Hauptmenü

Brandenburg an der Havel ehrt Expressionisten Paul Goesch

- Erschienen am 12.07.2024 - Presemitteilung 249

Wichtiger Hinweis: Wetterbedingt wird die heutige Eröffnung um 17.00 Uhr vom Stadtmuseum im Frey-Haus in die nahegelegene Johanniskirche am Johanniskirchplatz verlegt.

Brandenburg an der Havel ehrt Expressionisten Paul Goesch

Die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde und das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel haben heute ihre gemeinsame Ausstellung ‘Ich werde berühmt!‘ über das Leben und Werk des Malers und Architekten Paul Goesch eröffnet. Kulturstaatssekretär Tobias Dünow zeigte sich bei der Eröffnung beeindruckt:

„Ausdrucksstark, farbintensiv, vielfältig – Paul Goeschs Bilder sind faszinierend und absolut sehenswert. Ich bin dankbar, dass wir mit der Ausstellung ‘Ich werde berühmt‘ sowohl einen Einblick in sein umfangreiches Werk als auch in sein komplexes Leben – und leider auch seinen grausamen Tod – erhalten. Die Nationalsozialisten haben sein Werk als ‘entartet‘ diffamiert. Sie haben ihm verboten, zu malen. Und sie haben ihn am Ende umgebracht – als einen von mehr als 9.000 Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen oder psychischen Krankheiten. Wir können das Werk von Paul Goesch nicht von seinem Leben in der Psychiatrie trennen, aber wir können beides von der Stigmatisierung befreien. Er gilt heute völlig zu Recht als Visionär der Moderne. Was mich an der Ausstellung besonders berührt: Sie wurde vom Team der Gedenkstätte und des Stadtmuseums partizipativ mit Bürgerinnen und Bürgern entwickelt. Das ist so vorbildhaft wie erfolgreich. Ich kann einen Besuch der Sonderausstellung deshalb nur wärmstens empfehlen!“

Der 1885 geborene Paul Goesch gilt als bedeutender Vertreter des Expressionismus der Weimarer Republik. Er war langjähriger Psychiatrie-Patient, konnte jedoch seine künstlerische Arbeit in Anstalten fortsetzen und weiterhin ausstellen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ihm ab 1934 das Malen verboten und nur wenige Jahre später wurde er 1940 im Rahmen der unter dem Kürzel ‘T4‘ bekanntgewordene Tötungsaktion in Brandenburg an der Havel in einer Gaskammer ermordet. Im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel werden erstmals originale Bilder von Paul Goesch gezeigt. Mehr als 30 seiner rund 2.000 Originalwerke sind zum ersten Mal in Brandenburg an der Havel zu sehen. Die Sonderschau erzählt die Lebensgeschichte des Malers und Architekten, thematisiert die Verfolgung psychisch kranker Menschen im Nationalsozialismus und wirft Fragen zur gesellschaftlichen Wahrnehmung psychisch kranker Künstlerinnen und Kreativer in der Gegenwart auf. Die Ausstellung ist vom 13. Juli bis 29. September 2024 im Frey-Haus des Stadtmuseums zu sehen.

In Brandenburg an der Havel wurden im Rahmen der NS-Euthanasie-Verbrechen zwischen Februar und Oktober 1940 mehr als 9.000 Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen und psychischen Krankheiten in einer Gaskammer ermordet. Insgesamt fielen der Tötungsaktion mehr als 70.000 Menschen mit psychischer Erkrankung oder Behinderung aus Heil- und Pflegeanstalten in Deutschland und Österreich zum Opfer. Im Jahr 2012 wurde die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde im ehemaligen Wirtschaftsgebäude des ‘Alten Zuchthauses‘ in Brandenburg an der Havel eröffnet. In der pädagogischen Arbeit wird besonderer Wert auf Inklusion, Barrierearmut und Partizipation gelegt. Auch das Konzept der Ausstellung über Paul Goesch wurde partizipativ mit der Brandenburger Stadtgesellschaft entwickelt und in Kooperation mit der Gedenkstätte und dem Stadtmuseum sowie der Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie ‘Sonnensegel‘ umgesetzt.

Weitere Informationen: www.brandenburg-euthanasie-sbg.de/paul-goesch/