Gedenken an die Inhaftierten des Gefängnisses Leistikowstraße
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsstaatssekretär Tobias Dünow hat heute in der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam am Gedenktag zur Inbetriebnahme des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses der sowjetischen Militärspionageabwehr im Jahr 1945 teilgenommen. Dabei gedachte er der Opfer und würdigte die Gedenkstätte als wichtigen Ort der Erinnerung und Aufarbeitung.
„Es gibt wenige Haftanstalten, die in so beklemmender Authentizität erhalten geblieben sind, wie das ehemalige Gefängnis des sowjetischen Geheimdienstes in der Leistikowstraße 1. Noch heute zeugen erhaltene Haftzellen mit originalen Holzpritschen, Karzer, zugemauerte Fenster sowie die Reste der Sperranlagen von der einstigen Nutzung. An den Kellerwänden sind zahlreiche Inschriften erhalten, die eindrücklich die Entrechtung und Isolation der Häftlinge widerspiegeln. Wir gedenken heute derjenigen, die die Tortur der Haft durchlebten und die ihr Leben lassen mussten. Die Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße trägt mit ihren Angeboten eindrücklich dazu bei, Besucherinnen und Besuchern die Geschichte dieses Ortes nahezubringen und das Gedenken an die Opfer zu bewahren.“
Am 15. August 1945 nahm die sowjetische Militärspionage das ehemalige Pfarrhaus in der Potsdamer Leistikowstraße als Geheimdienstgefängnis in Betrieb. Wie viele Frauen und Männer bis 1991 gefangen gehalten wurden, ist bis heute unbekannt. Im Jahr 1994 erfolgte – ebenfalls am 15. August – die Rückgabe des Gebäudes an den Alteigentümer, den Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein. Damit begann ein breites bürgerschaftliches Engagement zum Erhalt des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses als Gedenkstätte. Der 15. August soll künftig den Inhaftierten des sowjetischen Geheimdienstgefängnisses in der Leistikowstraße, die hier unter unmenschlichen Haftbedingungen leiden mussten und zu langjähriger Lagerhaft oder zum Tode verurteilt wurden, als Gedenktag gewidmet werden.
In der Leistikowstraße 1 befand sich von August 1945 bis zur Auflösung des KGB im Jahr 1991 das zentrale Untersuchungsgefängnis der sowjetischen militärischen Spionageabwehr. Es war Teil der ehemaligen sowjetischen Geheimdienststadt ‘Militärstädtchen Nr. 7‘, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf einer Fläche von rund 16 Hektar mit mehr als 100 Gebäuden in der Nauener Vorstadt entstand. Im Kernbereich befand sich eine Hochsicherheitszone mit Hauptquartier und dem Untersuchungsgefängnis. Bis 1955 wurden dort Menschen unterschiedlicher Nationalität inhaftiert, ohne Rechtsbeistand verhört, misshandelt und aufgrund erpresster Geständnisse zu hohen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt. Ab 1955 hielt der sowjetische Geheimdienst ausschließlich sowjetische Militärangehörige oder Zivilangestellte der sowjetischen Truppen dort fest.
Im Jahr 2008 wurde die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße gegründet, die von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten treuhänderisch verwaltet wird. Stifter ist der Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein (EKH) als Eigentümer des ehemaligen Untersuchungsgefängnisses. Die Dauerausstellung ‘Sowjetisches Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße Potsdam‘ informiert über die Geschichte des Haftortes und das Schicksal der Häftlinge. Das Land unterstützt die Stiftung in diesem Jahr mit rund 215.000 Euro.
Weitere Informationen: www.gedenkstaette-leistikowstrasse.de