennen und sie in Beziehung zu den Transformationen in anderen Staaten Osteuropas setzen. Das Kulturministerium des Landes Brandenburg unterstützt die Erarbeitung der Bewerbung von Frankfurt (Oder) in den Jahren 2021 und 2022 mit insgesamt 65.000 Euro. Die Entscheidung über den künftigen Standort des Zentrums fällt im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens in den kommenden Wochen.