80. Jahrestag der Ermordung Homosexueller im ‘Klinkerwerk‘
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsstaatssekretär Tobias Dünow hat heute am ‘Klinkerwerk‘ in Oranienburg der rund 200 homosexuellen Männer gedacht, die im Sommer 1942 im einstigen Außenlager des KZ Sachsenhausen bei einer gezielten Aktion der SS ermordet wurden:
„Das ‘Klinkerwerk‘ steht für die Grausamkeit und Unerbittlichkeit der nationalsozialistischen Unterdrückungsmaschinerie. Es ist dem großen Engagement und der Ausdauer von vielen Ehrenamtlichen zu verdanken, dass dieser Ort endlich stärker ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit gerückt wird. Immer noch wird in Bezug auf die homosexuellen KZ-Häftlingen von den ‚vergessenen Opfern‘ des NS-Terrors gesprochen. Das ist eine irreführende Formulierung. Denn sowohl in der DDR wie in der BRD wurde diese Opfergruppe nicht etwa versehentlich vergessen, sondern bewusst verdrängt.“
Die Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestags des Mordes an rund 200 homosexuellen Männern im einstigen KZ-Außenlager ‘Klinkerwerk‘ wurde von der Gedenkstätte Sachsenhausen in Kooperation mit der Landeskoordinierungsstelle Queeres Brandenburg, Katte e.V., dem LSVD-Berlin-Brandenburg, dem Gesprächskreis Homosexualität/Evangelische Adventkirche Berlin-Prenzlauer Berg und dem SchwuZ organisiert. Die Gedenkrede hielt Dik de Boef, Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees. Das Kulturministerium unterstützt die Veranstaltung mit 10.000 Euro.
Seit dem Spätsommer 1938 mussten Häftlinge des KZ Sachsenhausen bei Oranienburg das weltweit größte Ziegelwerk errichten, um die Baustoffe für die gigantischen Bauvorhaben der NS-Führung in Berlin zu liefern. Dazu trieb die SS täglich bis zu 2.000 Häftlinge ins Außenlager Klinkerwerk und nutzte es zudem für gezielte Mordaktionen. Ab 1943 wurden auf dem Gelände Rüstungsgüter produziert. Der alliierte Bombenangriff vom 10. April 1945, bei dem viele Häftlinge umkamen, zerstörte das Außenlager Klinkerwerk fast komplett. Bis heute befinden sich im Boden und im davorliegenden Kanal sterblichen Überreste der Opfer.
Entlang eines erhöhten Steges erzählt eine Freiluft-Ausstellung auf 16 Glastafeln die Geschichte des SS-eigenen ‘Großziegelwerks Oranienburg‘, in dem Tausende Häftlinge des KZ Sachsenhausen Zwangsarbeit leisten mussten.