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Gedenktag für Inhaftierte des ehemaligen KGB-Gefängnisses

- Erschienen am 15.08.2022 - Presemitteilung 256
Leistikowstraße

Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle hat heute in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam am Gedenktag zur Inbetriebnahme des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses der sowjetischen Militärspionageabwehr am 15. August 1945 teilgenommen. Dabei gedachte sie der Opfer und würdigte die Gedenkstätte als wichtigen Ort der Erinnerung und Aufarbeitung:

„Originale Haftzellen mit Holzpritschen, zugemauerte Fenster, Reste der Sperranlagen, Inschriften von Häftlingen: Das ehemalige Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes in der Potsdamer Leistikowstraße 1 ist ein erschreckend authentischer Ort, an dem wir heute der Opfer gedenken. Meine Gedanken gelten all jenen, die dort unermessliche Brutalität, Isolation und Tortur durchleben mussten, ebenso wie den Menschen, die unter den furchtbaren Haftbedingungen gestorben sind oder von Militärtribunalen im Schnellverfahren zum Tode verurteilt wurden. Wir gedenken heute angesichts einer politischen Gegenwart, die diese Geschichte wieder erschreckend aktuell macht. Denn wir erleben gerade, welche Auswirkungen Gewalt und Despotie haben und wie eine vermeintlich überkommene Rhetorik wiederkehrt. Die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße trägt mit ihren Angeboten eindrücklich dazu bei, Besucherinnen und Besuchern die Geschichte dieses Ortes nahezubringen und das Gedenken an die Opfer zu bewahren. Ein großer Dank gilt dem Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein als Alteigentümer der Leistikowstraße 1, der den Grundstock für den Erhalt des einstigen Untersuchungsgefängnisses als Gedenkstätte gelegt hat.“

Am 15. August 1945 nahm die sowjetische Militärspionage das ehemalige Pfarrhaus in der Potsdamer Leistikowstraße als Geheimdienstgefängnis in Betrieb. Wie viele Frauen und Männer bis 1991 gefangen gehalten wurden, ist bis heute unbekannt. Im Jahr 1994 erfolgte – ebenfalls am 15. August – die Rückgabe des Gebäudes an den Alteigentümer, den Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein (EKH). Damit begann ein breites bürgerschaftliches Engagement zum Erhalt des einstigen Untersuchungsgefängnisses als Gedenkstätte. Der 15. August ist seit dem vergangenen Jahr den Inhaftierten des sowjetischen Geheimdienstgefängnisses, die hier unter unmenschlichen Haftbedingungen leiden mussten und zu langjähriger Lagerhaft oder zum Tode verurteilt wurden, als Gedenktag gewidmet. Bei der Veranstaltung hat auch Lore Siebert, Tochter der ehemaligen Inhaftierten Marlise Steinert, zu den Anwesenden gesprochen.

2008 wurde die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße gegründet, die von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten treuhänderisch verwaltet wird. Stifter ist der EKH als Eigentümer des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses. Die Dauerausstellung ‘Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße Potsdam‘ informiert über die Geschichte des Ortes und das Schicksal der Häftlinge. Das Land unterstützt die Stiftung in diesem Jahr mit rund 215.000 Euro.

Weitere Informationen:   www.gedenkstaette-leistikowstrasse.de