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Militärgefängnis ist Ort der Erinnerung und Aufarbeitung

- Erschienen am 12.01.2016

Kulturstaatssekretär Martin Gorholt hat heute in Potsdam auf einer Informationsveranstaltung des Kulturministeriums vor Vertreterinnen und Vertretern von Brandenburger Bildungsträgern über den Erinnerungsort Ehemaliges Militärgefängnis Schwedt/Oder gesprochen und seine Bedeutung für die historisch-politische Bildung herausgestellt. „Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und insbesondere mit der Situation der Menschen in der DDR bleibt auch 26 Jahre nach der Friedlichen Revolution von besonderer Bedeutung. Heute wächst bereits die zweite Generation heran, die die Geschichte der DDR nicht unmittelbar erlebt hat. Das ehemalige DDR-Militärgefängnis in Schwedt spielt als Gedenkort daher eine wichtige Rolle“, so Gorholt. „Es ist ein wichtiger Bestandteil der zeitgeschichtlichen Erinnerungskultur des Landes und der historisch-politischen Bildung für nachfolgende Generationen. Gerade junge Menschen sollen für Mechanismen eines Unrechtssystems sensibilisiert werden – und damit auch für die Notwendigkeit, sich aktiv für Freiheit, Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Toleranz einzusetzen.“

Zur Unterstützung der historisch-politischen Bildungsarbeit wird derzeit vor Ort eine Ausstellung mit 25 Text-Bild-Tafeln konzipiert und erstellt, die Ende April 2016 eröffnet werden soll. Das Kulturministerium unterstützt den Verein DDR-Militärgefängnis Schwedt und das Stadtmuseum Schwedt dabei.

Das Militärgefängnis in Schwedt/Oder war das einzige Militärgefängnis der DDR und wurde ab 1968 zur Inhaftierung von Angehörigen der Nationalen Volksarmee und der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern der DDR genutzt. Ab 1982 wurde die Militärstrafvollzugseinrichtung Schwedt zusätzlich als „Disziplinareinheit 2“ vom Verteidigungsministerium der DDR weitergeführt. Hier wurden Soldaten oder Unteroffiziere auch ohne Urteil inhaftiert. Sie konnten bis zu drei Monate von den Kommandeuren ihrer Truppe in eine Disziplinarkompanie geschickt werden und waren auf diese Weise auch wegen belangloser Vergehen der Willkür der Offiziere ausgeliefert.

Zwischen 1982 und 1990 wurden rund 800 Soldaten in Schwedt interniert. Die Gründe für Inhaftierungen reichten von Straftaten wie Körperverletzung und Diebstahl über Militärstraftaten wie Befehlsverweigerung und Fahnenflucht bis zu politischen Vergehen wie „Staatsfeindliche Hetze“. Am 26. April 1990 wurde der letzte Militärstrafgefangene entlassen und am 31. Mai 1990 wurde das Militärgefängnis in Schwedt geschlossen. Die Gefangenenbaracken wurden in den 1990er Jahren abgerissen, der Sitz der ehemaligen Disziplinareinheit – bestehend aus Unterkunfts-, Schulungs- und Zellenbau sowie der Hauptwache – und der frühere Wachturm stehen unter Denkmalschutz.

Im Land Brandenburg gibt es insgesamt mehr als 70 Gedenkstätten, Erinnerungs­orte und Museen, die sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen beschäftigen. Das reicht von den Gedenkstätten in Sachsenhausen und Ravensbrück über Schauplätze des Zweiten Weltkrieges in Halbe und den Seelower Höhen bis zu den Mauer-Stelen in Potsdam.

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Datum
12.01.2016
Rubrik
PM