„Archäologie und Gedächtnis“ - Kulturstaatssekretär Gorholt eröffnet internationale Tagung zur Erforschung und Bewahrung von NS-Lagerstandorten
- Erschienen amKulturstaatssekretär Martin Gorholt hat heute in Brandenburg an der Havel die Tagung „Archäologie und Gedächtnis. NS-Lagerstandorte Erforschen – Bewahren – Vermitteln“ des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg eröffnet. „Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist gerade in diesem Jahr, in dem sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung der Konzentrationslager zum 70. Mal jähren, von besonderer Bedeutung. Deshalb begrüße ich die Tagung ‘Archäologie und Gedächtnis‘ zum archäologischen Umgang mit den Hinterlassenschaften der NS-Zeit ausdrücklich. Historische Orte und materielle Hinterlassenschaften sind Ankerpunkte für die Erinnerung – auch und gerade aus der NS-Zeit. Dafür steht in Brandenburg ein Netz historischer Gedenkorte wie Sachsenhausen, Ravensbrück, Brandenburg an der Havel, Belower Wald und Jamlitz-Lieberose, die an die Verbrechen erinnern und zugleich auch Ort historisch-politischer Bildung sind. Diese Anstrengungen tragen dazu bei, dass Geschichte im wörtlichen wie übertragenen Sinn nicht verloren geht.“
Die interdisziplinäre Tagung findet vom 17. bis 19. September 2015 im Paulikloster in Brandenburg an der Havel statt. Historiker, Archäologen, Gedenkstättenleiter und Bauhistoriker aus Deutschland, Österreich und Polen diskutieren über den archäologischen Umgang mit den Hinterlassenschaften der NS-Zeit.
Ein Beispiel dafür im Land Brandenburg ist das Zwangsarbeiterlager Falkensee. Das größte Außenlager des KZ Sachsenhausen wurde 1943 am östlichen Stadtrand Falkensees errichtet. Bis zu 2.500 Häftlinge aus nahezu allen Ländern Europas mussten unter unmenschlichen Bedingungen im Rüstungsbetrieb der Deutsche Maschinenbau AG (DEMAG) Zwangsarbeit verrichten und Panzerfahrzeuge produzieren. Die unzureichende Ernährung, extrem harte Arbeit und tägliche Misshandlungen durch die SS forderten unzählige Todesopfer. Das Lager wurde am 24. April 1945 von der Roten Armee befreit.
Von den Baracken sind heute noch die Betonfußböden erhalten. Seit 1995 sind sie freigelegt und in einem archäologischen Park zugänglich. Die archäologischen Überreste geben einen guten Einblick in die Struktur des Lagers und erlauben Rückschlüsse auf die Unterbringungsverhältnisse und Lebensbedingungen der Lagerinsassen. Sie ergänzen damit die Erinnerungsberichte der Zeitzeugen und die archivalischen Quellen der Historiker.
Die Tagung wird gemeinsam von Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, der Berliner Stiftung Topographie des Terrors und der Universität Wien veranstaltet und durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft gefördert.
Weitere Informationen: www.landesmuseum-brandenburg.de