Theodor-Fontane-Archiv erwirbt Adolph von Menzel-Gemälde „Lesende Dame“
- Erschienen am - PresemitteilungTheodor-Fontane-Archiv erwirbt Adolph von Menzel-Gemälde „Lesende Dame“
Das Theodor-Fontane-Archiv der Universität Potsdam hat die Erwerbung eines Gemäldes des bedeutenden Malers und Grafikers Adolph von Menzel (1815–1905) bekannt gegeben. Das mit Gouache-Farben gemalte, annähernd postkartengroße Bild mit dem Titel „Lesende Dame“ ist auf der Rückseite mit einer Widmung an Emilie Fontane, die Ehefrau Theodor Fontanes, versehen. Menzel hat das Gemälde 1872 als „Vielliebchengeschenk“ nach einer verlorenen Wette an Emilie Fontane überreicht. Bis 1905 befand es sich im Besitz der Familie Fontane, bevor es aus einer finanziellen Notlage heraus verkauft werden musste.
„Dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung gelingt jetzt die Rückführung dieses Zeugnisses der engen Freundschaft zwischen Adolph von Menzel und der Familie Fontane in den Zusammenhang des Fontane-Nachlasses, aus dem es ursprünglich stammt“,
erläutert Dr. Anna Busch, die als stellvertretende Leiterin des Theodor-Fontane-Archivs den Ankauf betreut hat.
„Für uns schließt sich damit ein Kreis. Die Gouache ist ein ganz besonderer Gewinn für unsere Sammlungen.“
Wissenschafts- und Kulturministerin Dr. Manja Schüle sagte anlässlich der Präsentation des Bildes:
„Mit dem 19. Jahrhundert beginnt die Moderne: Der literarische Realismus von Theodor Fontane und der malerische Realismus von Adolph von Menzel zeigen uns die damalige Gesellschaft inmitten ihrer Zeitenwende. Fontane setzte selbstbestimmten Frauenfiguren literarische Denkmäler. Und Menzel widmete seine Gouache einer selbstbewussten Frau: Emilie Fontane. Nun hat das Kunstwerk im Theodor-Fontane-Archiv der Universität Potsdam eine neue Heimat gefunden – sehr passend, wie ich finde. Das Archiv sammelt, bewahrt und erschließt das kulturelle Gedächtnis zu Fontane, seiner Zeit und seinen Zeitgenossen. Den Ankauf der ‚Lesenden Dame‘ verdanken wir engagierten Förderern – der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung. Ihnen und dem Fontane-Archiv für seinen unermüdlichen Einsatz gilt mein herzlicher Dank!“
Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, erkennt in der „Lesenden Dame“ ein „sehr privates biografisches Zeugnis“, das von der Verbindung zweier für die deutsche Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts zentraler Persönlichkeiten und ihrem familiären Umfeld erzählt.
„Ich freue mich sehr“,
ergänzt Prof. Dr. Markus Hilgert,
„dass mit der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder Menzels Geschenk an Emilie Fontane nun gemeinsam mit dem Nachlass der Familie im Fontane-Archiv bewahrt und der Öffentlichkeit in seinem historischen Kontext zugänglich gemacht wird.“
Dargestellt ist eine Dame, womöglich Emilie Fontane selbst, die an der Reling eines Dampfers sitzt und sich, vornübergebeugt, mit einem aufgespannten Schirm gegen den Wind schützt. Auf dem Schoß hält sie ein aufgeschlagenes Buch, in dessen Lektüre sie vertieft ist. Die durch Schirm und Körperhaltung erzeugte konzentrierte Lektüresituation steht im Fokus der Darstellung, die hier neben der intimen Situations- auch eine feinteilige Personenschilderung gibt.
„Kunst im Archiv ist nicht die Regel. Aber Emilie Fontane gemalt und auf einer Grußkarte von Adolph Menzel gehört eindeutig ins Theodor-Fontane-Archiv und deshalb ist es der Ernst von Siemens Kunststiftung auch möglich, den Erwerb des bezaubernden Blattes mit der lesenden Literatengattin zu fördern“,
freut sich Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Durch die Widmung an Emilie Fontane erhält das Objekt für das Theodor-Fontane-Archiv eine doppelte Bedeutung: Es ist Kunstwerk und Handschrift zugleich. Damit fügt es sich idealtypisch in das Bestandsprofil des Potsdamer Archivs, das nicht nur über den größten Teilnachlass von Handschriften Theodor und Emilie Fontanes und ihres Umkreises verfügt, sondern auch eine umfangreiche Kunstsammlung beherbergt.
„Wir nehmen diese Erwerbung, die mit dem 200. Geburtstag Emilie Fontanes im kommenden Jahr zusammenfällt, auch zum Anlass, um die Aufmerksamkeit auf die Person Emilie, ihr eigenes Schreiben und ihre wichtige Rolle für die schriftstellerische Arbeit ihres Mannes zu richten“,
erläutert Prof. Dr. Peer Trilcke, Leiter des Theodor-Fontane-Archivs.
„Dazu planen wir gemeinsam mit der Theodor Fontane Gesellschaft im Jahr 2024 zahlreiche Veranstaltungen.“
Unter anderem wird ab April 2024 eine Ausstellung in den Räumlichkeiten des Theodor-Fontane-Archivs in Potsdam zu sehen sein, bei der die „Lesende Dame“ im Mittelpunkt stehen wird.