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Gedenken an die Opfer des Speziallagers Nr. 6

- Erschienen am 13.09.2019 - Pressemitteilung 333
Gedenkveranstaltung dpa Patrick Pleul

Kulturministerin Martina Münch hat heute in Jamlitz (Landkreis Dahme-Spreewald) bei der Gedenkveranstaltung zum 74. Jahrestag der Errichtung des sowjetischen Speziallagers Nr. 6 in Jamlitz der Opfer gedacht. „Die Geschichte des Speziallagers Jamlitz ist Teil der Geschichte der alliierten Entnazifizierung, aber zugleich auch eine Geschichte der Unmenschlichkeit und der Verfolgung: Mehr als 10.000 Menschen wurden zwischen 1945 und 1947 in dem Speziallager unter schlimmsten Bedingungen inhaftiert, rund ein Drittel von ihnen überlebten die Haftbedingungen nicht. Es ist schwer nachvollziehbar, dass erst Menschen aus Lagern befreit und kurze Zeit später andere Menschen erneut in teilweise dieselben Lager eingesperrt wurden – zum Teil NS-Täter und NS-Belastete, aber in vielen Fällen auch Unschuldige und Minderjährige“, so Münch. „Jamlitz-Lieberose war nicht nur ein Speziallager des sowjetischen Geheimdienstes, es war zuvor ein Ort grausamer und unmenschlicher NS-Verbrechen. Von den bis zu 10.000 jüdischen Häftlingen, die hier unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, überlebten nur rund 500. Das ehemalige Lager ist mit seiner zweifachen Geschichte ein wichtiger Erinnerungs- und Informationsort, um die Geschichte für junge Menschen und zukünftige Generationen wachzuhalten. Das ist gerade heute – in einer Zeit, in der weltweit aber auch bei uns Populismus, Ausgrenzung und Hass gegen andere geschürt werden – wichtiger denn je.“

Die Gedenkveranstaltung wurde von der Initiativgruppe Internierungslager Jamlitz ausgerichtet und findet zum 30. Mal statt.

Der sowjetische Geheimdienst NKWD errichtete ab Mai 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zehn Speziallager, in denen überwiegend deutsche Zivilisten festgesetzt wurden. Das Speziallager Nr. 6 befand sich seit Mai 1945 zunächst in Frankfurt (Oder) und wurde im September 1945 auf das Gelände des früheren nationalsozialistischen KZ-Außenlagers Lieberose verlegt. Zu den Häftlingen gehörten neben unbelasteten deutschen Zivilisten, sowjetischen und polnischen Staatsbürgern auch zahlreiche Funktionsträger der NSDAP und anderer NS-Organisationen. Bis zu seiner Auflösung im April 1947 wurden dort mehr als 10.000 Personen inhaftiert, rund 3.400 von ihnen starben an den katastrophalen Haftbedingungen, an Krankheit, Hunger, psychischer und physischer Entkräftung. Bei der Auflösung des Lagers wurden 1.000 Häftlinge in die Sowjetunion deportiert und 4.400 auf die Speziallager Mühlberg und Buchenwald verteilt. Nach der Auflösung des Lagers wurden die Baracken abgerissen und das Gelände teilweise mit Wohnhäusern überbaut.

Nach 1990 entstanden kleinere Gedenkorte an den bekannten Orten der Massengräber des Speziallagers. Im Juni 2003 wurden Freiluftausstellungen zum Speziallager Nr. 6 Jamlitz sowie zum KZ-Außenlager Lieberose eröffnet, die über die zweifache Geschichte des Lagers informieren. Die Dokumentations- und Gedenkstätte Jamlitz-Lieberose wird derzeit mit Unterstützung des Kulturministeriums erweitert.

Das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen in Jamlitz wurde 1943 während des Aufbaus des SS-Truppenübungsplatzes ‘Kurmark‘ errichtet. Bis zu 10.000 Häftlinge, darunter überwiegend Juden, mussten hier bis zur Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 unter mörderischen Bedingungen Zwangsarbeit leisten. Arbeitsunfähige wurden nach Auschwitz deportiert. Bei der Auflösung des Lagers Anfang Februar 1945 wurden 1.342 kranke und marschunfähige Häftlinge von der SS erschossen. Rund 1.500 Häftlinge trieb die SS auf einen etwa 200 Kilometer langen Todesmarsch in das Hauptlager Sachsenhausen, in dessen Verlauf weitere Häftlinge umkamen oder erschossen wurden. Nach der Ankunft im Hauptlager selektierte die SS erneut hunderte Häftlinge und ermordete sie.

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Ident-Nr
333
Datum
13.09.2019
Rubrik
PM , Gedenkstätte , Kultur
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