Armenien-Tagung ist ein wichtiger Beitrag zur Verständigung
- Erschienen amBrandenburgs Kulturministerin Martina Münch würdigt den heute beginnenden internationalen ‘Workshop on Armenian and Turkish Scholarship: European Perspectives on the Armenian Genocide‘ in Berlin als wichtigen Beitrag für Verständigung. „Die internationale wissenschaftliche Tagung des Potsdamer Lepsiushauses bietet die Chance zu einem intensiven wissenschaftlichen Austausch von Erfahrungen und Perspektiven über die systematischen Vertreibungen, Todesmärsche und Massaker, denen die armenische Bevölkerung im Osmanischen Reich ab April 1915 ausgesetzt war. Ich freue mich, dass es dem Lepsiushaus gelungen ist, zahlreiche renommierte internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern für diese Tagung zu gewinnen – das ist gerade vor dem Hintergrund des weltweiten Umsichgreifens von Repression, Populismus und Fake News ein wichtiges Signal für die Freiheit der Wissenschaft. Ich bin davon überzeugt, dass die offene Aufarbeitung historischer Verbrechen, ihre Dokumentation und das Gedenken an die Opfer die Annäherung, Verständigung und Versöhnung zwischen Menschen und Völkern voranbringen kann.“
Die Tagung findet vom 15. bis 18. September in der Europäischen Akademie Berlin statt. Veranstaltet wird sie vom Lepsiushaus Potsdam in Kooperation mit der University of Michigan in Ann Arbor und der University of Southern California in Los Angeles. Sie wird vom Land Brandenburg mit 14.500 Euro gefördert. Der ‘Workshop on Armenian and Turkish Scholarship‘ ist ein Netzwerk armenischer, türkischer sowie weiterer internationaler Historikerinnen und Historiker, dem das Lepsiushaus seit 2015 angehört. Das Netzwerk bietet eine Plattform für den Austausch über neueste Forschungsergebnisse und akademische Debatten zum Völkermord an den Armeniern.
Die in Deutschland und Europa einmalige Forschungs- und Begegnungsstätte Lepsiushaus beschäftigt sich, unter besonderer Schwerpunktsetzung auf die Geschichte des armenischen Volkes, mit der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die mit Mitteln des Bundes und des Landes realisierte Dauerausstellung beleuchtet die historischen und politischen Entwicklungen Europas und des Osmanischen Reiches ab 1900. Das Haus wird anteilig mit jeweils 45.000 Euro jährlich vom Land Brandenburg und der Landeshauptstadt Potsdam finanziert. Es existieren zahlreiche Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen, unter anderem mit dem Moses-Mendelssohn-Zentrum und der Universität Potsdam sowie mit der Staatlichen Universität Eriwan.
Vom Lepsiushaus aus verschickte der deutsche evangelische Theologe und Orientalist Johannes Lepsius im Sommer 1916 mehr als 20.000 Exemplare seines ‘Berichts über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei‘, unter anderem an die Abgeordneten des Reichstages, an evangelische Pfarrhäuser und an die großen deutschen Tageszeitungen. Lepsius widersetzte sich damit der Reichsregierung, die es mit Rücksicht auf den Weltkriegsverbündeten Osmanisches Reich zur nationalen Pflicht erklärt hatte, zu den Verbrechen an den Armeniern in der Türkei zu schweigen.
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