Wichtiger Ort der Erinnerung, Aufklärung und Bildung
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle hat heute Nachmittag ein Grußwort anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Gedenkstätte Lindenstraße 54 und des zehnjährigen Bestehens der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße gesprochen:
„Die Lindenstraße 54 ist ein Ort bewegter deutscher Geschichte: Diese Adresse steht einerseits für politische Verfolgung und Gewalt – im Nationalsozialismus ebenso wie kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und in der DDR. Anderseits steht sie auch für demokratischen Aufbruch: Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts tagten dort die Potsdamer Stadtverordneten. Und 1989 übernahmen Bürgerrechtsaktivisten, neue Parteien und Initiativen das Haus. Mein großer Dank gilt der Gedenkstättenleiterin Maria Schultz und ihrem Team, die diesen wichtigen Ort der Erinnerung, Aufklärung und Bildung so engagiert betreiben. Herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren erfolgreicher Geschichtsarbeit und zu zehn Jahren erfolgreicher Stiftungsarbeit!“
Burkhard Exner, Bürgermeister der Landeshauptstadt Potsdam:
„Diese Einrichtung gehört zweifelsohne zu den bedeutenden Bildungs- und Erinnerungsorten unserer Stadt, aber auch des Landes Brandenburg. In 30 Jahren Gedenkstättenarbeit konnte der Ort zu einer überregional bedeutsamen Einrichtung der Vermittlung von Diktatur- und Demokratiegeschichte etabliert werden.“
Maria Schultz, Leiterin der Gedenkstätte Lindenstraße 54:
„Heute ist die Gedenkstätte Lindenstraße nach einem langen Weg eine etablierte Einrichtung mit jährlich über 20.000 Gästen. Wir arbeiten lokal, regional und zunehmend international mit verschiedenen Partnern zusammen. Doch wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns. Immer noch gibt es viele unbekannte Häftlingsnamen und Schicksale. Zudem gilt es, neue Herausforderungen zu bewältigen, wie beispielsweise das absehbare Ende der Zeitzeugenschaft, die Diversität der Besucherinnen und Besucher mit ihren neuen Sehgewohnheiten, der barrierearme Zugang zum historischen Gebäudeensemble, die stetig wachsende Sammlung von Objekten und die Digitalisierung. Wir müssen gerade für junge Menschen neue Zugänge zur Diktatur- und Demokratiegeschichte Deutschlands entwickeln und für die Errungenschaften von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten werben.“
Dr. Claus-Peter Ladner, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte Lindenstraße 54:
„Die im Februar 1995 begründete Fördergemeinschaft war seinerzeit ein maßgeblicher Initiator und Geburtshelfer der Gedenkstätte Lindenstraße. Sie hat in den nunmehr 30 Jahren ihres Bestehens zudem in rein ehrenamtlicher Tätigkeit einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass sich die Gedenkstätte beständig weiterentwickeln konnte und zu einem für Potsdam und Brandenburg besonders wichtigen Ort der Erinnerung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung der politischen Unterdrückung im 20. Jahrhundert geworden ist. Die Fördergemeinschaft wird auch weiterhin konstruktive Beiträge zur Verbesserung der Gedenkkultur in Stadt und Land leisten sowie Veranstaltungen zur Erinnerung an die Opfer der totalitären Gewalt anbieten. Der Stiftung Gedenkstätte wünschen wir viel Erfolg und Fortune!“
Die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße erinnert im ehemaligen Gefängnis in der Potsdamer Lindenstraße 54 an Verfolgte der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungsherrschaft sowie der SED-Diktatur, engagiert sich für politisch-historische Bildung und fördert Wissenschaft und Forschung in der Gedenkstätte. Im Nationalsozialismus wurde das Amts- und Gerichtsgefängnis zu einem integralen Bestandteil des NS-Repressionsapparates: Von 1933 bis 1945 wurde es Gerichtsgefängnis für politisch und ‘rassisch‘ Verfolgte des NS-Regimes und von 1934 bis 1944 war es Sitz des NS-Erbgesundheitsgerichtes, das rund 4.000 Frauen und Männer zur Zwangssterilisation verurteilte. Am 27. April 1945 wurden die restlichen Gefangenen von der Roten Armee befreit. Nach 1945 diente das Haus als Untersuchungshaftanstalt für politische Gefangene. In Folge der Friedlichen Revolution wurde das Haus 1989 zu einem Ort der Demokratie und Sitz der Bürgerbewegungen. Im Jahr 1995 wurde es in eine Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt umgewandelt. Das Kulturministerium fördert die Gedenkstätte Lindenstraße in diesem Jahr mit 512.700 Euro.
Weitere Informationen: www.gedenkstaette-lindenstrasse.de