Land fördert Gedenkstätten-Stiftung 2019 mit 3,7 Millionen Euro
- Erschienen amKulturministerin Martina Münch und Bildungsministerin Britta Ernst haben heute am Rande der ‘Kabinett vor Ort‘-Sitzung im Landkreis Oberhavel die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen besucht.
Kulturministerin Martina Münch würdigte bei ihrem Besuch die Bedeutung der Gedenkstätte. „Die Gedenkstätte Sachsenhausen ist nicht nur die wichtigste KZ-Gedenkstätte in Brandenburg – sie ist mit jährlich rund 700.000 Besucherinnen und Besuchern nach Dachau die größte Gedenkstätte in Deutschland und wegen der früheren Doppelfunktion als KZ und sowjetisches Speziallager von besonderem Interesse. In Sachsenhausen, aber auch allen anderen Gedenkorten im Land, wird man konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und unzähliges Leid erinnert und kann sich kritisch mit den fürchterlichen Auswirkungen des Nationalsozialismus sowie den Folgen der Sowjet- und DDR-Diktatur auseinandersetzen. Vor dem Hintergrund der immer weniger werdenden Zeitzeugen und einer sich durch Zuzug verändernden Gesellschaft müssen künftig verstärkt zeitgemäße Vermittlungsformate und neue Zugänge zu diesem wichtigen Thema entwickelt werden. Gerade junge Menschen sollen für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, rechtsradikalen, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten. Die Erinnerung an das schreckliche Geschehen in Deutschland während des NS-Regimes, aber auch an die Folgen der DDR-Diktatur, verpflichten gerade heute zu einem entschlossenen Eintreten für Toleranz, Demokratie, Pluralismus und Freiheit. Ich freue mich, dass wir die Förderung der Stiftung im kommenden Jahr erhöhen können.“
Bildungsministerin Britta Ernst: „Die Besuche von Gedenkstätten durch Schülerinnen und Schüler stellen eine besondere und wichtige Form der Auseinandersetzung mit der deutschen Diktaturgeschichte dar. Im Geschichtsunterricht sind deshalb Besuche von außerschulischen Lernorten wie Gedenkstätten und Gedenkorte sowie die Einbeziehung von Zeitzeugen verpflichtend vorgesehen. Die Gedenkstätten in Sachsenhausen vermittelt in eindringlicher Weise die Verbrechen der nationalsozialistischen Zeit. Für die Heranwachsenden ist der Besuch ein wichtiges Element der historisch-politischen Bildung und hinterlässt bei vielen tiefe und bleibende Eindrücke. Auch in der heutigen Zeit ist die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Vergangenheit von großer Bedeutung.“
Das KZ Sachsenhausen wurde ab 1936 im gleichnamigen Oranienburger Ortsteil von der SS errichtet. Zwischen 1936 und 1945 waren dort mehr als 200.000 Menschen aus vielen europäischen Ländern inhaftiert, zehntausende von ihnen starben an den unmenschlichen Haftbedingungen oder wurden Opfer von Mordaktionen der SS. Nach der Räumung des KZ Sachsenhausen durch die SS am 21. April 1945 wurden mehr als 30.000 Häftlinge auf einen der berüchtigten Todesmärsche in Richtung Nordwesten gezwungen, darunter auch Frauen und Kinder. Am 22./23. April 1945 erreichten sowjetische und polnische Soldaten das KZ Sachsenhausen, die letzten Überlebenden des Todesmarsches wurden in den ersten Maitagen 1945 befreit. Nach dem Krieg nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD das ehemalige KZ Sachsenhausen von 1945 bis 1950 als Speziallager, in dem untere Funktionäre des NS-Regimes, Mitarbeiter aus Verwaltung, Polizei, Justiz und Wirtschaft sowie SS-Personal aus den Konzentrationslagern aber auch politisch Missliebige gefangen gehalten wurden. Danach wurde das Lager von der Kasernierten Volkspolizei der DDR genutzt. Im Jahr 1961 wurde dort die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnet. Seit 1993 sind Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen in Trägerschaft der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.
Die 1993 gegründete Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten betreut als rechtlich selbständige Stiftung des öffentlichen Rechts mit ihren mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Gedenkstätten in den früheren Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück, die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel und im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg-Görden sowie die Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald als Außenstelle von Sachsenhausen. Außerdem verwaltet sie treuhänderisch die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam. Aufgabe der Stiftung ist es, an Terror, Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern, die Auseinandersetzung der Öffentlichkeit mit diesem Thema zu fördern und ein würdiges Gedenken an die Opfer der Verbrechen der Gewaltherrschaft des NS-Regimes, der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR zu ermöglichen. Das Kulturministerium des Landes Brandenburg fördert die Arbeit der Stiftung in diesem Jahr mit rund 3,5 Millionen Euro. Im kommenden Jahr soll die Stiftung – vorbehaltlich der Entscheidung des Landtages zum Doppel-Haushalt 2019/20 – rund 3,7 Millionen Euro bekommen.
Die Landesregierung wird im Rahmen des Formates ‘Kabinett vor Ort‘ in den kommenden Monaten in allen 18 Landkreisen und kreisfreien Städten Station machen, um mit Landräten und Oberbürgermeistern über aktuelle Herausforderungen zu sprechen. Der Auftakt der Reihe war am 18. September im Landkreis Oder-Spree. In den Beratungen zwischen der Landesregierung und dem Landkreis ging es vor allem um die Themen Mobilität und digitale Infrastruktur. Das nächste ‘Kabinett vor Ort‘-Treffen findet am 06. November in Brandenburg an der Havel statt.
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