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Land fördert Gedenkstätten mit rund 4,2 Millionen Euro

- Erschienen am 13.02.2019

Kulturministerin Dr. Martina Münch hat heute in Potsdam gemeinsam mit Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, Dr. Insa Eschebach, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Dr. Sylvia de Pasquale, Leiterin der Gedenkstätten Brandenburg an der Havel, und Maria Schultz, kommissarische Leiterin der Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam, einen Ausblick auf das Jahresprogramm sowie die weitere Entwicklung der Stiftung gegeben.

Kulturministerin Martina Münch: „Die zahlreichen Gedenkorte der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten spielen eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur unseres Landes. Die Gedenkstätte Sachsenhausen ist nicht nur die wichtigste KZ-Gedenkstätte in Brandenburg – sie ist mit jährlich rund 700.000 Besucherinnen und Besuchern nach Dachau die größte Gedenkstätte in Deutschland und wegen ihrer mehrfachen Vergangenheit als KZ und sowjetisches Speziallager von besonderer historischer Bedeutung. In Sachsenhausen, aber auch an den anderen Gedenkstätten wie in Ravensbrück, Potsdam, Brandenburg an der Havel, im Belower Wald und in Jamlitz, wird man konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und unzähliges Leid erinnert und kann sich mit den fürchterlichen Auswirkungen des Nationalsozialismus sowie den Folgen der Sowjet- und DDR-Diktatur auseinandersetzen. Vor dem Hintergrund der immer weniger werdenden Zeitzeugen und einer sich durch Zuzug und Digitalisierung verändernden Gesellschaft müssen auch künftig zeitgemäße Vermittlungsformate und neue Zugänge zu diesen wichtigen Themen entwickelt werden. Gerade junge Menschen sollen für die Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, rechtsradikalen, rassistischen und antisemitischen Stimmungen bereits früh entschlossen entgegenzutreten. Die Erinnerung an das schreckliche Geschehen in Deutschland während des NS-Regimes, aber auch an die Folgen der DDR-Diktatur, verpflichten heute und in Zukunft zu einem entschlossenen Eintreten für Toleranz, Demokratie, Pluralismus und Freiheit.“

SBG-Direktor Axel Drecoll: „Aktuelle Ereignisse und Entwicklungen in den vergangenen Jahren stellen die Stiftung und ihre Einrichtungen vor neue Herausforderungen vor allem in den Bereichen von Geschichtsvermittlung und Digitalisierung, aber auch angesichts eines veränderten gesellschaftspolitischen Klimas. Auf diese Herausforderungen wollen wir im laufenden Jahr mit ersten Projekten und Veranstaltungen reagieren. Dabei wird die Stiftung durch 4,5 neue Stellen, vor allem im Bereich der Pädagogik, und einen Aufwuchs der Haushalte der Stiftung und der Gedenkstätte Leistikowstraße um nahezu 800.000 Euro unterstützt. Mit Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, Tagungen, Forschungs- und Ausstellungsprojekten in Kooperation mit renommierten Museen und Wissenschaftseinrichtungen stellen wir uns den Herausforderungen der Digitalisierung und fragen nach den Chancen und Grenzen neuer Formen medialer Vermittlung in Gedenkstätten“, so Drecoll. „Das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen stellt ebenfalls eine Herausforderung für die Gedenkstätten dar. Der Versuch, die Erinnerungskultur durch die Verharmlosung der NS-Geschichte fundamental zu verändern, betrifft die Arbeit der Gedenkstätten in der Stiftung unmittelbar. Wir stehen vor der Herausforderung, wie Gedenken und Erinnerung an die Opfer der Verbrechen und ein kritisch reflektiertes Geschichtsbewusstsein in einem sich derart verändernden politischen Umfeld weiterhin verteidigt und gestärkt werden können. Wir müssen uns gegen jede Politik, die die Grundprämissen der Gedenkstättenarbeit konterkariert, auch in Zukunft vehement zur Wehr zu setzen.“

Im vergangenen Jahr besuchten etwa 850.000 Besucherinnen und Besucher die Gedenkstätten und Museen der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Die Stiftung realisierte zehn Ausstellungsprojekte, mehr als 80 Veranstaltungen sowie 4.500 pädagogische Programmpunkte wie Führungen und Workshops. Unter dem Motto ‘Aus der Region für die Region‘ will die Stiftung in diesem Jahr verstärkt Geschichtsprojekte in Brandenburg unterstützen oder entsprechende Kooperationsbeziehungen eingehen sowie aktuelle Fragestellungen aufgreifen, die die Gedenkstätten betreffen. Dazu zählen unter anderem das verstärkte Engagement der Stiftung in Jamlitz-Lieberose, wo der Gedenkort weiter ausgebaut wird, sowie das Veranstaltungsformat ‘Debatte Brandenburg‘, das im Juni mit einer Podiumsdiskussion über Rechtspopulismus und Erinnerungskultur eröffnet wird. In der Gedenkstätte Sachsenhausen sind unter ein Workshop zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren und ein Interviewprojekt mit ehemaligen Häftlingen des sowjetischen Speziallagers geplant. In der Gedenkstätte Ravensbrück kommen mit dem KZ-Wasserwerk, dem Zellenbau und dem südlichen Lagergelände drei große Sanierungsprojekte zum Abschluss. Mit einer Sonderausstellung über deutsche politische Häftlinge erinnert die Gedenkstätte Ravensbrück ab September an ihre Gründung vor 60 Jahren. Schwerpunkt in den Gedenkstätten Brandenburg an der Havel ist die Entwicklung pädagogische Angebote in Verbindung mit der Dauerausstellung zur Geschichte des Zuchthauses Brandenburg-Görden, die 2018 eröffnet wurde. In der Gedenkstätte Leistikowstraße in Potsdam hat ein Forschungsprojekt zu antikommunistischen Personennetzwerken begonnen, die in der Zeit des Kalten Krieges im sowjetischen Untersuchungsgefängnis inhaftiert waren.

Die 1993 gegründete Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten betreut als rechtlich selbständige Stiftung des öffentlichen Rechts mit ihren mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Gedenkstätten in den früheren Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück, die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel und im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg-Görden sowie die Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald als Außenstelle von Sachsenhausen. Außerdem verwaltet sie treuhänderisch die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam. Aufgabe der Stiftung ist es, an Terror, Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern, die Auseinandersetzung der Öffentlichkeit mit diesem Thema zu fördern und ein würdiges Gedenken an die Opfer der Verbrechen der Gewaltherrschaft des NS-Regimes, der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR zu ermöglichen. Das Land Brandenburg fördert die Arbeit der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in diesem Jahr mit rund 3,7 Millionen Euro, rund 3,2 Millionen Euro kommen vom Bund. Weitere rund 500.000 Euro Landesmittel stehen für die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam sowie Sonderbauprojekte bereit.

Informationen zum Jahresprogramm finden sich in der Anlage, weitere Informationen unter www.stiftung-sbg.de.

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Datum
13.02.2019
Rubrik
PM