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Neue Informationstafeln am ehemaligen Militärgefängnis

- Erschienen am 12.09.2016

Kulturministerin Martina Münch würdigt das ehemalige Militärgefängnis der DDR in Schwedt/Oder (Landkreis Uckermark) anlässlich der heutigen Übergabe von Informationstafeln an die Öffentlichkeit als wichtigen Ort der Erinnerung und der Aufarbeitung. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und der Situation der Menschen in der DDR bleibt auch 26 Jahre nach der Friedlichen Revolution von besonderer Bedeutung. Das ehemalige DDR-Militärgefängnis in Schwedt spielt als zeitgeschichtlicher Erinnerungsort hierbei eine wichtige Rolle. Für viele Angehörige der Nationalen Volksarmee der DDR war Schwedt ein Begriff, der für Repression und Angst stand“, so Münch. „Die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit ist ein wichtiges Anliegen der Erinnerungskultur im Land Brandenburg. Gedenkorte und Dokumentationsstätten wie das ehemalige DDR-Militärgefängnis in Schwedt aber auch die Gedenkstätte Lindenstraße in Potsdam oder die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus erinnern konkret und unmittelbar an individuelle Schicksale und informieren über die Machtstrukturen der DDR. Sie sind wichtige Bestandteile der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Bildung für nachfolgende Generationen. Gerade junge Menschen sollen für Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, sich aktiv für Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Toleranz einzusetzen.“

Die beiden Tafeln am Standort des ehemaligen Militärgefängnisses informieren über die Gefängnisgeschichte und die Dauerausstellung „NVA-Soldaten hinter Gittern. Der Armeeknast Schwedt als Ort der Repression“. Die neue Ausstellung war erst im Mai eröffnet worden. Die Ausstellung mit 20 Text-Bild-Tafeln wurde vom Historiker und Leitenden Wissenschaftlichen Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam, Rüdiger Wenzke, konzipiert. Das Kulturministerium und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur haben die Ausstellung mit jeweils 18.000 Euro gefördert. Sie ist mittlerweile dauerhaft im Arrestbereich der ehemaligen Disziplinareinheit zu sehen. Eine Kopie der Ausstellung ist wird als Wanderausstellung bundesweit präsentiert.

Das Militärgefängnis in Schwedt/Oder war das einzige Militärgefängnis der DDR und wurde ab 1968 zur Inhaftierung von Angehörigen der Nationalen Volksarmee und der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern der DDR genutzt. Ab 1982 wurde die Militärstrafvollzugseinrichtung Schwedt zusätzlich als „Disziplinareinheit 2“ vom Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR weitergeführt. Hier wurden Soldaten oder Unteroffiziere auch ohne Urteil inhaftiert. Sie konnten bis zu drei Monate von den Kommandeuren ihrer Truppe in eine Disziplinarkompanie geschickt werden und waren auf diese Weise auch wegen belangloser Vergehen der Willkür der Offiziere ausgeliefert.

Zwischen 1982 und 1990 wurden rund 800 Soldaten in Schwedt interniert. Die Gründe für Inhaftierungen reichten von Straftaten wie Körperverletzung und Diebstahl über Militärstraftaten wie Befehlsverweigerung und Fahnenflucht bis zu politischen Vergehen wie „Staatsfeindliche Hetze“. Am 26. April 1990 wurde der letzte Militärstrafgefangene entlassen und am 31. Mai 1990 wurde das Militärgefängnis in Schwedt geschlossen. Die Gefangenenbaracken wurden in den 1990er Jahren abgerissen, der Sitz der ehemaligen Disziplinareinheit – bestehend aus Unterkunfts-, Schulungs- und Zellenbau sowie der Hauptwache – und der frühere Wachturm stehen unter Denkmalschutz.

Im Land Brandenburg gibt es insgesamt mehr als 70 Gedenkstätten, Erinnerungs­orte und Museen, die sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen beschäftigen. Das reicht von den Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück über Schauplätze des Zweiten Weltkrieges in Halbe und den Seelower Höhen bis zu den Mauer-Stelen in Potsdam.

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Datum
12.09.2016
Rubrik
PM