Gedenken an Novemberpogrome
- Erschienen am - PresemitteilungKultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle hat heute Abend an der Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den 86. Jahrestag der nationalsozialistischen Reichspogromnacht im Potsdamer Synagogenzentrum teilgenommen:
„Vor 86 Jahren war Antisemitismus sicht- und hörbar, überall. Vor 86 Jahren wurden in aller Öffentlichkeit Pogrome begangen, von der Staatsmacht organisiert und angeheizt. 2024 ist nicht 1938. Aber die antisemitischen Übergriffe der vergangenen Tage, Wochen und Monate zeigen verstörend, dass 1938 nicht so weit entfernt ist, wie wir glaubten. Natürlich bieten wir jüdischen Gemeinden und Liegenschaften in Brandenburg verstärkten Polizeischutz. Ich freue mich, dass wir seit diesem Jahr auch einen Antisemitismusbeauftragten in Brandenburg haben. Und in Potsdam steht endlich wieder eine Synagoge, im Herzen der Stadt, weithin sichtbar. Aber das reicht nicht. Diejenigen, die an der Seite unserer jüdischen Mitbürgerinnen und -mitbürger stehen, müssen sicht- und hörbarer sein. Dafür können wir gemeinsam sorgen – mit Mut, Zuversicht und Zusammenhalt. Nicht nur heute, sondern an jedem Tag.“
Bei den Novemberpogromen organisierten die Nationalsozialisten in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Mehr als 1.400 Synagogen und Betstuben in Deutschland wurden in Brand gesetzt, mindestens 8.000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Die Pogromnacht forderte mehrere hundert Todesopfer. Insgesamt 30.000 jüdische Menschen wurden während der Pogrome in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. Die antisemitischen Ausschreitungen wurden von der NS-Führung organisiert, die die Diskriminierung und Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger seit 1933 systematisch vorangetrieben hatte. Die Pogrome markierten den Übergang von antisemitischen Repressionen seit 1933 zur gewalttätigen und systematischen Verfolgung, die wenige Jahre später in die Shoah, die Vernichtung der europäischen Juden, mündete. Ihr fielen bis 1945 mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer.
Auch die ehemalige Synagoge in Potsdam wurde während der Reichspogromnacht 1938 verwüstet, im Krieg durch Bomben beschädigt und nach dem Krieg 1954 abgerissen. Mit der Eröffnung des Synagogenzentrums im Juli dieses Jahres hat die Landeshauptstadt wieder eine repräsentative Synagoge. Zum ersten Mal kann die Gedenkveranstaltung für die Novemberpogrome im neuen Synagogenzentrum in der Potsdamer Innenstadt abgehalten werden.