87. Jahrestag der nationalsozialistischen Pogromnacht
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle nimmt heute an der Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den 87. Jahrestag der Novemberpogrome im Jahr 1938 teil:
„Vor 87 Jahren wurden in aller Öffentlichkeit Pogrome begangen, für alle sicht- und hörbar. Proteste dagegen gab es nahezu nicht. Diese Gleichgültigkeit von vielen ermutigte die Nationalsozialisten weiterzumachen – und führte geradewegs in die Shoah. Auch heute grassiert wieder Antisemitismus, gibt es Ausgrenzung, häufen sich Übergriffe. Wieder in aller Öffentlichkeit. Heute liegt es an uns: Wir entscheiden, ob wir hinsehen. Ob wir zuhören. Ob wir widersprechen. Ob wir beistehen. Wir als Landesregierung haben bewusst entschieden, den Jüdinnen und Juden in unserem Land beizustehen. Deshalb haben wir auch die Mittel für die jüdischen Gemeinden gerade erst von 750.000 auf 1,2 Millionen Euro erhöht. Denn jüdisches Leben muss noch sichtbarer werden. Jetzt erst recht.“
Bei den Novemberpogromen organisierten SA- und SS-Trupps in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Mehr als 1.400 Synagogen und Betstuben in Deutschland wurden in Brand gesetzt, mindestens 8.000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Die Pogromnacht forderte rund hunderte Todesopfer. Insgesamt 30.000 jüdische Menschen wurden in dieser Nacht und den folgenden Tagen verhaftet und in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. Die antisemitischen Ausschreitungen wurden von der NS-Führung organisiert, die die Diskriminierung und Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger seit 1933 systematisch vorangetrieben hatte. Die Pogrome markierten den Übergang von antisemitischen Repressionen seit 1933 zur gewalttätigen und systematischen Verfolgung, die wenige Jahre später in die Shoah, die Vernichtung der europäischen Juden, mündete. Ihr fielen bis 1945 mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer.
Auch die ehemalige Synagoge in Potsdam wurde während der Reichspogromnacht 1938 verwüstet, im Krieg durch Bomben beschädigt und nach dem Krieg 1954 abgerissen. Mit der Eröffnung des Synagogenzentrums im Juli 2024 hat die Landeshauptstadt wieder eine repräsentative Synagoge. Der Bau wurde vom Kulturministerium mit rund 17,5 Millionen Euro finanziert.