Gedenkfeier in frühem KZ Börnicke bei Nauen
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle hat heute die Gedenkfeier anlässlich des 90. Jahrestages der Errichtung des frühen Konzentrationslagers Börnicke bei Nauen (Havelland) besucht und der Opfer gedacht:
„Der polnische Landarbeiter und Gewerkschafter Michael Kukurudza starb in den ersten Monaten der NS-Herrschaft an den Folgen brutaler Folter und Misshandlung – als einer von etwa 500 Inhaftierten des frühen Konzentrationslagers Börnicke. Heute ist es nahezu vergessen. Ich bin den Heimatforschern, Schülerinnen, Bürgerinnen und Bürgern vor Ort dankbar dafür, dass sie diesen Ort dem Vergessen entrissen haben. Es ist wichtig, an das frühe KZ zu erinnern – weil es den Terror des NS-Regimes vorwegnahm, der noch folgen sollte. Weil es den Weg von der Demokratie in die Diktatur ebnete. Weil es den Beginn von systematischer Ausgrenzung, Verfolgung und Entrechtung Andersdenkender markierte. Weil es letztlich der Auftakt zum millionenfachen Völkermord wurde. Es ist deshalb unsere gemeinsame Verantwortung, daran zu erinnern. Laut, nicht leise. Das sind wir Michael Kukurudza und sämtlichen NS-Opfern schuldig. Das sind wir auch denjenigen schuldig, die heute wieder von Ausgrenzung, Hass und Hetze betroffen sind. Und das sind wir all denjenigen schuldig, die in einer offenen, demokratischen, rechtsstaatlichen und solidarischen Gesellschaft leben wollen.“
Beim KZ Börnicke handelt es sich um eines der frühen Lager, das von Mai bis Juli 1933 bestand. Unmittelbar nach Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 begann der offene Terror gegen die politische Opposition. Allein im März und April 1933 wurden mindestens 35.000 Menschen von Polizei, SA und SS in ‘Schutzhaft‘ genommen und waren damit staatlicher Willkür ohne jeden Rechtsbeistand ausgeliefert. Sie wurden in ihren Heimatorten in Kellern oder anderen improvisierten Haftstätten von Polizei- und Justizhaftanstalten sowie in mindestens 70 Lagern eingesperrt und gefoltert. Mehrere hundert Inhaftierte wurden ohne Gerichtsurteil ermordet. Diese frühen Lager wurden zum Synonym für den Staatsterror, der die Bevölkerung einschüchtern und abschrecken sollte.
Ein Gedenkstein an der Straße nach Tietzow erinnert an das Leid und Elend der Häftlinge des KZ Börnicke. Die Stadt Nauen will den Gedenkort neu gestalten.