Finsterwalder Sangestradition ist immaterielles Kulturerbe
- Erschienen am - PresemitteilungKulturministerin Manja Schüle begrüßt die heutige Entscheidung der Kulturministerkonferenz, die Finsterwalder Sangestradition in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufzunehmen:
„Wie heißt es so schön: Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Das gilt auch und besonders für Finsterwalde – eine Stadt, die weit über ihre Grenzen hinaus für ihre Sangestradition berühmt ist. Und nun völlig zu Recht auch als immaterielles Kulturerbe anerkannt wird. Finsterwalde lebt den Gesang: Nicht zuletzt deshalb gründete sich 1990 in der Sängerstadt der Brandenburgische Chorverband. Und bis heute gibt es im Landkreis Elbe-Elster pro Kopf der Bevölkerung die meisten Sängerinnen und Sänger in Brandenburg. Dies zeigt: Unser Land ist reich an kulturellen Ausdrucksformen, Bräuchen, Festen und Handwerkskünsten. Das vielfältige immaterielle Kulturerbe ist Ausdruck von Kreativität und Traditionen und zeichnet die kulturelle Identität unseres Landes aus. Und, immer wichtig: Es bringt – nicht nur beim Singen – Menschen zusammen und schafft Gemeinschaft.“
Die Aufnahme der ‘Finsterwalder Sangestradition‘ unterstreicht die gesellschaftliche Bedeutung der Sangestradition auf lokaler Ebene sowie das Wissen, die Praxis, die Weitergabe und die Partizipation, die mit diesem lebendigen Kulturerbe verbunden sind. Im Jahr 1901 wurde Finsterwalde (Landkreis Elbe-Elster) erstmals als Sängerstadt bezeichnet. Mit dem 1899 entstandenen Couplet des Berliner Komponisten Wilhelm Wolff ‘Wir sind die Sänger von Finsterwalde‘, das deutschlandweit zu einem Gassenhauer wurde, war der Name der Stadt in aller Munde. Was als Parodie auf ländliche Kultur gedacht war, nahm durch kluges Agieren der Bürgerinnen und Bürger der Stadt eine erfolgreiche Wendung, die Finsterwalde als Sängerstadt in Deutschland bekannt machte. Seit den 1950er Jahren sind die Sänger fester Bestandteil des Kulturlebens in der Stadt Finsterwalde. Heute gehören etwa neun aktive Sänger aus dem traditionsreichen Männerchor ‘Einigkeit‘ zu den vier ‘Finsterwalder Sängern‘. Sie absolvieren jährlich etwa 60 Auftritte und besingen Ereignisse – vom Stadtfest bis zum Vereinsjubiläum – der Stadt oder der Region. Im Finsterwalder Sänger- und Kaufmannsmuseum wird seit 2010 die Historie des Gemeinschaftsgesangs vom Mittelalter bis zur Gegenwart in Deutschland thematisiert, so auch die Geschichte rund um das Finsterwalder Sängerlied. Überdies gehört das seit 1954 alle zwei Jahre stattfindende Sängerfest zu den größten Volksfesten in Brandenburg. Der internationale Wettbewerb im Jazz-Pop-Gesang um den ‘Finsterwalder Sänger‘ hat sich seit 2002 zu einem Treffpunkt des professionellen Gesangsnachwuchses aus ganz Europa entwickelt.
Das immaterielle Kulturerbe repräsentiert lebendige Alltagskultur, die über Generationen weitergegeben wird. Dazu zählen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Bräuche und Feste, Naturheilkunde und Handwerkstechniken. Weltweit sind bis heute rund 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes beigetreten, 2013 auch Deutschland. Im bundesweiten Verzeichnis stehen derzeit 144 Einträge: 128 Kulturformen und 16 Modellprogramme zur Erhaltung immateriellen Kulturerbes. Brandenburg ist sechs Mal vertreten, beispielsweise mit den Bräuchen und Festen der Lausitzer Sorben, der manuellen Glas-Fertigung (Baruther Glashütte) und dem ‘Netzwerk Kachelofenbau – Traditioneller, handwerklicher Bau von Kachelöfen‘, das im Ofen- und Keramikmuseum Velten angesiedelt ist. Die weltweite UNESCO-Liste umfasst bislang 677 Kulturformen aus 140 Ländern, darunter sieben aus Deutschland.
Weitere Informationen: www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe.