Offizielle Inbetriebnahme der ersten Forschungsanlage in Deutschland zur Herstellung von qualitätsgesicherten Recyclingdüngern aus Inhalten von Trockentoiletten
- Erschienen am - PresemitteilungIm Rahmen des Forschungsprojekts zirkulierBAR wurde heute auf dem Gelände der Kreiswerke Barnim GmbH in Eberswalde eine Urinaufbereitungsanlage sowie ein Humusregal zur Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten feierlich eröffnet. Damit ist das zirkulierBAR Reallabor in Eberswalde komplett. Die Fertigstellung ist ein wichtiger Meilenstein für Forschung und Praxis im Bereich der regionalen Kreislaufwirtschaft.
Zur Eröffnung mit hochrangigen Gästen von lokaler-, kommunaler-, Landes-, Bundes- und EU-Ebene sprachen Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und Mitglied des Deutschen Bundestages, Tobias Dünow, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Dr. Wolf Junker, Leiter des Referates 726 – Ressourcen, Kreislaufwirtschaft; Geoforschung im Bundesministerium für Bildung und Forschung, sowie Daniel Kurth, Landrat des Landkreises Barnim, Götz Herrmann, Bürgermeister der Kreisstadt Eberswalde sowie Christian Mehnert, Geschäftsführer der Kreiswerke Barnim GmbH.
Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär:
"Ich freue mich ganz besonders über die Eröffnung dieser Forschungsanlage. Im Rahmen der Fortschreibung der Rohstoffstrategie haben wir die Kreislaufwirtschaft als eine zentrale Säule aufgenommen. Diese Anlage zeigt, wie innovativ und praxisnah Kreislaufwirtschaft sein kann, und dass Kreislaufwirtschaft auf den unterschiedlichsten Ebenen funktioniert. Ich wünsche dem Projekt großen Erfolg, damit Forschung und Erprobung, wie sie in den nächsten Jahren im Reallabor stattfinden, in die Praxis übernommen werden. Eberswalde und der Barnim sind schon jetzt eine Vordenkerregion in Sachen Kreislaufwirtschaft. Auf dem Gelände der Kreiswerke wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wie wasser- und ressourcenschonender Recyclingdünger für die Landwirtschaft hergestellt werden kann."
Tobias Dünow, Wissenschaftsstaatsekretär:
„Kreislaufwirtschaft statt linearer Ressourcenverbrauch – das ist das Gebot der Stunde, egal ob es um Energie, Wasser, Nährstoffe oder sonstige Rohstoffe unserer Erde geht. Mit dem Recyclingdünger von zirkulierBAR kann man die hohe Produktivität in der Landwirtschaft beibehalten und zugleich Energie, Wasser und wertvolle Rohstoffe einsparen. Dass es möglich ist, wissen wir – aber wie genau, das wird ab heute hier in Eberswalde, in der deutschlandweit ersten Anlage zur Herstellung von Dünger aus menschlichen Ausscheidungen erforscht. Brandenburg ist nicht nur Land der Bioökonomie und der Energiewende – hier treiben wir auch die Nährstoff- und Sanitärwende voran.“
Christian Mehnert, Geschäftsführer der Kreiswerke Barnim GmbH:
„Wenn wir Veränderungen in Umwelt-, Natur- und Ressourcenschutz wollen, müssen wir Möglichkeiten schaffen und Projekte zulassen. Für diese Offenheit neuen Projekten gegenüber steht der Kreiswerke-Verbund.“
Im Reallabor von zirkulierBAR werden künftig zwei Arten von Recyclingdüngern produziert: Aus dem getrennt gesammelten Urin entsteht in der Urinaufbereitungsanlage ein flüssiger Stickstoffdünger, der auch weitere wichtige Pflanzennährstoffe in hoher Konzentration enthält. Dieser mineralische Recyclingdünger ist in Zusammensetzung und Wirkung mit synthetischen Mineraldüngern, die energieaufwändig produziert werden, vergleichbar. Die Fäzes, welche im neu erbauten Humusregal aufbereitet wird, sind aufgrund ihres hohen Gehaltes an Phosphor sowie an organischer Substanz Grundbaustein für einen Recyclingkompost, der für den Humusaufbau in sandigen oder ausgelaugten Böden besonders gut einsetzbar und daher auch als „Humusdünger“ bezeichnet wird. Die Qualität von Fäkalkomposten wurde bereits in Pflanzversuchen getestet und ist vergleichbar mit anderen qualitativ hochwertigen Komposten.
Ariane Krause, Projektkoordinatorin von zirkulierBAR:
„Deutschland braucht eine Sanitär- und Nährstoffwende, damit sanitäre Systeme künftig nicht mehr mit Trinkwasser betrieben werden müssen. Werden unverdünnte Trockentoilettenabfälle adäquat aufgearbeitet, entstehen nicht nur weniger Schadstoffe – es werden auch weniger synthetische Dünger benötigt. Im Koalitionsvertrag hat sich die Ampel zu geschlossenen Stoffkreisläufen und der Anpassung des bestehenden rechtlichen Rahmens bekannt. Jetzt müssen die verantwortlichen Ressorts zusammenarbeiten, um dieses Ziel auch umzusetzen.“
Die neue zirkulierBAR-Forschungsanlage kann jährlich circa 200 Kubikmeter Feststoffe aus Trockentoiletten und 100 Kubikmeter getrennt gesammelten Urin zu Forschungs- und Versuchszwecken aufbereiten. Der Testbetrieb mit wissenschaftlicher Begleitforschung erstreckt sich zunächst über die Jahre 2023 und 2024. zirkulierBAR ist ein inter- und transdisziplinäres Forschungsprojekt in Eberswalde, im Landkreis Barnim. Kommunen und zukunftsorientierte Unternehmen schaffen hier gemeinsam mit Universitäten und Forschungseinrichtungen ein Reallabor für nachhaltige regionale Kreislaufwirtschaft. Die Vision ist es, Nährstoffe aus verzehrten Lebensmitteln zurückzugewinnen und diese wieder der Landwirtschaft zuzuführen. Das Projekt zirkulierBAR wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme REGION.innovativ.
Mehr Informationen finden Sie unter: www.zirkulierbar.de/presse/faq/