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Kulturstaatssekretär Gorholt und Bürgermeister Exner stellen die neu gegründete Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße vor

- Erschienen am 15.02.2016

Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner und der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Martin Gorholt, haben heute die neu gegründete Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße präsentiert. „Ich freue mich, dass es uns gemeinsam gelungen ist, die wichtigsten Grundsteine für eine erfolgreiche Arbeit der Stiftung zu legen. An diesem authentischen Ort des Gedenkens – einem Haus, das im 20. Jahrhundert Erbgesundheitsgericht, Untersuchungsgefängnis des sowjetischen Geheimdienstes, Stasi-Untersuchungsgefängnis und später Haus der Demokratie wurde – wird die Stiftung künftig die Erforschung, Dokumentation und Förderung des Andenkens an Verfolgte von Diktaturen fortsetzen“, so Exner.

Staatssekretär Gorholt betont: „Die Gedenkstätte Lindenstraße ist mit ihrer 200-jährigen Geschichte ein besonderer Kristallisationspunkt der Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und steht heute als Gedenkort für die Überwindung der Diktatur. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Bildung für nachfolgende Generationen. Gerade junge Menschen sollen für Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, sich aktiv für Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Toleranz einzusetzen. Ich freue mich, dass wir als Land die Arbeit der Gedenkstätte im Rahmen der neu gegründeten Stiftung künftig mit 300.000 Euro pro Jahr unterstützen können.“

Staatssekretär Gorholt und Bürgermeister Exner stellten auch Uta-Ulrike Gerlant vor, die als Stiftungsvorstand künftig die Gedenkstätte leiten soll und die vom Stiftungsrat bereits bestätigt wurde. Die gebürtige Potsdamerin arbeitet zurzeit als Vorstandsreferentin der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. „Ich freue mich, dass wir mit Frau Gerlant eine fachlich versierte und erfahrene Leiterin für die Gedenkstätte gewonnen haben“, sagt Dr. Birgit-Katharine Seemann, Vorsitzende des Stiftungsrates. Neben Dr. Seemann, Leiterin des Fachbereichs Kultur und Museum der Landeshauptstadt Potsdam, setzt sich der Stiftungsrat personell zusammen aus Reiner Walleser, Leiter der Abteilung Kultur im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, der den stellvertretenden Vorsitz übernimmt, sowie Ulrike Poppe, Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Dr. Karin Schröter, Vorsitzende des Kulturausschusses der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung sowie Dr. Jörg Morré, Direktor des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst.

Die urkundliche Anerkennung der Stiftung durch das Ministerium für Inneres und Kommunales erfolgte im Dezember 2015. In der vergangenen Woche konstituierte sich der Stiftungsrat und berief den Vorstand. Die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße ist nun im Verzeichnis der rechtsfähigen Stiftungen eingetragen. Sie verfügt über ein anfängliches Vermögen in Höhe von 50 000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung des Andenkens an Verfolgte der NS-Diktatur, der sowjetischen Besatzungsherrschaft und der SED-Diktatur (Erforschung und Dokumentation), die Förderung politisch-historischer Bildung und die Förderung von Wissenschaft und Forschung. Die Stiftung verwirklicht ihren Zweck insbesondere durch die Förderung der Gedenkstätte in der Lindenstraße 54 /55 als Ort der Erinnerung und des Gedenkens und als Bildungseinrichtung. Die Stiftung wird mit finanziellen Mitteln bis zu 600 000 Euro jährlich ausgestattet, je zur Hälfte durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur und durch die Landeshauptstadt Potsdam.

 

Hintergrund:

Die Untersuchungshaftanstalt des Staatssicherheitsdienstes in der Potsdamer Lindenstraße 54 wurde 1993 in eine Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt umgewandelt. Im Haus mit seiner wechselvollen Geschichte waren bis 1989 mehr als 170 Jahre lang Menschen inhaftiert, rund 55 Jahre diente das Haus als Untersuchungs- und Haftanstalt für politische Gefangene. In Folge der Friedlichen Revolution 1989 wurde das Haus schließlich zu einem Ort der Demokratie und Sitz der Bürgerbewegungen.

Dass der Gedenkort zu einer Gedenkstätte mit überregionaler Bedeutung geworden ist, ist dem Engagement zahlreicher Akteure zu verdanken. Unmittelbar nach der Übergabe des Gebäudes durch die Bezirksverwaltung für Staatssicherheit sicherten Mitarbeiter des Potsdam-Museums das Gebäude und setzten sich für den Erhalt ein. Durch die Initiative der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 und mit einem Beschluss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung konnte der Gebäudekomplex zu einer Gedenkstätte erhoben werden. Als einer der wichtigsten authentischen Gedenkorte im Land Brandenburg erinnert seither das Haus an die Diktaturgeschichte des 20. Jahrhunderts und die Überwindung der Diktatur 1989/90.

Nach 16 Jahren in der Trägerschaft des Potsdam Museums und der dann folgenden Zuständigkeit durch den Fachbereich Kommunikation, Wirtschaft und Beteiligung, nach längeren Sanierungsphasen von 2007 bis 2009 und weiteren Umbauten ab 2011 wird das Haus nun mit der erfolgten Stiftungsgründung in eine neue institutionelle Arbeitsphase überführt.

 

Historie Gedenkstätte Lindenstraße seit 2011:

 

2011:

  • Im Spätsommer      2011 einigten sich Landesregierung und Landeshauptstadt Potsdam, die      Arbeit der Gedenkstätte auskömmlich und nachhaltig zu fördern.
  • Es wurde      ein  inhaltliches und ökonomisches      Betreiberkonzept als Mitteilungsvorlage für die      Stadtverordnetenversammlung am 7. November 2011 erarbeitet.
  • Es wurde      Verständigung erzielt über einen Beteiligungsprozess zu den Punkten
    • Struktur
    • Inhalt
    • Ökonomische       Ausstattung

der Gedenkstätte auf der Basis des Konzepts von 2011.

 

2012:

  • Der      Beteiligungsprozess fand im Jahr 2012 statt. Er umfasste Debatten im      Kulturausschuss, online Beteiligung und ein Hearing im Juni mit      hochkarätiger, wissenschaftlicher Besetzung.
  • Die      Stadtverordnetenversammlung beschloss auf dieser Basis zunächst, dass eine      Stiftung gegründet werden soll. Auf der Basis des oben genannten Konzepts.      Nach Erarbeitung der Stiftungssatzung Beschlussfassung in der SVV über die      Satzung und eine Entsendeordnung.
  • Es folgte ein      intensives Genehmigungsverfahren bei der Kommunal- und der      Stiftungsaufsicht.

 

Nachfolgend:

  • In den Jahren      erweiterte die Gedenkstätte ihre Ausstellung um ein NS-Modul mit      Schwerpunkt „Erbgesundheitsgericht“. Die Ausstellungen zu KGB und Stasi      wurden kontinuierlich erweitert und verbessert.
  • Zeitzeugeninterviews      wurden intensiv weitergeführt, russische Akten studiert und übersetzt      sowie das Führungsangebot ausgebaut. Die Anzahl der ausländischen Gäste      steigt an.
  • Aktuell      neuester Bestandteil ist ein Gefängnis-Barkas.

 

Trotz der personell eingeschränkten Situation hat die Gedenkstätte ihren Betrieb aufrechterhalten und die Möglichkeiten zur individuellen Besichtigung auf hohem Niveau gehalten. Möglichkeiten der Gruppenbesichtigung wurden in der Zeit ausgebaut.

 

Biografische Daten zu Uta-Ulrike Gerlant:

  • Geboren      1965 in Potsdam
  • Abitur      an der Humboldt-Oberschule Potsdam
  • Arbeit      in der Steingutfabrik Rheinsberg, danach Ausbildung zur Keramikerin
  • Studium      der Osteuropäischen Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft an der      Freien Universität Berlin
  • Seit      2001 Mitarbeiterin der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“,      zunächst als Leiterin des Prüfteams für die Auszahlungen an ehemalige      NS-Zwangsarbeiter in Polen und der Ukraine, dann zuständig für      internationale humanitäre Projekte der Stiftung und seit 2008      Vorstandsreferentin
  • 1991      Freiwilligendienst mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste bei Memorial in      Sankt Petersburg
  • 1993      Gründungsmitglied von Memorial Deutschland e.V., langjährige      Vorstandsarbeit

aktuell Mitglied in den Kuratorien von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und des Deutschen Instituts für Menschenrechte

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Datum
15.02.2016
Rubrik
PM