Wichtiger Schritt zu Jüdischem Zentrum
- Erschienen amMinisterin Kunst, Staatssekretär Gorholt und Vertreter der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. stellen Konzept für den Bau und die Betreibung eines Jüdischen Zentrums in Potsdam vor
Die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Sabine Kunst, der Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Martin Gorholt, und Abraham Lehrer, Vorstandsvorsitzender der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (ZWST) und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, haben heute in Potsdam ein Konzept zum Bau und Betrieb eines Jüdischen Zentrums in Potsdam präsentiert.
Ministerin Kunst dankte dem Vorstandsvorsitzenden der Zentralwohlfahrtsstelle, Abraham Lehrer. Die Unterstützung der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland sei ein wichtiger Schritt hin zur Realisierung eines Jüdischen Zentrums in Potsdam. „Die Landesregierung bekennt sich dazu, der Jüdischen Gemeinschaft eine dauerhafte Heimstatt im Land Brandenburg und in der Landeshauptstadt Potsdam zu geben und zu diesem Zweck ein Jüdisches Zentrum mit einer Synagoge zu errichten. Ich freue mich, dass wir mit der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland eine starke und erfahrene Partnerin gewonnen haben, die uns dabei unterstützen wird. Sie wird das Zentrum als Trägerin betreiben und dafür sorgen, dass es zu religiösen, sozialen und kulturellen Zwecken der jüdischen Gemeinschaft in Potsdam genutzt werden kann“, so Ministerin Kunst. „Ich bin davon überzeugt, dass es gemeinsam mit der Zentralwohlfahrtsstelle und den jüdischen Gemeinden gelingen kann, nach der Synagoge in Cottbus, auch in Potsdam ein Jüdisches Zentrum zu etablieren. Gerade in diesem Jahr, in dem wir des 70. Jahrestags der Befreiung der Konzentrationslager gedenken, ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Juden im Land Brandenburg willkommen sind und hier einen Platz haben. Die Errichtung eines jüdischen Zentrums in der historischen Mitte der Landeshauptstadt ist ein fundamentales Anliegen des Landes und wird auch ein Symbol dafür sein, dass jüdisches Leben in Potsdam wieder dort präsent sein kann, wo es hingehört: im Herzen der Stadt.“
Die Landesregierung wird am Standort Schlossstraße in Potsdam ein zur Nutzung als Jüdisches Zentrum geeignetes Gebäude errichten. Die Zentralwohlfahrtsstelle wird das Jüdische Zentrum nach Fertigstellung als Trägerin betreiben. Das Zentrum soll für Gottesdienste, religiöse Feiern und Versammlungen, für die Durchführung von Kulturveranstaltungen wie Konzerten, Ausstellungen, Lesungen und literarischen Gesprächen sowie für soziale Beratungsangebote und Schulungsveranstaltungen offenstehen. Das Jüdische Zentrum soll vor allem den jüdischen Gemeinden in Potsdam zur Verfügung stehen. Das Land überlässt der ZWST als Träger das zu errichtende Haus unentgeltlich und übernimmt die laufenden Kosten.
Hintergrund:
Im Land Brandenburg haben sich seit 1991 jüdische Gemeinden in Potsdam, Cottbus, Frankfurt (Oder), Brandenburg an der Havel, Bernau, Oranienburg und Königs Wusterhausen mit rund 2.000 Mitgliedern gegründet. Das Land Brandenburg hat 2005 einen Staatsvertrag mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden abgeschlossen und stellt den Gemeinden jährlich 500.000 Euro zur Förderung jüdischer Gemeinde- und Verbandsstrukturen zur Verfügung. Auch die Pflege der jüdischen Friedhöfe wird vom Land mitfinanziert.
Im Januar 2015 wurde in Cottbus die landesweit erste Synagoge in der ehemaligen Schlosskirche eingeweiht. Das Land Brandenburg hat den Kaufpreis in Höhe von 582.000 Euro übernommen, das Kulturministerium hat Umbauarbeiten mit insgesamt 30.000 Euro unterstützt. Zudem wird der Betrieb des Gebäudes mit jährlich 50.000 Euro gefördert.
Seit 2012 gibt es zudem das Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, in dem Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen zusammenarbeiten. Im Jahr 2013 wurde die School of Jewish Theology an der Universität Potsdam eingerichtet. Um eine bekenntnisgebundene Besetzung der Professuren zu ermöglichen, wurde das Landeshochschulgesetz geändert. Seither können Frauen und Männer das Rabbiner- bzw. das Kantorenstudium an der Universität Potsdam sowie am Abraham Geiger Kolleg und am Zacharias Frankel College absolvieren. Der Studiengang „Jüdische Theologie“ an der Universität Potsdam wird vom Land jährlich mit 563.000 Euro unterstützt, das Abraham Geiger Kolleg mit 50.000 Euro.
Das 1992 gegründete Moses Mendelssohn Zentrum in Potsdam ist eine interdisziplinär arbeitende Forschungseinrichtung, die historische, philosophische, religions-, literatur- und sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung betreibt. Im Zentrum der Forschung stehen dabei die Geschichte, Religion und Kultur der Juden und des Judentums in Europa sowie die Beziehungsgeschichte von Juden und nichtjüdischer Umwelt. Das Moses Mendelssohn Zentrum wird vom Land jährlich mit mehr als 700.000 Euro gefördert.
Die ZWST wurde 1917 als „Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden“ gegründet, um als Dachverband die vielfältigen sozialen Einrichtungen und Wohlfahrtsorganisationen der jüdischen Gemeinschaft zu koordinieren, und wurde 1951 in Frankfurt am Main unter ihrem heutigen Namen wiedergegründet. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem die Aus- und Fortbildung im sozialen Bereich und die Integration jüdischer Zuwanderer. Die ZWST ist heute die Dachorganisation der Wohlfahrtspflege für rund 100 jüdische Gemeinden.
Weitere Informationen: www.zwst.org