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Gedenken in Potsdam zum 60. Jahrestag des Mauerbaus

- Erschienen am 13.08.2021 - Presemitteilung 231
Gedenken im Innenhof Lindenstraße ©SGL

Anlässlich des 60. Jahrestags des Baus der Berliner Mauer haben Kulturministerin Manja Schüle und der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert in der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße der Opfer des DDR-Grenzregimes gedacht. Dort hat seit heute die Sonderausstellung ‘1961. Geheimpolizei und Mauerbau im Bezirk Potsdam‘ geöffnet.

Kulturministerin Manja Schüle:

„Nur noch wenig erinnert an die grausame Teilung und das erschreckende Symbol des Kalten Krieges. Die Berliner Mauer war immer mehr als Beton und Todesstreifen. Sie durchschnitt eine Stadt, ein Land, einen Kontinent. Heute vor 60 Jahren rissen die Volks- und Grenzpolizisten der DDR das Pflaster auf, zogen Stacheldraht und bauten Barrikaden. Aus dem Provisorium wurde eine fast unüberwindliche Grenze. 28 Jahre lange trennte sie die Menschen in Ost und West. Sie wurde zum Symbol der Kapitulation der damaligen SED-Führung. Während das Politbüro den antifaschistischen Schutzwall ausrief, mauerte es seine eigenen Bürgerinnen und Bürger ein. Flucht war nur unter großen Gefahren möglich. Wir gedenken derer, die etwas Selbstverständliches versuchten. Menschen, die sich in eine andere Stadt, in eine andere Straße, in ein anderes System wünschten und dadurch ihre Gesundheit oder ihr Leben verloren. Der 60. Jahrestag des Mauerbaus ist damit auch ein Zeichen für die Wahrung von Freiheit, Pluralismus und Menschenrechten.“

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert:

„Der Bau der Berliner Mauer folgte einem hart kalkulierten politischen Plan. Er missachtete bewusst die Würde des einzelnen Menschen, weil er mit brachialer Gewalt ausgeführt wurde und selbst Tote in Kauf nahm. Damals zwang ein Staat seinen eigenen Bürgern Entscheidungen auf, die dramatische Konsequenzen nach sich ziehen konnten: Wer ausstieg und ging, ließ die Heimat hinter sich und Familie, Freunde und Bekannte zurück. Wer floh, riskierte sein Leben. Ich bin froh und dankbar, dass sich so viele Menschen in der DDR nicht mit der Mauer abfanden und nicht den Mut für eine bessere Zukunft verloren. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute hier gemeinsam stehen können aus Ost und West in einem vereinten, freiheitlich demokratischen Land. Dieses Erbe ist Auftrag für uns heute, die mühsam und opferreich errungenen Grundrechte zu wahren und zu schützen.“

Claus-Peter Ladner, Vorsitzender der Fördergemeinschaft ‘Lindenstraße 54‘:

„Unfreiheit und Unterdrückung sind zwar seit nunmehr 31 Jahren vorbei. Dennoch ist es wichtig, immer wieder an die vielen Opfer der Mauer zu erinnern und das SED-Regime als menschenrechtsverachtendes Unrecht zu bezeichnen. Wir tun dies am Jahrestag des Mauerbaus entweder an der ‘NIKE 89‘ von Wieland Förster an der Glienicker Brücke oder wir tun dies am ‘Opfer‘ von Wieland Förster im Innenhof der Gedenkstätte Lindenstraße, an einem Ort also, an dem viele Gefangene des Staatssicherheitsdienstes in den Jahren der Teilung unschuldig inhaftiert waren. Wegen seiner dreifachen Diktatur-Vergangenheit eignet sich diese Gedenkstätte in besonderer Weise für dieses Gedenken.“

Maria Schultz, Leiterin Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße:

„Ich freue mich, dass die erste Sonderausstellung nach der Wiedereröffnung unserer Gedenkstätte eine Ausstellung mit besonderem Bezug auf ein historisches Ereignis ist. 60 Jahre nach dem Mauerbau haben unsere Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, mehr über die Hintergründe der Inhaftierungen und speziell das Personal der Staatssicherheit im Jahr 1961 zu erfahren. Das begleitend mit Zeitzeug*innen und Künstler*innen erarbeitete Comic-Buch macht unsere Sonderausstellung darüber hinaus einzigartig.“

In der Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße wird heute die Sonderausstellung ‘1961. Geheimpolizei und Mauerbau im Bezirk Potsdam eröffnet. Dort wird dokumentiert, wie viele Menschen von der Staatssicherheit nach der Grenzschließung inhaftiert wurden und welche Strafen die Gerichte verhängten. Im Jahr 1961 gab es so viele Untersuchungshäftlinge im Potsdamer Stasi-Gefängnis wie in kaum einem anderen Jahr. Erstmals sind auch hauptamtliche Staatssicherheits-Mitarbeiter Gegenstand einer Ausstellung.

Im ehemaligen Gefängnis- und Gerichtskomplex in der Lindenstraße 54/55 hat die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße ihren Sitz. Während des Nationalsozialismus war das Haus Gefängnis für politisch und rassisch Verfolgte sowie ab 1934 Sitz eines Erbgesundheitsgerichts, von 1945 bis 1952 sowjetisches Geheimdienstgefängnis und danach bis 1989 Untersuchungsgefängnis der DDR-Staatssicherheit für den Bezirk Potsdam.1990 zogen Bürgerinitiativen und neue Parteien ein: Aus dem Gefängnis wurde ein Haus der Demokratie. Wie kein anderer Ort in Potsdam steht die Lindenstraße 54/55 für das Ende der politischen Verfolgung und den demokratischen Aufbruch. Seit 1995 ist der historische Ort eine Gedenkstätte. Das Land unterstützt die Stiftung mit jährlich 345.000 Euro.

Weitere Informationen: www.gedenkstaette-lindenstrasse.de

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Ident-Nr
231
Datum
13.08.2021
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