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Besucherzentrum Bernau für das UNESCO-Welterbe Bauhaus feierlich eingeweiht

- Erschienen am 11.02.2022 - Presemitteilung 38
Bundesministerin Geywitz, Bürgermeister Stahl, Kulturministerin Schüle ©Stadt Bernau

Elegant, transparent und großzügig – so präsentiert sich das neue Besucherzentrum Bernau für das UNESCO-Welterbe Bauhaus, das am Freitag, dem 11. Februar, feierlich eingeweiht wurde. Der knapp 500 Quadratmeter große, gläserne Pavillon befindet sich direkt gegenüber der 1928 bis 1930 errichteten ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), das nach Plänen der Schweizer Architekten Hannes Meyer und Hans Wittwer und unter Beteiligung der Bauhauswerkstätten in Dessau entstanden ist.

Zur feierlichen Eröffnung des Besucherzentrums Bernau, dessen Bauherrin die Stadt Bernau ist, begrüßte Bürgermeister André Stahl zahlreiche geladene Gäste aus Politik, Kunst und Wirtschaft, die am Bau beteiligten Architekten und Firmen sowie mit dem Bauhaus verbundene Gäste, wie die Nachfahren des Schweizer Architekten Hans Wittwer.

„Mit diesem ambitionierten Neubau erhält das historische Bauwerk aus der Zeit der Weimarer Republik eine Würdigung, die seinem UNESCO-Welterbe-Status gebührt. Das Besucherzentrum vereint zahlreiche Eigenschaften unter einem Dach: Es ist architektonisch hochwertig, steht für einen Ort der Begegnung und auch für die Bildung über die Geschichte des Bauhauses. Es repräsentiert damit in besonderer Weise das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus.“, sagte Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zur Eröffnung des Besucherzentrums. „In den 1920er Jahren war es eine Herausforderung für das Bauhaus, Architektur, Kunst und Kultur zu zusammenzubringen und als Einheit zu denken. Wir stehen heute vor der Herausforderung, Bauen und Klimaschutz folgerichtig zu vereinen“,

so  Bundesbauministerin Klara Geywitz.

Brandenburgs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Manja Schüle, bestätigte in ihrem Grußwort ebenfalls, dass das Bauhaus die gesellschaftlichen Auffassungen zu Architektur, Gestaltung und Stadtplanung revolutionierte und weit über Deutschland hinaus die Bewegung der Moderne prägte:

„Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau – eines der bedeutendsten Gebäude der Bauhaus-Architektur weltweit. Die Anlage mit Internat, Schulungsräumen, Lehrerhäusern und Freiflächen steht für sozial-pädagogische Ideen des Bauhauses und verbindet auf ideale Weise modernes Wohnen, Lernen und Erholung in einer weitgehend naturbelassenen Landschaft. Mit dem neuen Besucherzentrum ist nun ein wunderbarer Ort entstanden, in dem sich Interessierte über das Bernauer UNESCO-Welterbe informieren können. Anfang des 20. Jahrhunderts gingen die visionären und revolutionären Ideen noch von Weimar und Dessau aus – 2022 gehen sie von Potsdam aus, wenn es um das Bauen der Zukunft geht. Deshalb unterstützen wir auch die Initiative ‘Bauhaus der Erde‘ von Klima-Papst Hans-Joachim Schellnhuber. Es ist wieder allerhöchste Zeit, unterschiedliche Disziplinen, unterschiedliche Perspektiven zusammen zu denken, so wie es das Bauhaus einst getan hat – um klimafreundlich zu bauen. Eins ist klar: Brandenburg ist Bauhaus-Land“.

Bernaus Bürgermeister André Stahl erinnerte daran, dass der Gebäudekomplex des Bauhaus Denkmals Bundesschule im November 2017 in die international renommierte Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen wurde:

„Nur gut vier Jahre später haben wir einen gebührenden Ort geschaffen, an dem sich Besucher über das Bauhaus Denkmal Bernau in einem angemessenen Rahmen informieren können und der auch ein Treffpunkt für Schüler und Anwohner sein wird. Im hinteren Bereich des Gebäudes sind außerdem Räumlichkeiten für den Ortsbeirat Waldfrieden integriert“,

sagte das Stadtoberhaupt. Er dankte dem Verein baudenkmal bundesschule bernau für dessen herausragendes Engagement, hatte sich der Verein doch maßgeblich für die Aufnahme der Bundesschule in die UNESCO-Welterbe-Liste und den Bau des Besucherzentrums eingesetzt.

Weiterhin dankte der Bürgermeister der Handwerkskammer Barnim als bisheriger Nutzerin für ihre großartigen Leistungen zum Erhalt des Gebäudekomplexes. An die neue Eigentümerin – die Michels Kliniken - gewandt, gab er seiner Hoffnung nach einer guten Zusammenarbeit Ausdruck. Er freue sich, dass das UNESCO-Ensemble weiterhin zu festgelegten Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich bleibe, damit Besucher in fachkundigen Führungen nicht nur über die Außenbereiche, sondern auch durch die historischen Innenräume geleitet werden können.

Neubau als Hommage an den Bauhaus-Gedanken

Der Neubau wurde von Steimle Architekten aus Stuttgart entworfen.

„Uns kam es darauf an, einen Pavillonbau aus Beton, Glas, Stahl und Holz zu schaffen, der nicht historisierend wirkt, der sich zurücknimmt – ein dienendes Gebäude, das als Plattform genutzt wird, um die verschiedenen Funktionen als Ausstellungsraum und Begegnungsstätte sinnvoll zu vereinen“,

erklärte Architekt Thomas Steimle.

Traditionelle Ausstellung und Virtual Reality

Die Dauerausstellung des Besucherzentrums zeigt die deutschen UNESCO-Stätten im Allgemeinen und die der Bauhaus-Ära im Besonderen, gibt Aufschluss über die eindrucksvolle Bau- und Architekturgeschichte des Gebäudekomplexes in Bernau und erzählt von dessen äußerst wechselvoller, mehr als 90-jähriger Geschichte.

Mit technischer Ausstattung ist es möglich, den Baukomplex virtuell zu erkunden oder mittels der Bauhaus-Welterbe Bernau App auf dem Campus bestehend aus Lehrerhäusern, Schulgebäude, Sporthalle, Internatshäusern und dem spektakulären Glasgang unterwegs zu sein. Themenbezogene Workshops, Vorträge und Filme in den Räumen des Besucherzentrums runden das Angebot ab, das sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche ansprechen will.

Historie des Gebäudekomplexes

Nur drei Jahre lang, von 1930 bis 1933, konnte die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in ihrer ursprünglich gedachten Funktion als gewerkschaftliches Bildungszentrum genutzt werden. Anschließend wurde sie zwölf Jahre lang von den Nationalsozialisten zu Ausbildungszwecken von SS, Gestapo und weiterer so genannter „Sicherheitsdienste“ zweckentfremdet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der in den 1950er Jahren erweiterte Bau für mehr als vier Jahrzehnte dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) als Hochschule. Nach 1990 stand der Gebäudekomplex zunächst leer, hatte anschließend verschiedene Betreiber und eine dementsprechend wechselnde Nutzung. In den 2000er Jahren aufwändig saniert wurde der Gebäudekomplex 2017 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

„Die einzige Konstante, die die wechselvolle Geschichte des Baudenkmals aufweist, ist seine kontinuierliche Nutzung als Lehr- und Ausbildungsstätte über alle politischen und gesellschaftlichen Umbrüche hinweg. Dies zeigt, wie konsequent Meyer und Wittwer die Lehr- und Ausbildungsfunktion baulich umsetzten“,

sagte Dr. Anja Guttenberger, Leiterin des Besucherzentrums.

Die Kosten für den Bau belaufen sich auf rund 2,7 Millionen Euro. Etwa 667.000 Euro davon konnte die Stadt Bernau aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ akquirieren.

Geöffnet ist das Besucherzentrum, das von der Bernauer Stadtmarketing GmbH (BeSt) betrieben wird, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Ab morgen ist die Ausstellung für jedermann zugänglich.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.welterbe-bernau.de